Neue Klassik Reihe startet furios

Am vergangenen Samstag fand die Premiere eines neuen Formats des Kulturbüros statt.

Von Sylke Jacobs
Haan – Auf dem Weg nach Hause hat man noch immer das unwiderstehliche Spiel der Pianistin im Ohr, das Bild des sich vor Leidenschaft verzehrenden Körpers der Tänzerin im Kopf und spürte dem Vibrieren, der sich vor Sehnsucht aufbäumenden Geigen, nach.
Der Premierenabend der neuen Veranstaltungsreihe „Klassik Fusion Lounge“, am Samstag, 9. März, im Autoforum NRW an der Hochdahler Straße war kein gewöhnlicher Konzertabend. Vielmehr war er eine Tanzperformance, ein Schauspiel, eine Begegnung voller Lust, eine Liebe zu einem Klavierspiel, in das die Pianistin all die Sehnsucht, Schwermut, Glücksmomente und stille Missverhältnisse, die Herz und Seele bewegen, eingebracht hatte.
Lisa Eisner-Smirnova, international bekannte Pianistin und Professorin der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf, gelang in Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen Sophia Otto (Tanz), Lydia Stettinius (Violine) und Sophia Oertel (Violine) ein an Eigenwilligkeit und Kreativität kaum zu toppendes Arrangement. Eine kunstvolle Umsetzung, der klassischen Werke Johann Sebastian Bachs, Sergej Prokofjews und John Cages.
Die schönste „Barmusik“ der Welt
Dabei bezeichnet Eisner-Smirnova ihre Bach-Performance gerne als „Barmusik“. Eigentlich stellt sie dem Publikum die Frage: Sind Bachs 11 kleine Präludien die schönste Barmusik der Welt? Am Applaus gemessen scheint zumindest für das Haaner Publikum viel dafür zu sprechen, denn die rund 150 Besucher zeigten sich mehr als begeistert. „Vergnügen“ ist das Wort, dass die Stimmung des Abends trefflich umschreibt.
Vergnüglich also, am Proseccoglas nippend, verfolgten die Gäste die spannende Performance, die immer wieder mit unerwarteten Momenten überraschte: Vorerst präsentierte sich ihnen ein betont mimisches, aber dennoch im Hintergrund zurückhaltendes Klavierspiel. Dann gesellte sich die hingebungsvolle Performance der Tänzerin hinzu und wie aus dem Nichts stießen vibrierend die Geigen dazu, als wollten sie ein Gefecht gewinnen. Dabei drang ihr Spiel mal aus den Publikumsreihen, mal von der Empore hervor oder sie nahmen sich ihren Raum auf der Bühne. Das Ganze gepaart in einer ungewöhnlichen Atmosphäre: die Ausstellungsfläche eines Autohauses wurde an diesen Abend zum Kultursalon.
Jubelrufe aus den Zuschauerreihen füllten die kleinen Pausen, bevor das Spiel auf dem Piano fortgesetzt wurde. Doch es gab auch Momente der Stille, zum Beispiel als die vier Protagonistinnen zum Quartett verschmolzen. Jede an einem separatem Tisch sitzend, begann die erste mit einer monotonen Wortfolge, eine weitere stimmte ein. Ihr folgte die dritte und die vierte – ein Stimmengewirr schwirrte durch den Raum.
Am Ende ernteten die vier Künstlerinnen gellenden Applaus und abermals Jubelrufe. Ein einstündiger Premierenabend, dem hoffentlich noch weitere in der Reihe folgen werden.