Entlang der Gleise ist es zu laut

Vor allem an den Bahnhöfen in Haan und Gruiten drohen gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Von Knut Reiffert und Andreas Tews
Haan – Rund 2200 Haanerinnen und Haaner wohnen an den beiden Eisenbahnlinien und sind deswegen vom Lärm der Züge betroffen. Das berichtet das Eisenbahnbundesamt (EBA) in seinem neuen Lärmaktionsplan. Ganztägig beeinträchtigt sind mehr als 1400 Einwohnerinnen und Einwohner der Gartenstadt. Richtig stark belastet sind nach den Zahlen des EBA allerdings aber deutlich weniger Menschen. Im Vergleich zu anderen Städten steht Haan vergleichsweise gut da. Der Grenzwert von ganztägig 70 Dezibel wird an Bahnlinien nur an wenigen Stellen überschritten.
Naturgemäß ist der Lärm der Züge vor allem an der Hauptstrecke (von Solingen-Ohligs über Haan und Gruiten bis Wuppertal-Vohwinkel) spürbar. Hier sind neben der Regionalbahn (RB) 47 auch der Regionalexpress (RE) 7 sowie die Intercity- (IC) und Intercity-Express-Züge (ICE) unterwegs, die ohne Halt auf Haaner Stadtgebiet zwischen dem Solinger und dem Wuppertaler Hauptbahnhof verkehren.
Nachbarn der Bahnhöfe in Haan und Gruiten besonders gefährdet
Ebenso erwartungsgemäß ist innerhalb Haans die Gefahr gesundheitlicher Beeinträchtigungen an den beiden Bahnhöfen am höchsten. Dies gilt in Gruiten vor allem an der Ecke Thunbusch-/Bahnstraße, aber auch in großen Teilen des Kastanienwegs sowie auf gleisnahen Abschnitten der Bergstraße, des Lindenwegs, der Kastanienwegs und des Rotdornwegs. Nach Berechnungen des Bundesamtes drohen dort je Hektar (100 mal 100 Meter) bei fünf bis zehn Menschen gesundheitliche Schäden. Dies ist die vierthöchste von sechs möglichen Einstufungen und gilt nach EBA-Erkenntnis auch für Bereiche im weiteren Umfeld des Bahnhofs in der Innenstadt. Nördlichste Punkte sind hier Sedanstraße und Diekermühle. Dann aber auch der Schiensbusch.
Zum lärmbelasteten Nahbereich des Haaner Bahnhofs zählen der südliche Zipfel von Büschhöfen, die Düsseldorfer Straße in Höhe der Eisenbahnbrücke, Zur Pumpstation, die Eisenbahnstraße und der nordöstliche Teil der Steinstraße. Weiter südlich – Richtung Solingen-Ohligs – ist es dann noch mal an der Einmündung der Büssing- auf die Dürerstraße sowie im nördlichen Abschnitt der Bruchermühlen Straße auffallend laut.
Da die Regionalstrecke von Gruiten nach Hochdahl (RE 4, RE 13, S 8, S 68) weitgehend über unbewohntes Gebiet führt, sind im Lärmaktionsplan nur Teile des Gellenkothens und des Neandertalwegs markiert. Und die auch nur mit der niedrigsten beziehungsweise zweitniedrigsten Belastungsstufe.
Die bundesweit geltende Skala für Lärmbelästigung reicht deutlich höher. Die Rubrik für die am stärksten befahrenen Bahnlinien markiert Siedlungsbereiche, in denen mehr als 40 Menschen pro Hektar gesundheitliche Schäden drohen.
Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hat Haan im Vergleich mit seinen Nachbarstädten eine moderate Zahl an Betroffenen bei der ganztägigen Belastung. Für ein solches Ranking hat das EBA eine Lärmkennziffer eingeführt, bei der dies durch eine komplizierte Rechenformel dargestellt wird. Für die Gartenstadt wird eine ganztägige Kennziffer von 7406 festgelegt. In Solingen liegt diese bei 19.054, in Wuppertal bei 16.756, in Hilden bei 15.238 und in Erkrath bei 8064.
Lärmsanierung startet frühestens in sieben Jahren
Durch den ganztägigen Lärm dürften in der Gartenstadt nach Schätzungen des Eisenbahnbundesamtes 258 Menschen stark belastet sein. Nachts sinkt diese Zahl auf 107.
Zuständig für den Schallschutz ist aber nicht das EBA, sondern die Deutsche Bahn (DB). „Die Ortsdurchfahrt Haan ist im freiwilligen Lärmsanierungsprogramm des Bundes enthalten und wird aktuell erneut schalltechnisch untersucht“, sagt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage des Haaner Treffs. Seine Antwort deckt sich weitgehend mit der Mitteilung der Stadtverwaltung, die am vergangenen Mittwoch auf der Tagesordnung des Umwelt- und Mobilitätsausschuss stand.
Anlass für die erneute Untersuchung, so der Bahn-Sprecher, sei die Absenkung der Grenzwerte der Lärmsanierung von 57 db (A) auf 54 db in der Nacht. Diese ist 2022 neu festgelegt worden. „Die neuen Werte sind deutliche Verbesserungen für die Anwohner“, verspricht der Bahn-Sprecher. „Bei dieser Überprüfung wurden auch die bereits sanierten Abschnitte wieder mit betrachtet.“ Dadurch würden alle lärmbelasteten Bereiche nach den gleichen Kriterien saniert werden.“
Die Ergebnisse der neuen Untersuchungen dienen dazu, die förderfähigen Lärmschutzwände zu bestimmen. „Da die Planungen noch am Anfang stehen, kann die DB noch keinen Starttermin für die Lärmsanierungsmaßnahme in der Ortsdurchfahrt Haan nennen“, lautet die Antwort auf die Frage, wann in der Gartenstadt mit Verbesserungen zu rechnen ist. „Erst nach Vorlage der Untersuchungsergebnisse aus der überarbeiteten Untersuchung können wir weitergehende Auskünfte geben.“ Dass es entlang der Zugstrecken in Haan und Gruiten kurzfristig leiser wird, ist allerdings nicht zu erwarten: „Nach dem aktuellen Stand ist die Umsetzung der Lärmsanierungsmaßnahme frühestens im Jahr 2031 möglich“, teilt der Bahnsprecher mit.