Nach zwei Jahrzehnten ist für Jochen Sack Schluss im Stadtrat

Das GAL-Mitglied ist auf eigenen Wunsch aus dem städtischen Parlament verabschiedet worden.

Von Susanne Schaper
Haan – Wenn am 9. April die erste Sitzung des Stadtrats in diesem Jahr stattfindet, wird eine Person fehlen, die das Gremium in den letzten zwei Jahrzehnten mitgeprägt hat: Jochen Sack. Der gebürtige Haaner war und ist mit Leib und Seele Bewohner der Gartenstadt. Er gehörte zum ersten Jahrgang, der das damals neue Haaner Gymnasium – seinerzeit noch an der Hochdahler Straße – besucht hat. Nach der mittleren Reife absolvierte er zunächst eine Lehre als Siebdrucker in Wuppertal. „Als 14-Jähriger wäre ich gerne Künstler geworden. Damals bin ich immer wieder nach Düsseldorf gefahren und um das ,Büro für direkte Demokratie‘ geschlichen, in dem Beuys regelmäßig anzutreffen war. Irgendwann bin ich ihm begegnet und habe ihn gefragt, unter welchen Umständen ich Kunst bei ihm studieren könne. Ich solle mich bewerben, war seine Antwort. Leider ist Beuys dann 1972 entlassen worden“, bedauert Jochen Sack, der bis heute gern zeichnet und malt und die Lust am künstlerischen Gestalten auch Kindern in Kunstaktionen vermittelt – beispielsweise auf dem Haaner Sommer.
Zivildienst beim CVJM ist prägend für den Beruf
Seinen Zivildienst in der Jugendarbeit des Haaner CVJM brachte Jochen Sack dann in den sozialen Bereich. So habe er nach der Lehre sein Fachabitur in Düsseldorf absolviert und an der Gesamthochschule Wuppertal Sozialwissenschaften studiert. Es folgten die Beschäftigung als Jugendhilfeplaner für ein Dortmunder Institut, Lehraufträge an der Hochschule in Wuppertal und eine langjährige Tätigkeit für den Landesverband des Kinderschutzbundes, im Landesprojekt „Soziale Frühwarnsysteme in NRW“.
Seit 1984 ist Jochen Sack Mitglied im Haaner Jugendhilfeausschuss, der damals noch Jugendwohlfahrtsausschuss hieß. „Nach 20 Jahren Tätigkeit wollte ich dort 2004 den Vorsitz übernehmen. Dazu war es nötig, Ratsmitglied zu sein“, erinnert sich der 66-Jährige, der seit 1999 Mitglied der Grün-Alternativen Liste Haan (GAL) ist – in den letzten Jahren als deren Vorsitzender. Viel sei erreicht worden während seiner Zeit im Jugendhilfeausschuss, beispielsweise die Schaffung sowohl von Kita-Plätzen für unter Dreijährige als auch von Betreuungsplätzen für Schulkinder. „Da hatten wir in Haan einen enormen Fehlbedarf“, weiß Sack. Auch die Einführung des Kinder- und Jugendparlaments fiel in seine Amtszeit. „Als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses musste ich Kompromisse finden und Positionen vermitteln“, erläutert er.
Auch nach dem Abschied aus dem Rat bleibt Sack politisch aktiv
Nach 20 Jahren ist nun Schluss im Stadtrat. „Es ist Zeit, dass eine neue Generation das Ruder übernimmt“, findet der Lokalpolitiker. An seinem Lebensmotto „Einmischen und mitgestalten“ soll sich aber auch nach seiner Verabschiedung in der Dezember-Sitzung nichts ändern. „So ganz werde ich mich nicht aus der Politik zurückziehen“, schmunzelt er. Beispielsweise könne er sich gut vorstellen, Kinder- und Jugendarbeit und sein Hobby Kunst verstärkt zusammen zu bringen und mit den Kindern und Jugendlichen ein großes Gemeinschaftsbild zu gestalten.
Seit 2006 ist Jochen Sack freiberuflich als Coach für Familienzentren tätig und begleitet Kindertagesstätten in ganz NRW auf ihrem Weg zum zertifizierten Familienzentrum. Eine Tätigkeit, die er auch weiter ausüben möchte.
„Es gibt noch viel zu tun“, findet Jochen Sack. Zwar gebe es jetzt Betreuungsplätze für Kinder in Haan, nun käme es darauf an, deren Qualität zu sichern. Das sei wegen des Fachkräftemangels nicht einfach. Außerdem hofft der Vollblutpolitiker, dass vor allem Projekte, an denen Kinder und Jugendliche beteiligt seien, schneller umgesetzt würden. „Es ist den Kindern schwer zu vermitteln, warum es beispielsweise so lange dauert, bis der Bolzplatz gebaut wird, den sie im Parlament beschlossen haben“, nennt er ein Beispiel.
Außerdem müsse man Kinder und Jugendliche verstärkt motivieren, sich für ihre Belange einzusetzen: „Da muss eine Welle durch die Jugendlichen gehen. Man sollte zweimal jährlich Konferenzen durchführen, an denen sich alle Kinder beteiligen können, nicht nur die, die im Parlament sitzen“.