„Alle Welt liest das jetzt“

In der vergangenen Woche wurde der sechste Emil-Barth-Projektstein vor der Bücherei verlegt.

Von Susanne Schaper
Haan – Das Konzept „Emil Barth auf Schritt und Tritt“ basiert auf der Idee des Künstlers Wolfram E. Schneider-Mombaur, 14 Zitate aus den Gedichten und Romanen von Emil Barth aufzugreifen, in Stein zu gravieren und an Plätzen und Orten in der Innenstadt zu verlegen.
Haaner Bürger und Besucher der Stadt bekommen damit die Möglichkeit, auf einem kulturellen „Walk of Fame“ zu wandeln und gleichzeitig den Haaner Dichter ein wenig kennen zu lernen.
Nach den ersten fünf Zitat-Steinen im Park Ville d’ Éu, am Alten Kirchplatz, dem Sparkassenvorplatz, vor der Evangelischen Kirche und vor dem Wohnhaus der Familie Barth (Max Barth-Haus an der Kaiserstraße 53) liegt der jüngste Stein seit vergangenen Mittwoch, 29. November, vor der Stadtbücherei am Neuen Markt.
Die Zeile „Alle Welt liest das jetzt“ stammt aus dem Roman „Der Wandelstern“ aus dem Kapitel „Verstrickungen“. „Es ist der erboste Ausruf des Vaters, Max Barth, nach einer Missetat seines Sohnes Emil. Der hatte mit seinem Freund Mathias im Hotel Windhövel gezündelt.
Es folgte eine Amtshandlung durch den örtlichen Gendarme mit Verhör, Aussagen und Protokoll. Emils Vater fragte, ob der Gendarme den Jungen gleich mitnehmen wolle? Der erwiderte, die Haftzellen seien leider besetzt durch einen Trunkenbold, einen Hühnerdieb und eine Tollhäuserin namens Sibylla, die ihr Bett mit Petroleum übergossen habe.
„Es war einiges los damals in dem wohl nicht immer so beschaulichen Haan. ‚Du bringst es ja zu traurigem Ruhm!‘, sagte der Vater und ergänzte, mit den Fingern auf ein Zeitungsblatt schlagend: ‚Alle Welt liest das jetzt!‘, erläuterte Schneider-Mombaur aus welchem Zusammenhang das Zitat stammt und führte aus: „Wir nehmen uns bei diesem Zitat-Stein vor dem Eingang zur Bücherei die Freiheit, die Doppeldeutigkeit zu nutzen“.
Der Stein selbst wurde vom Haaner Steinmetz Tobias Kartz aus Tiefenbasalt gefertigt, ist 90 mal 20 mal 14 Zentimeter groß und hebt sich mit seiner dunkelgrauen Farbe gut von den helleren Bodenplatten vor der Bücherei ab.
Finanziert wurden die rund 1.500 Euro, die der Stein gekostet hat, von Gabriele und Harald Hientzsch. „Wir wohnen seit 1977 in Haan und fühlen uns der Stadt sehr verbunden. Zur Stadtbücherei haben wir einen engen Bezug, schon früher sind wir mit unseren Kindern hier ein und aus gegangen. Wir fanden das Zitat sehr gut. Sobald man darauf schaut, bewahrheitet sich der Satz“, erzählt Gabriele Hientzsch.
Insgesamt sind in den kommenden Monaten noch vier weitere Steine geplant und beauftragt. Sie sollen vor dem Brunnen am Alten Markt, vor dem öffentlichen Bücherschrank an der Friedrichstraße, gegenüber der alten Post an der Kaiserstraße und am Lilientor (Anna Lena-Haus) verlegt werden.
Von der Bürgerstiftung für Haan und Gruiten erhält Schneider-Mombaur nicht nur finanzielle sondern auch organisatorische Unterstützung. „Das ist ein schönes Projekt, um den Bürgern Emil Barth näher zu bringen“, erläuterte Jeannette Kirchhoff von der Bürgerstiftung.
Spenden aus der Haaner Wirtschaft und von Privatpersonen sind jederzeit willkommen. Gerne nimmt die Bürgerstiftung zweckgebundene Spenden entgegen. Auch die geplante Webseite für den „Walk of Fame“ und eine App benötigen noch finanzielle und fachliche Unterstützung.