Wird das Sportheim unbezahlbar?

Die Kosten für das Gebäude sind seit 2021 um rund 1,6 Millionen Euro gestiegen.

Von Susanne Schaper
Gruiten – „Wir sind hier, wir sind laut, damit ihr unser Sportheim baut“, skandierten zunächst die Mädels der Fußballmannschaft des TSV Gruiten auf der Bühne und machten damit deutlich, um was es an diesem Mittwoch, 25. Oktober, gehen sollte: Den Sporttreibenden des TSV, aber auch anderen Haaner Vereinen, eine neue zeitgemäße Unterkunft zu geben.
Dass es voll werden würde, hatte das ehrenamtliche Planungsteam des TSV Gruiten gehofft und rund 100 Stühle im Bürgersaal aufgestellt. Die reichten aber bei weitem nicht aus. Etwa 150 Besucher, vor allem Sporttreibende des TSV Gruiten, aber auch interessierte Bürger und Kommunalpolitiker hatten sich zur Informationsveranstaltung über die Neubauplanung des Sportheims eingefunden.
Zunächst referierte der Projektverantwortliche des TSV Gruiten, Kai Küpper, die wechselvolle Historie des maroden Gebäudes: 1938 wurde das Gebäude gebaut. 1953 erfuhr es eine Umnutzung zum Sportheim als der Sportplatz angelegt wurde. Seit 25 Jahren wird bereits darüber diskutiert, das Sportheim neu zubauen. 2012 wurden Sportplatz und Laufbahn saniert. 2016 mussten Teile des Gebäudes geschlossen werden, weil die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte.
Vergaberechtsanwälte leiteten im vergangenen Jahr das Ausschreibungsverfahren ein, das auf nationaler und auf EU-Ebene stattfand. Büros aus Düsseldorf, Kamp-Lintfort und Xanten erhielten den Zuschlag und waren am Mittwoch Abend auch anwesend.
Die Architekten stellten in ihrem Vortrag ein modernes Gebäude mit zwei Eingängen vor, das Funktionalität mit moderner Ästhetik verbindet. Als Verkleidung sind Lamellen aus Lärchenholz mit Mineralwolle als Aufbau vorgesehen.
„Zwar sind WDV-Systeme kostengünstiger, aber weniger haltbar. Lärchenholz hält auch den Aufprall eines Fußballs oder Basketballs locker aus“, erklärte Melanie Kasuch. Die Böden bestehen überwiegend aus PVC, im Sanitär- und Umkleidebereich werden Fliesen verlegt. Die Mehrzweckhalle erhält einen Schwingboden. Auf Lärmschutz wird unter anderem durch Dämmung sowie die Lage der Türen und Fenster geachtet, um die Anwohner nicht unnötig zu verärgern. Ein Gründach wäre wünschenswert, ist aber aus Kostengründen derzeit ebenso wenig geplant wie eine Photovoltaikanlage, beides kann aber nachgerüstet werden.
Finanzierung ist ein schwieriges Thema
Das schwierigste Thema des Abends war eindeutig die Finanzierung. Laut Bewilligungsbescheid vom 20. Juli 2021 erhält der TSV von der Stadt Haan 2,4 Millionen Euro für Abriss und Neubau des Gebäudes plus dem Bau einer neuen Mehrzweckhalle. Inzwischen sind aber allein die Baukosten um mehr als 1 Million Euro gestiegen, dazu kommt ein Anstieg der Planungskosten um 400.000 Euro.
Gesetzliche Vorgaben wie Barrierefreiheit, Lüftungsanlage, Wärmepumpe, Fahrradstellplätze erhöhen die Kosten ebenso wie zusätzlicher Planungsumfang.
Das Planungsteam hat bereits verschiedene Einsparmöglichkeiten ausgeschöpft wie Verzicht auf Abhangdecken im Umkleide- und Duschbereich, sichtbare Installationen, keine verputzten Wände, Verzicht auf Überdachung der Fahrradstellplätze, vereinfachte Dachdämmung und eine einfache Sanitärausstattung. Dennoch wird der Bau rund 1,6 Millionen Euro teurer als 2021 bewilligt wurde.
Möglicherweise könnte die Teilnahme an einer Fördermaßnahme des Bundes eine Finanzspritze bedeuten. Die Chance dort zum Zuge zu kommen, liege allerdings im Verhältnis eins zu sieben.
In den kommenden Wochen ist es nun Aufgabe der politischen Parteien zu entscheiden, ob das Projekt Sportheim für den Ortsteil mit immerhin knapp einem Viertel der Einwohner Haans weitergeführt wird oder nicht.