Tausende kämpfen für Krankenhaus

Am vergangenen Samstag fand auf dem Neuen Markt eine Kundgebung statt.¶

Von Antje Götze-Römer
Haan – Haaner, Hildener, Erkrather und Solinger, Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeitende der betroffenen Krankenhäuser beteiligten sich am Samstag, 14. Oktober, an einer Demonstration und Kundgebung auf dem Neuen Markt, um für den Erhalt der Krankenhäuser in Haan und Hilden zu kämpfen.
Mitorganisator Marek Kasper hatte im Vorfeld 1.000 Teilnehmer bei den Ordnungsbehörden für die Demonstration angemeldet. Diese werden später von mehr als 3.500 Personen sprechen, Mitorganisatorin Meike Lukat sogar von rund 9.000 Demonstranten.
Im Vorfeld der Kundgebung, die um 13.30 Uhr beginnen sollte, sammelten die Vertreter des Aktionsbündnisses „Rettet unsere Krankenhäuser“ Unterstützungsunterschriften. 3.162 Personen haben an diesem Nachmittag unterschrieben.
Gegen 12 Uhr machte sich ein Demonstrationszug mit rund 1.000 Teilnehmern vom Krankenhaus aus auf den Weg zum Neuen Markt. Begleitet wurde er von Traktoren und Leichenwagen. Als sie am Ziel ankamen, skandierten sie „Wir sind laut, weil man uns das Krankenhaus klaut“. Die Teilnehmer hatten auch Transparente mitgebracht, auf denen etwa zu lesen stand: „“Wir brauchen schnelle medizinische Versorgung, keine letzte Ölung“, oder „Jesus rettet Lazarus! Die Klinik stirbt! Danke Kplus“.
Ohnehin gingen viele der Vorwürfe – auch in den späteren Reden – an die Adresse der Kplus-Gruppe. Bürgermeisterin Bettina Warnecke etwa sagte, dass die Entscheidung nicht nachvollziehbar sei. Die Kplus-Gruppe habe nicht transparent gehandelt und die Städte nicht über ihre Pläne informiert. Hoffnung bestehe aber wenig: „Die Chancen sind nicht besonders groß (auf den Erhalt des Haaner Krankenhauses; Anm. d.Red), aber wir hören nicht auf. Sie betonte, dass das zuständige Ministerium in Düsseldorf keine Schließung der Häuser in Haan und Hilden vorgesehen habe. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel auf Seite 3.
Bernd Stracke (SPD) ging sogar noch einen Schritt weiter. Er habe noch nie so wenig Wahrheit gehört wie bei den Gesprächen mit der Kplus-Gruppe. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass offensichtlich bereits im März Gespräche zwischen Kplus und dem Städtischen Klinikum Solingen gelaufen seien, die die Schließungen zum Inhalt hatten, fühle er sich „verarscht“. Was jetzt fließen würden, seien „Kullertränen“. Und: „Der Umgang mit den Mitarbeitenden ist unerträglich“.
Ihm schlossen sich inhaltlich die weiteren Redner des Aktionsbündnisses an: Jens Lemke (CDU), Andreas Rehm (GAL) und Meike Lukat (WLH). Für den verhinderten Landrat Thomas Hendele sprach dessen Stellvertreter Michael Ruppert (FDP). Er äußerte sich zur Absage von Gesundheitsminister Laumann an der Kundgebung teilzunehmen: „Die Absage und die Aussage von Minister Laumann kann ich nur so verstehen, dass er den Standort Haan bereits aufgegeben hat. Zwar kann ich verstehen, dass er Schwierigkeiten sieht, die komplexen Zusammenhänge der Krankenhausplanung vor einer möglicherweise aufgebrachten Menschenmenge zu erläutern. Aber er hätte sich die Argumente und die Sorgen der Bürger und der Krankenhaus-Mitarbeiter wenigstens anhören können“.
Auf der Bühne sprachen weiterhin eine Vertreterin der Mitarbeitenden der Krankenhäuser, eine Ärztevertreter sowie Mirko Braunheim von der Feuerwehr Haan, der sich zum Rettungswesen äußerte: „Wir werden Schwierigkeiten bekommen“. Im Jahr 2022 seien allein 4.164 Notfallpatienten in Haaner Krankenhaus transportiert worden.
Josef Neumann (SPD) ist Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im NRW-Landtag. Er sagte: „Wir werden neue Wege beschreiten müssen, wenn es um die Trägerschaft von Krankenhäusern geht“. Es sei jetzt an der Zeit „Pflöcke zu setzen und zu zeigen: bis hierher und nicht weiter“. Seit langem finde das Gesundheitswesen politisch hinter verschlossenen Türen statt und dabei gehe es immer nur um Geld.
Die Finanzierung der Krankenhäuser müsse daher vom Land und vom Bund sichergestellt werden.

Dr. Klaus Wiener, CDU-Bundestagsabgeordneter, versprach, sich in Berlin dafür einzusetzen, dass die Gelder, die in das Gesundheitswesen in Deutschland investiert werden, besser eingesetzt werden.
Das alles machte den Menschen zu diesem Zeitpunkt noch keine Hoffung auf einen Erhalt des Haaner Krankenhauses. Dann aber trat Barbara Dannhäuser, als Sprecherin der katholischen Kirchengemeinde Haan auf die Bühne und sagte: „Die katholische Kirche kommt in der Diskussion um die Krankenhäuser in Haan und Hilden nicht gut weg, und das zu Recht. Wir sind erschüttert und haben einen Brandbrief an das Erzbistum in Köln geschrieben“.
Angesichts der Proteste in der Bevölkerung – in Hilden hatten sich in der Vorwoche 10.000 Menschen an einer Demonstration beteiligt – sei „Bewegung ins Erzbistum gekommen“ und es habe Gesprächsangebote gegeben. „Die Kirche muss Verantwortung übernehmen und ein deutliches und positives Zeichen setzen. Krankenhäuser sind keine Kapitalanlage“.
Christine Rosemann, Pflegedirektorin in St. Josef Haan, sprach über die Problematiken der Versorgung und den Versorgungsnotstand, wenn die Krankenhäuser Haan und Hilden geschlossen würden. Den Abschluss der langen Rednerliste machte Rolf Brockmeier, Vorsitzender des Seniorenbeirates Haan, der darüber berichtete, dass sich insbesondere die Lebensälteren Sorgen mache und Angst haben, im Ernstfall nicht rechtzeitig behandelt zu werden.
Gegen 15.15 Uhr schloss Moderator Tom Hegermann die Kundgebung mit den Worten: „Das war die größte Demonstration seit Jahrzehnten in Haan. Kämpft weiter!“, was zu diesem Zeitpunkt allerdings nur noch rund 1.500 Menschen hörten.