Haan kämpft um sein Krankenhaus¶

Bürger wollen die Schließung von St. Josef und zwei weiteren Häusern der Kplus Gruppe nicht hinnehmen.

Von Knut Reiffert
Haan – Genau eine Woche ist es her, seit die Führungsspitze der Kplus Gruppe ihre folgenschwere Entscheidung zur Schließung der drei Klinik-Standorte in Haan, Hilden (beide Anfang 2024) und Solingen-Ohligs (Dezember 2023) bekannt gegeben hat. Davon betroffen sind nicht nur 1500 Mitarbeiter (davon 150 Auszubildende), denen gekündigt wird, sondern auch mehr als 50.000 Patienten, die in diesen Häusern behandelt werden. Denen macht vor allem die Vorstellung Angst, in den jetzt schon an ihre Kapazitätsgrenzen stoßenden Kliniken der Nachbarstädte keinen Platz zu finden. Gleichzeitig wächst aber auch der Widerstand.
Hildens Bürgermeister Dr. Claus Pommer hatte wegen der Kplus-Entscheidung seinen Urlaub unterbrochen und für vergangenen Samstag zu einer Demonstration in der Itter-stadt aufgerufen. Daran nahmen rund 10.000 Menschen teil – darunter auch viele aus Haan. Mit entsprechendem Gegenbesuch für den Aktionstag am kommenden Samstag auf dem Neuen Markt in Haan (siehe rechts) wird gerechnet.
Die seit Juni in einem Insolvenzverfahren befindliche Kplus Gruppe begründet ihren rigorosen Schritt mit der Absage, die ihr das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) für den Umzug der Geriatrie von Ohligs nach Hilden erteilt habe. „Das können wir wirtschaftlich nicht kompensieren“, sagt Stefan Denkhaus als Generalbevollmächtigter der Kplus Gruppe, zu deren Gesellschaftern vor allem das Erzbistum Köln zählt.
Haans Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke, die wenige Tage vor Bekanntgabe der Schließungspläne noch verhalten optimistisch von einem Gespräch zur Krankenhausplanung für den Kreis Mettmann und Solingen aus dem Gesundheitsministerium zurückgekehrt war (Haaner Treff berichtete), kritisiert vor allem das Vorpreschen von Kplus: „Das MAGS hat doch noch gar nicht darüber entschieden, welches Krankenhaus welche Leistungsgruppe, wie etwa die Geriatrie, bekommt“, stellte sie am Montagnachmittag im Telefonat mit dem Haaner Treff klar. „Wir befinden uns noch mitten im Anhörungsverfahren.“
Mit der vorzeitigen Veröffentlichung der Schließungspläne habe das Unternehmen auch dafür gesorgt, dass es einen Aderlass beim Personal gebe und sich ganze Abteilungen zu anderen Häusern umorientierten. „Das macht Haan und Hilden für Krankenhausgesellschaften, die sich für eine Übernahme interessieren, unattraktiver.“
Trotz der schlechter werdenden Aussichten stellt Warnecke klar: „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben und werde mich weiter für den Erhalt unseres Krankenhauses stark machen.“
Ihre Einschätzungen, dass das MAGS den betroffenen Krankenhäusern durchaus eine wirtschaftliche Perspektive aufgezeigt und Kplus das Aus für die drei Standorte viel zu früh erklärt habe, teilen der Hildener Bürgermeister und Landrat Thomas Hendele. Der hat zudem größte Bedenken, was den Rettungsdienst im südlichen Kreis Mettmann anbelangt.
Unterdessen suchen Warnecke, Pommer und Hendele in Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter und dem MAGS nach Lösungsmöglichkeiten, wie der Weiterbetrieb der beiden St. Josef Krankenhäuser doch noch möglich ist. „In der 42. Kalenderwoche gibt es wieder einen Termin im Ministerium“, weiß Haans Bürgermeisterin.
Für den Fortbestand starkmachen wollen sich auch die für Haan verantwortlichen Landtagsabgeordneten. Beide gehören den Regierungsparteien an. Dr. Christian Untrieser (CDU) betont, dass die Entscheidung des MAGS über die Zuteilung der Leistungsgruppen erst im November erfolge. Unbedingt fordert er: „Wenn die umliegenden Krankenhäuser den Versorgungsauftrag nicht erfüllen können, muss eines der Krankenhäuser in Haan oder Hilden erhalten bleiben.“
Ina Besche-Krastl (Grüne) setzt auf weitere Gespräche, die schnell zu einer Lösung führen: „Die Kliniken sind in der neuen NRW-Krankenhausplanung mit den zugewiesenen Fachabteilungen fest eingeplant“, stellt sie klar.

¶Demo startet auf dem Neuen Markt

Haan – Ein Bündnis der Ratsfraktionen von SPD, WLH, GAL, CDU und FDP fordert alle Haanerinnen und Haaner für Samstag, 14. Oktober auf, zum Aktionstag gegen die Krankenhausschließung auf den Neuen Markt zu kommen. Eingeladen sind auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und seine Mitarbeiter. „Ab 10 Uhr sammeln wir Unterschriften und es gibt Aktionen“, kündigt Meike Lukat (WLH) für das parteiunabhängige Bündnis an. Höhepunkt wird die Demonstration „Rettet unsere Krankenhäuser“. Die startet um 13.30 Uhr vor der Stadtbücherei am Neuen Markt. Der Wochenmarkt schließt um 13 Uhr.