Kplus kündigt Schließung des Haaner Krankenhauses an

Neben dem St. Josef Krankenhaus sind auch die Unternehmensstandorte in Hilden und Solingen mit insgesamt rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betroffen.

Haan/Solingen – In einer Pressemitteilung hat die Kplus-Gruppe heute Mittag die Schließung ihrer Klinik-Standorte in Haan, Hilden und Solingen zu Beginn des kommenden Jahres bekanntgegeben. Zuvor waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber informiert worden. Als Begründung für diesen drastischen Schritt, führt das Unternehmen eine Entscheidung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen an. Die Landespolitiker hätten verhindert, dass die Kplus Gruppe ihre Geriatrie an den Standort in Hilden verlagert. Diese Entscheidung sei sehr wahrscheinlich unumstößlich.

„Nach dem Verlust der Neurologie ist das der zweite schwere Schlag. Das können wir wirtschaftlich nicht kompensieren“, beschreibt Stefan Denkhaus, Generalbevollmächtigter der Kplus Gruppe die aktuelle Situation. „Das bedeutet ganz konkret: Wir müssen insgesamt rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen, darunter 150 Auszubildende in der Pflege.“ Die in Solingen ansässige Genesis GmbH als eine der größten Inklusionsgesellschaften für Menschen mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen mit rund 170 Beschäftigten will die Kplus Gruppe möglichst durch weitere externe Neukunden stabilisieren.

Von der Schließung sind auch 20.000 stationäre und 32.000 ambulante Patienten direkt betroffen. „Wie die verbleibenden Krankenhäuser das auffangen wollen, ist mir schleierhaft“, erklärt Kai Siekkötter als Geschäftsführer der Kplus Gruppe. „Klar, rechnen sich das alle erst einmal schön und freuen, sich, wenn sie ihre Betten nach Corona wieder füllen können. Man muss aber auch ehrlich sein: 20.000 Patienten von heute auf morgen mehr zu behandeln, dafür sind die Einrichtungen allein räumlich nicht ausgelegt.“ Die Lage der verbleibenden Häuser bedeutet lange Anfahrtswege für den Rettungsdienst und für die Patienten. Allein 20.000 Rettungswagenfahren hatten pro Jahr eine der drei Kliniken in Ohligs, Haan und Hilden zum Ziel. All das sei dem Ministerium aufgezeigt worden. Stefan Denkhaus: „Ich verstehe nicht, dass von Seiten der Politik zumindest billigend in Kauf genommen wird, dass über 50.000 Patientinnen und Patienten jetzt von den umliegenden Krankenhäusern versorgt werden sollen, worauf sie baulich und personell nicht vorbereitet sind. Ich hoffe wirklich, dass das funktionieren wird.“

Mit der Untersagung der Verlagerung der Geriatrie von Ohligs nach Hilden widerspricht das Ministerium nach Siekkötters Überzeugung dem positiven Votum der Kostenträger. Diese hatten im September die Pläne der Kplus Gruppe positiv quittiert und die gesamten Leistungsgruppen bestätigt. „Die Kostenträger haben uns ihre Unterstützung für alle Bereiche zugesagt und auch das Land hatte uns vor wenigen Wochen noch signalisiert, dass es unsere Pläne unterstützt und das Planungsverfahren Anfang Oktober beendet sein wird. Letzteres hat das Ministerium auch den Medien gegenüber bestätigt“, erklärt der Geschäftsführer. Nunmehr sei eine endgültige Entscheidung für November angekündigt. Dabei, so Siekkötter, stehe man unter Zeitdruck. „Das Land weiß um unser Insolvenzverfahren und dass wir verbindliche Aussagen brauchen.“

Stattdessen habe das Ministerium für Gesundheit und Soziales Düsseldorf am vergangenen Freitag Vertreter aller Krankenhäuser, die Bürgermeister der beteiligten Städte und den Landrat des Kreises sowie die Kostenträger nach Düsseldorf geladen, um über die stationäre Gesundheitsversorgung im Kreis Mettmann zu sprechen. Mit dem Ergebnis: Die Geriatrie soll nicht von der St. Lukas Klinik in Solingen nach Hilden verlegt werden. Und es hieß, diese Entscheidung sei sehr wahrscheinlich unumstößlich.

Bürgermeisterin kann Entscheidung nicht nachvollziehen

Für Haans Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke ist die aktuelle Entscheidung der Kplus Gruppe zu diesem Zeitpunkt absolut nicht nachvollziehbar. Sie verhindere ein weiteres Werben um die Leistungsgruppe der Geriatrie. „Den Begründungstext von Kplus habe ich soeben auf der Unternehmenshomepage gefunden“, stellte sie am frühen Nachmittag klar.

Die beiden Krankenhäuser in Hilden und Haan seien unverzichtbar für die wohnortnahe medizinische Versorgung. Noch am Freitag hätte das Ministerium für beide Häuser so genannte „Leistungsgruppen“ zugewiesen und ihnen wichtige und grundlegende medizinische Angebote zugesprochen. Zum Beispiel in der Chirurgie, Inneren Medizin und Orthopädie. „Kämpfen wollten wir gemeinsam um die Geriatrie“, erklärt Warnecke.

Und weiter: „Sollte sich Kplus nun tatsächlich im Alleingang für die Schließung der Häuser Haan, Hilden und Solingen entschieden haben und sollte es tatsächlich kein Zurück mehr geben, so muss schnellstens geklärt werden, welche Krankenhäuser kapazitätsmäßig in der Lage sind, die medizinische Versorgung der Haaner Bürgerinnen und Bürger wohnortnah sicherzustellen.“

„Eine Katastrophe für die Patienten“

Für die Patienten im Kreis Mettmann sei die Entscheidung der Kplus Gruppe eine „Katastrophe“, erklärt die Sprecherin des Kreises, Daniela Hitzemann. Die Versorgung im südlichen Kreis stehe vor einem Scherbenhaufen. Auch die Rettungswege müssten jetzt neu geplant werden.
Auch sie verweist darauf, dass Landrat Thomas Hendele sowie die Bürgermeister von Haan und Hilden von dem Gespräch im Ministerium am Freitag noch vorsichtig optimistisch zurückgekehrt seien. Nach den Aussagen der Landesregierung habe es so ausgesehen, dass die Krankenhäuser überleben könnten. Ob die Geriatrie entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sei, könnten aber nur der Krankenhausträger und das Ministerium entscheiden. Hitzemann bedauert aber, dass Kplus eine Schließung verkünde, bevor noch einmal nachverhandelt worden sei.