Krankenhaus-Schließung bringt auch den Rettungsdienst in Gefahr¶

Katholische Kirchengemeinden wenden sich mit Brandbrief an das Erzbistum.¶

Von Knut Reiffert und Andreas Tews
Haan – Neben einer wohnortnahen medizinischen Behandlungsmöglichkeit steht bei einem Aus der St. Josef-Krankenhäuser in Haan und Hilden auch der Rettungsdienst auf dem Spiel. Für den ist in den beiden Städten der Kreis Mettmann verantwortlich. Als dessen Verwaltungschef erklärt Landrat Thomas Hendele: „Das ist eine absolute Katastrophe“. Er wolle nicht, „dass unsere Rettungswagen auf der Straße stehen und überlegen müssen, welches Krankenhaus den Patienten noch aufnehmen kann“. Ihm fehle jede Fantasie, wie die 11.000 Notfallpatienten in den verbliebenen Krankenhäusern des Kreises unterkommen sollen.
Als bundesweit anerkannter Rettungsexperte schlägt Solingens früherer Feuerwehrchef Frank-Michael Fischer ebenfalls Alarm: „Die bestehenden Kliniken sind heute schon am Limit, alle paar Tage werden einzelne Abteilungen abgemeldet. Sie können keine weiteren 50.000 Patienten auffangen.“ Auch der Rettungsdienst und der Krankentransport seien auf eine solche Situation nicht ausgelegt. Fischer befürchtet: „Es wird Tote geben.“
Das Haaner CDU-Ratsmitglied Prof. Dr. med. Edwin Bölke ist Oberarzt an der Düsseldorfer Uniklinik. Er rechnet vor: „Momentan müssen Patienten in den Notfallambulanzen der Unikliniken teilweise acht bis zehn Stunden auf ihre Behandlung warten. Wenn jetzt noch diese drei Krankenhäuser wegfallen, könnten die Wartezeiten deutlich länger werden.“ Außerdem stellt sich ihm folgende Frage: „Wenn die ambulante Versorgung in Spitzenzeiten bei Maximalversorgern wie den Unikliniken nicht zeitnah funktioniert, wie sieht es bei lebensbedrohlichen Notfällen aus?“
Die Haaner SPD spricht in ihrer Pressemitteilung von einem „Super-Gau im Gesundheitssektor“ und erklärt: „Die Kplus Gruppe in katholischer Trägerschaft wirft alle moralischen und christlichen Grundüberzeugungen über Bord, wenn die Krankenhäuser geschlossen werden, zeitgleich das Bistum in 2022 aber über 84 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.“ Gemeinsam mit ihrer Kreistagsfraktion wollen die Haaner Sozialdemokraten eine Trägerschaft der betroffenen Krankenhäuser durch den Kreis prüfen lassen.
Entsetzt von der drohenden Schließung der Krankenhäuser zeigen sich auch die Pfarrgemeinderäte der Katholischen Kirchengemeinden St. Chrysanthus & Daria Haan und St. Jacobus Hilden. Beide sind im Gegensatz zu St. Joseh in Solingen-Ohligs, St. Remigius in Leverkus-Opladen und St. Geron und St. Dionysius in Monheim nicht Gesellschafter der Kplus-Gruppe. In einem Schreiben an das Generalvikariat des Erzbistums Köln als wichtigstem Gesellschafter räumen Barbara Dannhäuser (Haan) und Peter Groß (Hilden) ein, dass auch eine katholische Trägergesellschaft wirtschaftlich geführt werden müsse. Dennoch habe sie gerade in schlechten Zeiten eine besondere Verantwortung. Die beiden Pfarrgemeinderäte fordern deshalb, „dass das Erzbistum Köln seine Rolle als Träger ernst nimmt und sichtbar Verantwortung im Sinne der Menschen in der Region übernimmt.“ Denn eine Konsequenz aus der Entscheidung zu den Krankenhaus-Schließungen bekommen die Repräsentanten vor Ort schon zu spüren: „Es erreichen uns erneut viele Stimmen aus den Gemeinden, die nunmehr einen Kirchenaustritt vollziehen wollen. Auch in den sozialen Medien wird offen zum Austritt aufgerufen.“