Haaner Einrichtungen stehen im Fokus der Betrachtung

Wie sieht es aus mit Internet und Co. in den Einrichtungen für Senioren in Haan und im Kreisgebiet?

Von Antje Götze-Römer
Haan – „Merle ist ein echte Powerfrau“, schwärmt Hermann Neumann von der Studentin, mit der er zuerst im Rahmen des Digitalpaten-Projekts des Seniorennetzwerks „Wir sind Haan“ als „Tandem“ zusammen gearbeitet hat. Die Lerntüten waren in Haan so gefragt, wie in keiner anderen Region. Das Projekt erhielt beim digital abgehaltenen Seniorentag den Goldenen Internetpreis der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), die die Interessen der älteren Generationen in Deutschland vertritt.
Nun planen Merle Bahr und Hermann Neumann einen weiteren Schritt, bei dem neben dem Seniorennetzwerk auch der Kreis Mettmann ins Spiel kommt. Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit beschäftigt sich Merle Bahr nämlich mit der Verfügbarkeit von WLAN in Senioreneinrichtungen, ganz speziell im Kreis Mettmann und ganz besonders in Haan.
Dafür wurde zunächst der Kontakt zu den entsprechenden Einrichtungen im Kreis hergestellt und ein Fragebogen entwickelt, den die Einrichtungsleitungen ausfüllen sollten. „Wir haben mehr als 40 Anfragen versendet, die Resonanz war miserabel“, erinnert sich Hermann Neumann. Gerade einmal fünf Einrichtungen hätten auf die Anfrage reagiert. Hermann Neumann vermutete: „Vielleicht war es zu wissenschaftlich formuliert“.
Also wurde der Fragebogen umformuliert, zusätzlich wurden die Einrichtungen in Haan und Hochdahl telefonisch kontaktiert. Resultat: Die Rücklaufquote betrug etwa 40 Prozent. „Das war fantastisch“, freut sich Neumann über den Erfolg.
Allerdings: die Ergebnisse seien eher „durchwachsen“ gewesen aus Sicht der Bewohner der Einrichtungen, für die sich Hermann Neumann eine hohe Verfügbarkeit von WLAN wünscht, um die Vorteile der Digitalisierung in Anspruch nehmen zu können.
Die könnten im Einzelfall ganz banal sein. „Wenn die Enkelkinder mit zu Besuch kommen, können sie sich die Zeit mit dem Tablet oder Handy vertreiben“, weiß Neumann, dass Besuche bei Oma oder Opa in der Senioreneinrichtung nicht zu den Highlights von Kindern und Jugendlichen zählen.
Er kann sich aber auch sehr gut vorstellen, dass ein digital aufgestelltes Haus auch Vorteile für das Personal bringt. Es gebe mittlerweile so viele Anwendungen, die den Alltag von Pflege- und Betreuungspersonal und gleichzeitig den der Bewohner erleichtern. „Wenn der Pfleger beim Betreten des Zimmers mit dem Tablet das Lieblingslied des Bewohners spielt, kann das doch nur Positiv für beide sein“, glaubt Neumann, der damit aber den „Berg“ der Möglichkeiten nur am unteren Rand streift.
Derzeit beschäftigt sich Merle Bahr damit, die Ergebnisse der Befragung beim Kreis Mettmann vorzustellen. Danach kommt sie – voraussichtlich Mitte März – nach Haan, um in einer der Einrichtungen hier vor Ort ihre Ergebnisse zu vertiefen.
„Wir haben die Kernaussagen der Befragung zusammengefasst und die Highlights herausgearbeitet“, erklärt Neumann.
Dabei seien rechtliche Vorgaben ebenfalls zu beachten, denn in NRW besagt, dass Wohn- und Teilhabegesetz, dass Senioreneinrichtungen eine „Internetpflicht“ haben. Wie die umgesetzt wird, interessiert auch Merle Bahr.
„Wir werden im Rahmen der Präsentation die Situation im Kreis Mettmann mit Schwerpunkt auf Haan darstellen und dabei die positiven wie auch die negativen Aspekte entsprechend herausarbeiten“, versprechen Merle Bahr und Hermann Neumann.

Infos
Im Rahmen des Forums Seniorenarbeit NRW ist Haan gleich mehrfach vertreten und bietet Workshops an.
Familie Dörr berichtet aus der Evangelischen Kirchengemeinde Haan, wie sie den Menschen die Teilnahme am Gottesdienst mittels digitaler Technik ermöglicht haben, trotz der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen und begrenzten Teilnehmendenzahlen.
Zum einen wird die zugrundeliegende Konzeptidee „hybrider Gottesdienst“ vorgestellt, zum anderen die konkrete Umsetzung in der Praxis. Die Workshopleitungen skizzieren einen Weg des „Ausprobierens und Dazulernens“, der Stolpersteine und Erfolge beinhaltet hat.
Dr. Hermann Neumann stellt das Praxisprojekt „Die analoge Lern-Tüte und das Digital- Tandem“ vor. Im Rahmen dieses Projekts werden digitale und analoge Strukturen zusammengeführt. Durch die analogen Lern-Tüten, die Materialien rund um die Themen Internet und Digitalisierung beinhalten, wird Älteren auch in Zeiten der Corona-Pandemie der digitale Kompetenzerwerb ermöglicht. Unterstützt werden interessierte Seniorinnen und Senioren von studentischen Tandem-Partnern per Telefon oder Video-Telefonie. Das Projekt beinhaltet so zum einen die Medienkompetenzvermittlung für ältere Menschen und gleichzeitig die Gewinnung von jüngeren Menschen für ein digitales Engagement. Neumann wird die Projektidee vorstellen und aus seinen Erfahrungen berichten, welche Faktoren das Projekt so erfolgreich machen.