Deutschland ist Elektroschrott-Europameister!

In der Stadtbücherei findet eine Infoschau zu Vermeidung und Recycling von Elektroschrott statt.

Haan – „Mit der kleinen Ausstellung wollen wir Denkanstöße liefern, damit die Menschen ihre elektronischen Geräte so lange wie möglich nutzen. Reparieren oder Nachrüsten ist der beste Umweltschutz“, sagt Astrid Mühlenberg. Sie ist Verbraucherberaterin bei der Beratungsstelle der Verbraucherberatung in Langenfeld, die auch für Haan zuständig ist.
Immerhin 21,7 Kilogramm Elektroschrott „produziert“ jeder Deutsche – vom Baby bis zum Greis – jedes Jahr. Damit sind die Deutschen Elektroschrott-Europameister.
Ein großes Recyclingpotenzial liegt in alten Handys, die oftmals noch gar nicht so alt sind. „63 Prozent der Deutschen haben ein Smartphone, das nicht älter als ein Jahr ist“, weiß die Verbraucherberaterin. 124 Millionen sogenannter „Schlafhandys“ liegen in den deutschen Haushalten in irgendwelchen Schubladen oder Kartons herum. Und in jedem dieser Geräte befinden sich wertvolle Rohstoffe: Aus den Schlafhandys ließen sich beispielsweise 2.200 Kilogramm Gold im Wert von 95 Millionen Euro gewinnen. Schätzungen zufolge enthält ein Gerät mit einem Gewicht von 110 Gramm circa 305 Milligramm Silber, 30 Milligramm Gold und 11 Milligramm Palladium (Quelle: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Fachbericht 2012). Alleine in Haaner Haushalten schlummern so rund 23.000 Euro.
Ein weiterer Rohstoff ist Tantal, ein Seltenerdmetall, dass unter katastrophalen Bedingungen beispielsweise im Kongo gefördert wird und im Kongo-Krieg (1996 bis 2008) stark umkämpft war. In 30 Jahren sollen die Tantal-Vorkommen weltweit erschöpft sein.
„Unsere Ausstellung stellt unsere Konsumgewohnheiten in Frage und zeigt Alternativen auf“, sagt Verbraucherberaterin Constanze Niepenberg. Mittlerweile gebe es von unterschiedlichen Herstellern sogenannte „Faire Handys“, die locker mit den gängigen Geräten vergleichbar sind, sich aber vor allem dadurch auszeichnen, dass einzelne Teile austauschbar sind, und eine Reparatur auch für den Laien keine Herausforderung darstellt.
Die Ausstellung besteht aus Infotafeln und Infomaterial zum Mitnehmen, aber auch eine Gold- und eine Kupferkiste sind zu sehen, in denen anschaulich dargestellt ist, welche „Schätze“ sich in Smartphones, auf Leiterplatten und Platinen befinden, und wie diese wiederverwertet werden können.
Die Schau wird komplettiert durch eine Sammelbox für Altgeräte. „Diese werden in Zusammenarbeit mit der Telekom und dem Verein Umwelthilfe dem Recycling zugeführt und die gewonnenen Rohstoffe verkauft“, erklärt die Abfallberaterin der Stadt Haan, Carmen Viehmann. Auch beim Bauamt oder an der Telefonzentrale des Rathauses können alte Handys abgegeben werden.
„Das machen wir schon seit einigen Jahren“, sagt Carmen Viehmann, die zudem bestätigt, dass die Stadt Haan eine Dokumentation darüber erhält, welche Mengen Rohstoff aus dem Elektroschrott gewonnen wurde. Der Verein Umwelthilfe erhält aus den Erlösen jeweils einen Betrag für die Vereinskasse.
Die Ausstellung ist noch bis 25. Februar in den Räumen der Stadtbücherei am Neuen Markt zu sehen, jeweils zu den Öffnungszeiten. agr