Hotel wird zum Impfzentrum

Mehr als 480 Lehrer und Erzieher haben am Wochenende noch eine Dosis Astra-Zeneca erhalten.

Haan – Es war ein großer Organisationsakt, den Astrid Schmidt, Amtleiterin für Schule und Sport, mit ihrem Team in der vergangenen Woche zu leisten hatte. Am vorvergangenen Donnerstag hatte das Gesundheitsamt des Kreises Mettmann um Amtshilfe bei der Impfung gebeten. „Wir haben sofort mit der Planung begonnen. Es war ein enormer Aufwand, den die Kollegen zusätzlich zu ihrer eigentlichen Aufgabe zu bewältigen hatten. Es gab sehr viel Verwaltungsarbeit, wir mussten uns mit dem Kreisimpfzentrum abstimmen, Zusatzmaterial wie Schutzkittel organisieren, Ärzte mit an Bord holen und auch einen Ort finden, an dem geimpft werden kann“, erinnert sich Annette Herz, Beigeordnete für Soziales, Integration, Schule, Sport und Jugend, die am Samstag selbst ins CityClass Hotel Savoy gekommen war.
In dem Hotel am Neuen Markt war eine „Impfstraße“ aufgebaut worden. Durch den Hintereingang gelangten die Impflinge zur Anmeldung und von dort weiter zur Registrierung, dem Wartebereich und schließlich zu den drei Impfkabinen. Wer die Impfung hinter sich hatte, konnte sich noch eine Weile in der Farfarello Bar ausruhen.
In einem Nebenraum organisierten Mitarbeiter der Apotheke der Universität Düsseldorf das Aufziehen der Impfdosen. Für Notfälle stand vor dem Haupteingang des Hotels ein Rettungswagen des DRK bereit, um Erste Hilfe zu leisten oder den Transport ins Krankenhaus – was glücklicherweise nicht notwendig wurde.
„Es gibt eine sehr große Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Bei den Lehrkräften hatten wir eine Zusage von 95 Prozent, an den Kitas etwas weniger“, berichtet Annette Herz. „Ich habe mich zur Impfung durchgerungen. Für meine eigene Gesundheit hätte ich das vielleicht nicht gemacht, finde es aber auf der moralischen Ebene wichtig, geimpft zu sein, um das Ansteckungsrisiko für meine Mitmenschen zu senken“, erzählt Stephanie Rapp, Erzieherin im Waldorfkindergarten in Gruiten. Sabine, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, hat vor der Impfung ebenfalls die Vor- und Nachteile abgewogen: „Astra-Zeneca war ja ins Gerede gekommen. Meine Hausärztin hat mir letztlich zur Impfung geraten, weil der Wirkstoff von Astra-Zeneca möglicherweise gut gegen die Mutationen des Virus wirkt“.
Neun Haaner Ärzte mit ihren Assistentinnen hatten sich spontan bereiterklärt, die Impfungen vorzunehmen. „Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, mich in die Bekämpfung der Pandemie einzubringen, und freue mich, dass ich hier die Möglichkeit dazu habe“, erklärt Dr. Susanne Gerach und zählt die Vorteile der dezentralen Impfung auf: „In der Sprechstunde bin ich ausgelastet. Hier werden die bürokratischen Formalitäten erledigt, das Aufziehen der Spritzen und die Nachbeobachtung der geimpften Personen. In der Einzelpraxis ist das viel schwieriger zu organisieren“.
„Die Mediziner können sich voll auf das eigentliche Impfen konzentrieren“, lobt der Haaner Kommunalpolitiker und Mediziner Prof. Dr. Edwin Bölke, der an der Uni Düsseldorf über das Corona-Virus forscht.
Bölke stand mit einem Apothekerteam der Uni zur Verfügung, das sich um die professionelle Verarbeitung des Impfstoffs kümmerte. 48 Ampullen waren am Vorabend angeliefert und in einem mit Ketten verriegelten Kühlschrank aufbewahrt worden. „Wir schaffen es, aus einer Ampulle zwölf Impfdosen aufzuziehen“, berichtete Stephan Oksas, Leiter der Abteilung Zytostaki und Apothekerin Nicole Schüsseler ergänzt: Der Impfstoff ist sehr empfindlich. Wenn man ihn falsch behandelt, kann er unwirksam werden. Darum arbeiten wir zu zweit, um uns gegenseitig zu kontrollieren und abzulösen, wenn die Konzentration nachlässt“.

Gravierende Nebenwirkungen sind in Haan nicht bekannt


Eigentlich sollten die Impflinge vom Wochenende in drei Monaten die zweite Dosis verabreicht bekommen. Doch das ist durch den am Montag verhängten Stopp für Astra-Zeneca fraglich. „Alle den Impfstopp betreffenden Entscheidungen liegen beim Gesundheitsministerium“, berichtete Astrid Schmidt gestern auf Nachfrage des Haaner Treffs. Immerhin: „Gravierende Nebenwirkungen sind hier nicht bekannt.“ sus