Großbaustelle polarisiert

Die Bauarbeiten auf der L 357 sind vor sieben Wochen gestartet. Schon jetzt ist deutlich, dass der Zeitrahmen nicht eingehalten werden kann.

Gruiten – Am 17. Februar ist die Gruitener Straße zwischen Shell-Tankstelle und Kreisverkehr Gruiten zunächst Einbahnstraße geworden und wurde dann am 4. März vollständig gesperrt. Am 19. Februar hat der erste Bauabschnitt auf der Millrather Straße zwischen Ellscheider Straße/Höhe Brücke Millrather Straße und Lindenweg begonnen. Das Teilstück ist seitdem gesperrt, auch die Überfahrt über die Brücke nach Millrath ist nicht möglich. Ursprünglich war für die Sperrung des ersten Bauabschnitts ein Zeitraum von fünf bis sechs Wochen veranschlagt worden. Demnach hätte er am 29. März beendet sein müssen, die Bauarbeiten sind jedoch nach wie vor in Gang.
Haaner Treff-Redakteurin Susanne Schaper befragte Anwohner, wie sie mit der Baumaßnahme klar kommen und konfrontierte die ausführende Firma, Straßen NRW sowie die Haaner Stadtverwaltung mit den aufgetauchten Fragen und Bedürfnissen.
Die Wahrnehmung der betroffenen Anwohner ist durchaus unterschiedlich. So freut sich Maggie Stephan beispielsweise, dass es in der Millrather Straße viel ruhiger geworden ist, seitdem die Bauarbeiten begonnen haben. Auch Petra Teuwsen genießt es, dass sie den Lärm des Durchgangsverkehrs nicht mehr hört.
Gar nicht zufrieden ist Wolfgang Schmitz: „Die haben gesagt, nach sechs Wochen ist das erste Teilstück fertig. Ich gehe davon aus, dass es sechs Monate dauert. An manchen Tage ist kein Bauarbeiter zu sehen. Auch Brigitte Menting ärgert sich: „Ich komme nicht gut mit den Umleitungen klar. Es ist wahnsinnig umständlich“. Hinzu komme, dass es zu bestimmten Zeiten jede Menge Stau gebe. „Man braucht mehrere Ampelschaltungen, bis man über die Ampel kommt.“ Thomas Hahn wünscht sich eine bessere Wegempfehlung. Als Ortskundiger komme er mit den Umleitungen gut klar, auch wenn das Fahren dadurch umständlich sei. Für Ortsunkundige könnte die Beschreibung aber besser sein.
Beim Bürger- und Verkehrsverein (BVV) häufen sich die Beschwerden. Wolfgang Stötzner, erster Vorsitzender, berichtet, dass der Verein viele Anrufe bekomme, warum der Straßenbau so schleppend voran gehe: „Anwohner beklagen, dass an manchen Tagen keine Bauarbeiter an der Baustelle sind. Es war ja versprochen worden, dass die Bauarbeiter dafür sorgen, dass die Mülltonnen dort platziert werden, wo sie von der Müllabfuhr abgeholt werden können. Wenn kein Arbeiter dort ist, passiert das natürlich nicht. Insgesamt klappt die Kommunikation mit Straßen NRW nicht besonders gut“.
Janis Benninghoff, Bauleiter des ausführenden Bauunternehmens Eurovia, verweist auf Anfrage des Haaner Treff warum sich die Bauarbeiten verzögern, wann der Bauabschnitt 1 fertig sein wird, und was die Anwohner mit ihren Mülltonnen machen sollen, an die zuständige Behörde: „Auskünfte dieser Art werden von Straßen NRW getätigt und nicht von uns als ausführdende Firma“. Dazu erklärt Sandra Wolter von Straßen NRW auf Anfrage: „Die Arbeiten im Bauabschnitt 1 verzögern sich aktuell aufgrund von unvorhersehbaren Untergrundverhältnissen. Leider kann derzeit noch kein konkreter Zeitpunkt benannt werden, wann der Bauabschnitt 1 fertig und die Straße wieder geöffnet sein wird. Sobald ein Datum feststeht, informieren wir die Öffentlichkeit“.
Zu dem Versprechen, dass Anwohnern der Millrather Straße zugesagt wurde, dass die Bauarbeiter dabei behilflich sind, die Mülltonnen für die Müllabfuhr an entsprechend zugängliche Stellen zu bringen, sagt sie: „Bauarbeiter waren mit Ausnahme von Schlechtwetter-Bedingungen jeden Tag auf der Baustelle. Auch wenn sie nicht im ersten Bauabschnitt gesehen wurden, haben sie parallel im vorgezogenen Abschnitt 9 gearbeitet. Wir bitten die Anwohner, sich mit konkreten Fragen an den zuständigen Entsorger zu wenden“.
Auch der Einzelhandel leidet unter den Baumaßnahmen. In der Metzgerei Rauschmann ist es deutlich ruhiger geworden, das Ostergeschäft hat gelitten. Inhaber Alexander Hennig ärgert sich: „Den Kunden ist es zu umständlich wegen der Straßensperrungen. Wenn die Kunden nicht wissen, wie sie fahren können, sparen sie sich den Einkauf. Leider ist die Niederbergische Allee nicht bei Google Maps ausgewiesen“. Die Stadt Haan müsse sich seiner Meinung nach „mal um die noch vorhandenen Geschäfte kümmern und nicht nur um die, die ohnehin schon die Segel gestrichen haben. Die Stadt sollte entsprechende Schilder aufstellen, wie man zur Bahnstraße kommt“. Google Maps weist zwar die Sperrungen aktuell aus und gibt entsprechende Umleitungsempfehlungen, allerdings wurde die Öffnung der Niederbergischen Allee nicht aufgenommen. „Die Umleitungsempfehlungen werden direkt von Google Maps berechnet, so dass Straßen NRW leider keinen Einfluss darauf hat, dass die Niederbergische Allee nicht angezeigt wird. Wir bitten die Verkehrsteilnehmer, auf die Beschilderung vor Ort zu achten“, erklärt Wolter. Ein Statement der Stadt Haan zu der Möglichkeit Hinweisschilder aufzustellen, lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor.