St. Josef: Türen sind endgültig geschlossen
Haaner Krankenhaus ist nach mehr als 100 Jahren nun nicht mehr als Teil der Geschichte.
Von Susanne Schaper
Haan – Gegen 10 Uhr verließen die letzten drei Patienten am Donnerstag, 21. Dezember, das Haus. Patienten können am Haaner St. Josef Krankenhaus nun nicht mehr versorgt werden. Auch Rettungswagen dürfen die Klinik nun nicht mehr anfahren.
„Übergang geregelt und geordnet abgeschlossen“
„Wir haben den Übergang geregelt und geordnet abgeschlossen. Schon seit dem 14. Dezember haben wir keine Patienten mehr aufgenommen“, berichtet die kaufmännische Leiterin Nadine Miertsch auf einer Pressekonferenz am Donnerstag.
„Patienten von der Intensivstation haben wir vorher schon verlegt, so dass die Schließung medizinisch vertretbar ist“, ergänzt der stellvertretende ärztliche Direktor Dr. Henning Henke.
Mit den letzten Patienten endet aber nicht die Arbeit, denn die Aufräumarbeiten laufen. „Die meisten Mitarbeitenden sind noch da. Sie haben bis zum Schluss tolle Arbeit geleistet“, lobt die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung Leyla Solmaz.
Sie arbeitet bereits seit mehr als 30 Jahren am Haaner Krankenhaus und hat dort auch ihre Ausbildung absolviert. Jetzt muss sie miterleben, wie ihr Krankenhaus abgewickelt wird. Nun gehe es darum, die medizinischen Geräte einzulagern und die Klinik für die Nachnutzung vorzubereiten.
99 Prozent der Mitarbeiter haben eine neue Arbeitsstelle
Immerhin: „99 Prozent aller Kollegen und Kolleginnen haben einen neuen Job gefunden“, berichtet Leyla Solmaz. Sie und Pflegedirektorin Christine Rosemann berichten von dem starken Zusammenhalt, der auch jetzt noch zu spüren sei. „Jemand hat mal vom ‚Haaner Spirit‘ gesprochen. Das können wir nur bestätigen, die Fluktuation im Haus war gering, und auch jetzt hat es abgesehen von der Erkältungswelle keine zusätzlichen Krankmeldungen gegeben“, erzählt Leyla Solmaz.
Warum musste ein erfolgreiches Krankenhaus schließen, wenn es doch vorbildlich geführt und in den letzten Jahren sinnvoll in die Zukunft investiert wurde? Zwei Termine sind es, die sich dem Geschäftsführer der Kplus Gruppe Kai Siekötter und Insolventzverwalter Stefan Denkhaus nach eigenen Angaben „in die Seele gebrannt“ haben.
„Am 31. Juli haben wir erfahren, dass die Neurologie unserer Solinger St. Lukas Klinik ans dortige städtische Klinikum wechselt“, erklärt Siekkötter. Die sei eigentlich zur Bildung einer Stroke Unit zur Behandlung von Patienten mit akuten Schlaganfällen für das Hildener Krankenhaus vorgesehen gewesen.
„Der zweite Termin war der 21. September. Da hat das NRW-Gesundheitsministerium verhindert, dass die Kplus Gruppe ihre Geriatrie an den Standort Hilden verlagert. Damit hat das Ministerium dem bereits erfolgten positiven Votum der Kostenträger widersprochen“, erläutert Drenkhaus. „Das sind Entscheidungen, die vom Schreibtisch aus erfolgen von Menschen, die keines der Krankenhäuser betreten haben. Krankenhausplanung und -finanzierung ist ein komplexes Thema, da reicht es nicht, ein paar Parolen herauszugeben“, ärgert sich Kai Siekkötter.
Auch die beiden großen Demonstrationen in Haan und Hilden konnten die Klinikschließung in Haan nicht verhindern. Für das Josef-Krankenhaus in Hilden fand sich in allerletzter Sekunde noch ein neuer Betreiber, die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO).
Diabetes-Zentrum geht nach Wuppertal
Was wird nun aus dem durchsanierten Krankenhaus in Haan? Wie bereits angekündigt, wird das Team des Diabetes-Zentrum Rheinland ab Februar die diabetische Versorgung im Petrus-Krankenhaus in Wuppertal übernehmen. Das Gelenkzentrum bleibt in Haan bestehen und soll Teil eines neuen Gesundheitscampus werden.
Dem wird auch die noch im Frühjahr erweiterte Pflegeschule zugeordnet, die ebenfalls bestehen bleibt.
Kai Siekkötter ist im Gespräch mit Unternehmen aus den Bereichen Reha und Physiotherapie. Aufgrund der demografischen Entwicklung bestehe auch ein erhöhter Bedarf an Kurzzeit- und Tagespflegeplätzen. Im Januar könnten voraussichtlich Ergebnisse der Gespräche verkündet werden.
Auch wenn in Haan mit einem Gesundheitscampus zumindest die allerschlimmsten Auswirkungen der Krankenhaus-Schließung abgemildert würden, werde das Haaner Krankenhaus nicht das letzte sein, das geschlossen werde, ist sich Kai Siekkötter sicher.
„In diesem Jahr werden die Krankenhäuser in ganz Deutschland ein Minus von zehn Milliarden Euro erwirtschaften. Wir stehen vor einem strukturellen Problem der Krankenhausfinanzierung. In den Ministerien sitzen Menschen, die noch nie ein Krankenhaus wirtschaftlich betrieben haben“, erklärt der Krankenhaus-Chef.
Die Politiker würden das gesamte System an die Wand fahren. Schon jetzt machten sich die Auswirkungen bemerkbar: „Die Notfallambulanzen gehen unter dem Ansturm reihenweise in die Knie“.