St. Josef schließt früher als geplant

Kplus überraschte in Haan, Solingen und Düsseldorf mit einer unerwarteten Entscheidung.

Von Antje Götze-Römer und Björn Boch
Haan – Schon am 21. Dezember werden die letzten Patienten im St. Josef Krankenhaus in Haan behandelt werden. In der St. Lukas Klinik in Solingen-Ohligs soll bereits zum 1. Dezember Schluss sein.
Die Entscheidung, die in Abstimmung mit dem Ministerium, den Rettungsdiensten und den umliegenden Krankenhäusern getroffen worden sei, verkündete die Kplus-Gruppe als Träger überraschend am vergangenen Mittwoch. Es gehe um die Planbarkeit und die verlässliche Patientenversorgung.
Die wolle man bis zum Schluss zuverlässig gewährleisten, aber mit der Erkältungswelle und berechtigten Urlaubsansprüchen sei diese Verlässlichkeit bis zum Jahresende nicht aufrecht zu halten.
Den Krankenhausbetrieb einfach so weiterlaufen zu lassen, würde in letzter Konsequenz zu einem Zerfasern der Versorgung führen. Dann müssten alle Patientinnen und Patienten – aktuell werden knapp 100 in Haan und in Ohligs stationär behandelt – von jetzt auf gleich in umliegende Krankenhäuser verlegt werden. „Das wäre eine enorme Belastung – nicht nur für die Kranken, sondern auch für die Rettungsdienste und die aufnehmenden Kliniken.“ Letzte Patienten sollen in Solingen am 23. November, in Haan am 14. Dezember aufgenommen werden.
Die unterschiedlichen Szenarien seien mit dem Ministerium, den Rettungsdiensten und umliegenden Krankenhäusern „transparent besprochen“ worden.
„Wir haben dem Städtischen Klinikum Solingen angeboten, die Verträge mit unseren Mitarbeitenden der Neurologie vorzeitig zu lösen, damit sie frühzeitig und übergangslos dort weiterbeschäftigt werden können“, sagt Geschäftsführer Kai Siekkötter..
Von der Entscheidung zeigte sich die Leitung des Solinger Klinikums und die Stadtverwaltung überrascht. Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Dezernent Jan Welzel betonen in einer Pressemitteilung, dass es nicht möglich sein werde, bereits ab dem 23. November die neurologische Akutversorgung „in einer sinnvollen Weise zu übernehmen“.
Das Aussetzen der Versorgung für den Südkreis Mettmann und Solingen für mehr als 48 Stunden sei nicht verkraftbar – über Wochen hinweg „ist es schlicht nicht vorstellbar“.
Stadt Solingen will notfalls Ordnungsverfügung erlassen
Die Stadt Solingen als Gesellschafterin will die Kplus Gruppe notfalls per Ordnungsverfügung dazu verpflichten, die akute Schlaganfallversorgung („Stroke Unit“) am Standort der St. Lukas Klinik bis Mitte Dezember aufrechtzuerhalten.
„Es wird keine Unterbrechung in der Gesundheitsversorgung und in der neurologischen Versorgung der Stadt geben. Sollte Kplus keinen geordneten Übergang gewährleisten – und noch setzen wir auf Gespräche – dann wird dies hoheitlich verfügt werden müssen“, erklärte der zuständige Dezernent Jan Welzel (CDU) am Donnerstagabend.
Die Verantwortlichen in Solingen teilten „keinesfalls“ die Einschätzung der Geschäftsführung von Kplus, dass die neurologische Patientenversorgung nicht mehr bis Mitte Dezember weitergehen könne. Kurzbach: „Jeder Tag ist für das Städtische Klinikum wichtig, um baulich voranzukommen und ein Chaos zu verhindern. Das Klinikum braucht gerade diese letzten entscheidenden Wochen bis Mitte Dezember zur Vorbereitung.“
Verwunderung herrschte auch im Gesundheitsministerium (MAGS): „Das Vorgehen der Kplus Gruppe war nicht mit der Bezirksregierung oder dem MAGS abgesprochen.“ Kplus habe das Ministerium am Mittwoch lediglich über die entsprechenden Termine informiert – am selben Tag erfuhren es auch die Mitarbeitenden und die Presse.
Das Gesundheitsministerium erklärte am Donnerstag: „Wir tun alles dafür, dass die Stroke-Versorgung in der Region ab Dezember für die Zukunft auch weiterhin gewährleistet ist.“
Unter der Federführung der Bezirksregierung Düsseldorf gebe es einen regelmäßigen Austausch der Krankenhäuser und Rettungsdienste in der Region. „Dabei ist allen Beteiligten klar, dass die Schließung der Krankenhäuser nicht von einem Standort alleine aufgefangen werden kann“, so ein Sprecher des Ministeriums weiter.

Für den Standort in Hilden laufen zurzeit noch Gespräche mit den Gemeinnützigen Franziskanern zu Olpe (GFO) zur Übernahme. Für das St. Remigius Krankenhaus Opladen und die Senioreneinrichtungen der Kplus Gruppe wurde ebenfalls ein neuer Träger gefunden.
Das Bündnis „Rettet die Krankenhäuser“ – bestehend aus den Haaner Ratsfraktionen CDU, SPD, FDP, Grünen und der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) – zeigt sich angesichts der Ankündigung der Kplus-Gruppe überrascht und verärgert.
„Wir sind unfassbar wütend. Mit wem vom Rettungsdienst sich die Geschäftsleitung angeblich besprochen haben will, wie die Schließung angeblich verlässlich sein soll, wissen wir nicht“.
Das Bündnis hat sich dann entschlossen, Gesundheitsminister Laumann erneut nach Haan für Donnerstag, 16. November, einzuladen. Das Land NRW müsse Sorge tragen für die ausreichende Krankenhausversorgung, auch im Notfall, für alle Menschen auf dem Haaner Stadtgebiet. „Herr Laumann soll uns nun erklären wie dies ganz konkret aussehen wird“, sagt die Sprecherin des Bündnisses Meike Lukat.