St. Josef: Krankenhausmitarbeiter legen eine Schweigeminute ein

Mitarbeitende waren in Düsseldorf, aber auch in Haan fand eine Aktion statt.

Haan/Düsseldorf – Mit einem Aktionstag wurde am Mittwoch, 20. September, bundesweit unter dem Motto „Stoppt das Krankenhaussterben“ protestiert. „ Wir schalten auf Alarmstufe Rot“ war das Thema dieser Demonstration, weil mittlerweile immer mehr Krankenhäuser durch die steigenden Kosten an ihre Grenzen gebracht werden oder sogar Insolvenz anmelden müssen.
Unter den rund 10.000 Protestierenden in Düsseldorf waren auch Beschäftigte der Kplus Gruppe mit ihren Klinikstandorten in Haan, Hilden, Leverkusen und Solingen, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den anderen NRW-Kliniken von der von der Bundesregierung die ausreichende und dauerhafte Finanzierung der hohen Inflationskosten und der für das Jahr 2024 beschlossenen Tariferhöhung von rund zehn Prozent fordern. Bisher weigere sich der Bund, seinem gesetzlichen Auftrag zu entsprechen und eine den steigenden Betriebskosten angemessene Vergütung für die Kliniken zu ermöglichen. In der Folge würden immer mehr Krankenhäuser in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. „Die beste Medizin ist eine saubere Finanzierung“ lautet so die Botschaft an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Zu der Kundgebung hatte die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) aufgerufen, sie findet parallel mit bundesweiten Protestveranstaltungen statt.
Auch vor dem St. Josef Krankenhaus in Haan und der St. Lukas Klinik in Solingen trafen sich Mitarbeitende der Kplus Gruppe um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.
„Wir haben uns auf der Wiese vor dem Haupteingang versammelt und dort unter aufgespannten Regenschirmen und mit roten Warnblinklichtern unter dem Motto ‚Man lässt uns im Regen stehen‘ eine Schweigeminute eingelegt“, erklärt die Pflegedirektorin des St. Josef Krankenhauses in Haan, Christine Rosemann.
„Alle Klinik-Geschäftsleitungen stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Sie wollen den Beschäftigten die verdiente Tariferhöhung zahlen. Denn damit werden die Wertigkeit ihrer Arbeit und ebenso die Attraktivität der Krankenhäuser als Arbeitgeber unterstrichen. Aber weil den Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern das Geld dazu fehlt, bringen sie ihr Krankenhaus und damit viele, viele Arbeitsplätze in Gefahr“, beschreibt Ingo Morell, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), einen sich aufbauenden Konflikt.
„Diese Gefahr ist absolut real und konkret nachweisbar. Der Bundesgesundheitsminister hat es in der Hand, einen gefährlichen Abwärtsstrudel für die Daseinsvorsorge zu verhindern. Der Bundesgesundheitsminister bestreitet auch die wirtschaftliche Notlage überhaupt nicht. Dass er sich bisher weigert gegenzusteuern, ist rational nicht nachzuvollziehen. Dabei darf es nicht bleiben.“
Der Haaner Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus Wiener äußert Verständnis für den Unmut in der Branche. „Der Aufschrei ist berechtigt“, meint der CDU-Politiker angesichts in Not geratender Einrichtungen. „Wir haben weltweit die dritthöchsten Gesundheitsausgaben, offensichtlich werden die jedoch falsch eingesetzt.“ Deswegen erreichten auch ihn immer mehr Nachrichten von Menschen, die sich um die Situation der Krankenhäuser vor Ort sorgten.
„Das ist ein essenzielles Thema, denn es geht um die persönliche Gesundheit, um die Versorgung mit einem ausreichend breiten und für alle gut erreichbaren Angebot, besonders für Akutbehandlungen“, betont Wiener.
„Gerade unsere Senioren befürchten, in Zukunft nur sehr weit weg von zu Hause eine optimale Behandlung zu erhalten.“ Und das sei untragbar.
„Es kann aber nicht darum gehen, noch mehr Geld ins System zu pumpen, Geld, wofür dann die Beitragszahler aufkommen müssten, die ohnehin schon grenzwertig belastet sind“, bekräftigt der Finanzexperte und fügt hinzu: „Für eine stabile Aufstellung der Krankenhäuser und damit eine flächendeckend gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung brauchen wir eine grundlegende Strukturreform im Gesundheitswesen. Flickschusterei hilft hier keinem weiter, nicht den Krankenhäusern und erst recht nicht den Patienten.“
Das Haan zu einer Service- und Versorgungswüste verkommt, fürchtet indes die SPD-Fraktion. „Die Anfänge der Einschränkungen im Servicebereich sind gemacht, beispielsweise durch die Schließung von Filialen und dem drohenden Wegfall von Automatenstandorten im Sparkassen- und Bankenbereich. Jetzt droht ein Super-GAU bei der medizinische Versorgung der Menschen durch die mögliche Schließung des Krankenhauses in Haan. Klinikschließungen gefährden immer die Gesundheitsversorgung“, sagt der Sprecher der AG60plus der SPD Gerd-Peter Heinrichs.
Ursächlich hierfür sei unter anderem die Insolvenz der Kplus Gruppe. „Die Lukas-Klinik ist schon nicht mehr zu retten, daher gilt es jetzt im weiteren Insolvenzverfahren die anderen Standorte, insbesondere den in unserer Stadt, zu retten“, meint Heinrichs.

Hier erwarte er sowohl vom Insolvenzverwalter wie auch von der Kplus Gruppe, dass sie alles für den Erhalt der Standorte unternehmen und in Gesprächen mit Rat und Verwaltung Lösungen erarbeiten. „Hier geht es in erster Linie um das Wohl der Menschen vor Ort, natürlich auch um die Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses, die täglich einen herausragenden Job machen“.
Alle Parteien sollten daher gemeinsam mit Verwaltung und dem Land versuchen das Krankenhaus zu erhalten. Wohnortnahe Krankenhäuser seien unabdingbar. Gerade für Ältere sei ein Krankenhaus vor Ort elementar und lebenswichtig.
Die AG60 plus regt daher an, dass alle demokratischen Parteien und Wählervereinigungen an einem Strang ziehen und eine Resolution im Rat zum Erhalt des Krankenhausstandortes verabschieden und darüber hinaus eine Unterschriftenaktion starten, um auch deutlich zu machen, dass die Haaner Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Krankenhaus stehen.
„Hier sind die Parteien aufgefordert schnell zu handeln. Wir werden unseren Ortsverein dabei unterstützen“, verspricht Heinrichs abschließend.

St. Josef Krankenhaus ist akut gefährdet