Kplus hat Schutzschirmverfahren beantragt

Mit der getroffenen Maßnahme soll ein drohendes Insolvenzverfahren vermieden werden.

Von Simone Theyßen-Speich
Haan/Solingen – Die Nachricht traf die Mitarbeiter hart. Am vergangenen Freitagmorgen, 23. Juni, informierte die Geschäftsführung der Kplus Gruppe, zu der unter anderem das Haaner St. Josef Krankenhaus gehört, über die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
„Wir haben für die Kplus Holding ein Schutzschirmverfahren beantragt“, erklärte Geschäftsführer Kai Siekkötter. Davon betroffen seien auch die drei Klinikstandorte St. Lukas in Solingen, St. Josef in Haan und St. Josefs in Hilden sowie das Inklusionsunternehmen Genesis.
Das Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung sei nötig, weil man festgestellt habe, dass die wirtschaftliche Planung von Defiziten geprägt sei. „In den ersten fünf Monaten dieses Jahres haben die drei betroffenen Krankenhäuser schon fünf Millionen Euro Defizit erwirtschaftet“, berichtet Siekkötter.
Man möchte jetzt frühzeitig aktiv handeln, um eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. „Sonst würde ein Insolvenzverwalter gegebenenfalls die Häuser schließen.“
Mit einem Sanierungsplan mit anwaltlicher Beratung und unter gerichtlicher Kontrolle soll das jetzt verhindert werden. Kern der Pläne ist, den Standort der St. Lukas Klinik aufzulösen und die Fachabteilungen in die Häuser in Haan und Hilden zu verlegen.
„Das muss jetzt schnell gehen, möglichst in den kommenden sieben Monaten“, hofft Siekkötter, das gesetzliche Schutzschirmverfahren schon Anfang nächsten Jahres wieder verlassen zu können. Er versichert, dass der Krankenhausbetrieb weitergehe und die Versorgung der Patienten komplett sichergestellt sei. „Noch sind wir zahlungsfähig, aber als Geschäftsführer muss ich in Sachen Liquidität in die Zukunft schauen.“
Fachanwalt Stefan Denkhaus, der als Generalhandlungsbevollmächtigter die Sanierung begleitet, erklärt die Vorteile des Schrittes. Da das Gericht die drohende Zahlungsunfähigkeit anerkannt hat, kann Insolvenzgeld genutzt werden, für drei Monate werden Löhne und Gehälter durch die Agentur für Arbeit gezahlt.
„Das schafft uns 20 Millionen Euro Liquidität“, erklärt Siekkötter. „Auch Verträge mit Lieferanten können unter diesem Schutzschirmverfahren optimiert werden“, ergänzt Denkhaus.
Sollten Personalmaßnahmen erforderlich sein, sind diese im Verfahren zügiger umzusetzen. Denn betriebsbedingte Kündigungen können nicht ausgeschlossen werden. „Pflege, Funktionsdienst und Ärzte sind ausgenommen, die anderen Bereiche müssen wir uns punktuell anschauen“, so der Geschäftsführer. In den fünf betroffenen Einzelgesellschaften arbeiten insgesamt 1400 Mitarbeiter.
Noch im Mai hatte die Kplus Gruppe für 2022 einen Jahresabschluss mit einem leichten Plus von 300.000 Euro vermeldet. „Das war eine rückwirkende Betrachtung auf 2022“, so Siekkötter.
Jetzt stünden aber Kostensteigerungen von 10 bis 15 Prozent einer Erlössteigerungsrate von nur 3,5 Prozent gegenüber.
„Und wir wissen nicht, welche wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wir am 1. Januar 2024 haben“, geht seine Kritik in Richtung Politik.
Man habe schon 2021 beim Land einen Strukturfondsantrag von 44 Millionen gestellt. „Das ist immer noch nicht beschieden.“ Mit Blick auf den ursprünglichen Plan, am Krankenhaus Hilden einen Erweiterungsbau zu errichten und dann 2026 mit der St. Lukas Klinik dorthin umzuziehen, warte man immer noch auf die Entscheidung des Landes. „Es ist uns leider nicht gelungen, mit diesem Projekt vor die Krankenhausplanung zu kommen. Jetzt können wir mit den Entscheidungen nicht warten, bis ein Neubau in Hilden steht.“
Kliniken in Haan und Hilden haben Raumkapazitäten
In St. Josef Haan und St. Josefs Hilden gebe es aber genug Raumkapazitäten, um die Fachabteilungen der St. Lukas Klinik aufzunehmen. „Gerade sind wir in der Planung, wer wohin geht“, so Siekkötter. Eine mögliche Erweiterung in Hilden bleibe abhängig von der finanziellen Förderung. „Aber Hilden bietet exzellente Perspektiven für eine räumliche Weiterentwicklung“, blickt Siekkötter in die Zukunft.
Die Solinger Sorge um den Verlust der Klinik versucht er zu dämpfen. „Bei der medizinischen Versorgung spielen Stadtgrenzen keine Rolle. Schon jetzt kommen 65 Prozent der Schlaganfälle, die in der Stroke Unit der St. Lukas Klinik behandelt werden, aus dem Kreis Mettmann.“
Gesellschafter der Kplus Gruppe sind das Erzbistum Köln und die katholischen Kirchengemeinden. „Die Gesellschafter waren aber nicht bereit, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen“, erklärt Anwalt Stefan Denkhaus. Deshalb sei man jetzt im Gespräch mit anderen Kandidaten für eine neue Lösung der Trägerschaft.