Der Staub aus 30 Jahren wird entfernt

Um die Kosten der Orgelrevision zu refinanzieren, hat sich die Gemeinde ein Konzept überlegt.

Haan – Am Reformationstag des Jahres 1987 wurde die Lobback-Orgel in der evangelischen Kirche an der Kaiserstraße eingeweiht und thront seitdem über der Eingangsempore. In den 1990er Jahren wurde sie im Rahmen einer Schadensbehebung zwar einmal gereinigt, aber nur partiell. „Im Prinzip haben der Orgel seit 34 Jahren Staub, Heizungsluft und Feuchtigkeit zugesetzt“, erklärte Kantor Martin Honsberg und kündigte für Oktober diesen Jahres eine komplette Orgelrevision an, damit der gute Klang erhalten bleibt. „Staubwischen und einmal feucht durchwischen reicht bei so einem Instrument leider nicht“, frotzelt Honsberg.
Das Reinigen der Orgel ist eine komplizierte Angelegenheit. Auf insgesamt drei Stockwerken verteilen sich im massiven, begehbaren Eichengehäuse Holz- und Metallpfeifen, Gebläse, Luftkanäle, Ventile und Trakturen – unzählige Verbindungen zwischen den Tasten am Spieltisch und den Pfeifen.
Und mehr noch: die derzeit rund 3.000 Pfeifen werden um ein Register ergänzt. „Der Orgelbauer hat neben dem Klang größten Wert auf gestalterische Prinzipien gelegt und dementsprechend ist das Prospekt gestaltet. Das wichtigste Register aber liegt offen und nicht in einem Schrank, mittels dessen die Lautstärke reguliert werden könnte“, erläutert Honsberg die aktuelle Situation. Darum wird es zukünftig ein weiteres Register in einem Schrank geben. „Damit können wir die musikalischen Möglichkeiten erweitern und den Chorgesang künftig besser begleiten“, erläutert der Kantor.
Das wirkt sich natürlich auch auf die Gesamtkosten aus. Rund 160.000 Euro werden alle Arbeiten und Ergänzungen kosten. Gut zwei Monate werden die Revision und die „Aufrüstung“ der Orgel dauern. Dafür werden alle Pfeifen ausgebaut, geprüft, gereinigt und anschließend wieder eingesetzt. Auch abgenutzte Verschleißteile, etwa aus Filz oder Leder, werden ersetzt und so wird die Orgel fit gemacht für die nächsten Jahrzehnte.
Die Kosten reißen ein tiefes Loch in den Gemeindehaushalt, und darum sollen rund 20.000 Euro über Spenden und Sponsoren generiert werden. Dafür hat sich die Gemeinde ein Konzept überlegt: Musikliebhaber, die sich an den Kosten beteiligen möchten, erhalten eine Gegenleistung: Sie können beispielsweise eine Patenschaft für eine der neuen Pfeifen übernehmen (50 bis 200 Euro) oder sich ein exklusives Privatkonzert sichern (ab 1.000 Euro). Und auch Orgelführungen sind möglich, bei denen ein Blick in das Innere der Lobback-Orgel gewährt wird.
Für Weinliebhaber hat Presbyter Dirk Raabe – seines Zeichens auch Weinbergbesitzer und Weinhändler – einen Orgelwein kreiert. Drei verschiedene Weinsorten mit einem Etikett, auf dem das Prospekt der Haaner Orgel zu sehen ist, sind zum Preis von je 9 Euro im Online-Shop elis-feine-weine.de erhältlich. Darin enthalten ist eine Spende für die Orgel in Höhe von 2,80 Euro. Die Weine sind auch im Weltladen an der Kaiserstraße erhältlich.
Zudem gibt es ein dreidimensionales, etwa 25 mal 25 Zentimeter großes Kunstwerk zum Preis von 50 Euro zu kaufen, auch hier ist der Bezug zur Orgel unverkennbar. (Bezug über Kantor Martin Honsberg, Telefon 0160/2051189, E-Mail: honsberg@ev-kirche-haan.de.
Der Startschuss für die Generalüberholung fällt im Oktober. Rund vier Wochen werden der Abbau und die Reinigung der Pfeifen durch eine Orgelbaufirma aus Berlin dauern. Nach dem Wiedereinbau der Pfeifen muss jede einzelne neu gestimmt und intoniert werden, also in Lautstärke und Klang angepasst werden.
„Während die Pfeifen ausgebaut sind, ist die Orgel natürlich nicht bespielbar“, sagt Martin Honsberg. Aber während der Abstimmung und Intonation können sich die Gottesdienstbesucher – ob nun weiter online oder hoffentlich wieder in Präsenz – auf den frischen Klang der Orgel verlassen.
Rechtzeitig zu Beginn der Adventszeit sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein und dann erstrahlt die Orgel komplett im alten, neuen Glanz. agr
Spendenkonto: IBAN DE63 3506 0190 1010 1230 18, KD Bank, Verwendungszweck: Spende Orgelreinigung. Für Spendenbescheinigungen – möglich ab 200 Euro, darunter akzeptiert das Finanzamt auch vereinfachte Nachweise – bitte Anschrift vermerken.