Rodungspläne liegen vorerst auf Eis

Umweltschützer werfen den Kalkwerken Augenwischerei vor.

Gruiten/Wuppertal – „Aufgrund der aktuell angespannten öffentlichen Diskussion zur geplanten Haldenerweiterung haben wir uns in enger Abstimmung mit dem Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal dazu entschlossen, die dafür vorgesehene Rodung zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu forcieren“, erklären Moritz, Jörg und Till Iseke, Geschäftsführer der Kalkwerke Oetelshofen. Hintergrund der geplanten Erweiterung ist der Abraum, der bei der Gewinnung des Rohstoffes anfällt – Sand, Lehm und Erdreich. Dafür braucht es Haldenfläche, die am Rand des Steinbruchs gegeben ist.
Konkret geplant ist eine Fläche von fünf Hektar, etwa drei Prozent des Osterholzes, einem Waldgebiet am Rande Vohwinkels, von dem rund 100 Hektar durch die Familie Iseke naturnah bewirtschaftet werden. Hier möchte das Unternehmen Bäume fällen, um weiterhin produzieren zu können.
„Dafür haben die Aktivisten, die sich unter anderem in der Initiative ‘Osterholz bleibt’ organisieren, kein Verständnis. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, haben wir daher beschlossen, zunächst auf die vorgesehene Rodung zu verzichten“, erklären die Geschäftsführer.
Nachdem am Donnerstag, 11. Februar, eine große Gruppe Polizisten im Osterholz gesichtet worden waren, spekulierte „Osterholz bleibt“ in einer Pressemitteilung über eine möglicherweise unmittelbar bevorstehende Rodung. Auch die Ortsgruppe Haan von Fridays for Future (FFF) und die Partei die LINKE des Kreises Mettmann erklärten sich mit der Initiative „Osterholz bleibt“ solidarisch.
Eine finale Entscheidung darüber, ob gerodet werden darf oder nicht steht seitens der Bezirksregierung noch aus.
Sobald die Stimmungslage wieder eine sachliche Diskussion zulasse, wollen Moritz, Jörg und Till Iseke noch einmal die Chance nutzen, um mit allen interessierten Parteien im Dialog zusammenzukommen. „Dabei werden wir auch nochmal auf die einzelnen Punkte des Vorhabens eingehen, da wir festgestellt haben, dass darüber viele falsche Informationen in die Welt gesetzt wurden“, erklären sie dazu. und verweisen auf die Firmenwebsite, auf der sich ein Anwohnerforum befinde, das auf viele Fragen zum Osterholz antwortet.
„Es ist schade, dass unsere Bemühungen, über die komplexe und emotionalisierende Sachlage zu informieren, grade in den sozialen Netzwerken konterkariert und ins Gegenteil gekehrt werden. Wir plädieren zum weiteren Dialog für eine faire, sachliche und diffamierungsfreie Atmosphäre. Seit 121 Jahren stellen wir einen, unlängst als systemrelevant bezeichneten Rohstoff her, der vielseitige und wichtige Einsatzgebiete hat – unter anderem im Umweltschutz. Als Wuppertaler Familienunternehmen in 5. Generation liegt es uns am Herzen, den Dialog mit allen Beteiligten aufrecht zu erhalten und nicht den Kopf in den Sand zu stecken“.
Die Klimafreundlichkeit des Unternehmens aber stellen die Rodungsgegner in Frage. „Es kein ausreichendes Konzept gibt, das den immensen ökologischen Verlust von fünf Hektar Wald tatsächlich wieder aufwiegt“, sagt beispielsweise Matthias Piegeler von FFF Haan. Die Initiative „Osterholz bleibt“ hält die Aktion der Geschäftsführung der Kalkwerke für Augenwischerei: „Die Kalkwerke Oetelshofen dürfen im Moment wegen der fehlenden Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf gar nicht roden, dazu kommt, dass Ende Februar die Rodungssaison endet und dann für einige Monate Rodungen generell untersagt sind“. agr