Jubiläumsfeier fällt aus

Vor 25 Jahren wurde der Förderverein Haus am Quall e.V. gegründet.

Gruiten – Lang ist es her, da stand auf dem Dorfanger in Gruiten ein altes Fachwerkhaus in bedauernswertem Zustand.
Am 24. Oktober 1995 fand im Saal der Dorfgaststätte Schwan eine SPD Bürgerinformation zum Schicksal des Haus Am Quall statt. Eine erneute Restaurierung des ältesten profanen Gebäudes von Gruiten durch die Stadt schien nicht finanzierbar, die Höhe der nötigen Aufwendungen war unüberschaubar. Ein Verkauf des Hauses sollte die Probleme lösen.
Neubürger entwickelten im Anschluss dieses Abends die Idee, die Rettung des Hauses in die Hand zu nehmen, um es der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
„Einige kommentierten das Vorhaben mit dem konstruktiven Vorschlag, man solle den Bau endlich abreißen, andere mokierten sich darüber, dass sich Neubürger anschicken, auf Gruitener Belange Einfluss nehmen zu wollen und wieder andere empfanden den Rettungsversuch als weltfremde Spinnerei“, erinnert sich Wolfgang Wahle an den Ursprung des Fördervereins.
Trotz aller Unkenrufe verfestigten sich Mut und Glaube an das Gelingen, das Haus als Haus für alle Bürger dauerhaft zu erhalten. Die Gruppe derer, die bereit waren, ein hohes Maß an Risiken und Aufwand zu tragen, wurde zunehmend größer.
So entschlossen sich 23 Gruitener Frauen und Männer am 14. November 1995 den „Förderverein Haus Am Quall e.V.“ zu gründen und sich bei der Stadt Haan um das Vergabeverfahren anzumelden. „Es eilte, denn die Stadt Haan hatte bereits zum 6. Dezember interessierte Bewerber in den Bürgersaal eingeladen, ihre Nutzungskonzepte und Angebote vor großem Publikum in öffentlicher Veranstaltung vorzustellen“, weiß Wahle.
Die Kaufinteressenten gaben ihre Angebote ab und der Förderverein glaubte an seine Präsentation. Abweichend von den anderen Angeboten enthielt das Vereinskonzept besondere Komponenten: Der Verein übernimmt das Haus als Pächter, das Haus verbleibt im Eigentum der Stadt, der Verein übernimmt sämtliche Kosten des anstehenden, umfangreichen Restaurierungsaufwands, der Verein übernimmt dauerhaft sämtliche Kosten des Betriebs und der Bewirtschaftung des Hauses.
Der Verein stellt darüber hinaus die Stadt grundsätzlich von sämtlichen Kosten und Belastungen aus dieser Immobilie frei und verpflichtet sich, das Haus der Öffentlichkeit dauerhaft zur Verfügung zu stellen, es dauerhaft in gutem Zustand zu erhalten und künftig anstehende Renovierungen mittels einer Instandhaltungsrücklage abzusichern.
Erst durch einen Beschluss des Rates vom 27. Februar 1996, mit dem „Quallverein“ einen Pachtvertrag abzuschließen, rückte das Vorhaben in die Nähe der Realisierung.
Wegen mietvertraglicher Unstimmigkeiten konnte aber erst ab 1999 mit den Untersuchungen zu den durchgreifenden Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten begonnen werden.
Gespräche mit der NRW Stiftung signalisierten eine Anschubfinanzierung, Vereinsaktionen zu den Dorffesten, großzügige Spenden von Privatleuten, Patenschaften über die 120 Fachwerkgefache und vor allem hochmotivierte Mitglieder als Bauschaffende aller Berufszweige sicherten den Weg zum Gelingen.
Kurze Zeit später zählte der Verein bereits 154 Mitglieder. Nach mehr als drei Jahren und durch freiwillige Mitglieder geleistete 12.000 Arbeitsstunden erstrahlte das vormals marode und unansehnliche Gebäude auf dem Gruitener Dorfanger in voller Pracht.
In einem Festakt am 29. Juni 2002 eröffnete der damalige NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement das Haus Am Quall und übergab es dem Verein zur zweckbestimmten Nutzung für alle Bürger.
Die Mitglieder und Mitschaffenden erhielten aufgrund ihres außerordentlichen Einsatzes, ihres bürgerschaftlichen Engagements und altruistischen Handelns das gebührende Lob.
Der beschwerliche lange Weg bis dahin ist längst vergessen. Das Haus Am Quall ist ein Kleinod in diesem wunderschönen Dorf, das die stetig zunehmende Schar an Touristen und Wanderern gern zum Ziel nimmt.
Seit nunmehr 18 Jahren läuft der „Betrieb“ im Haus Am Quall. Ausstellungen von Künstlern, Malern, Märkte mit Tischler- und Goldschmiedearbeiten, Musikunterricht, standesamtliche Trauungen, Geburtstagsfeiern, Firmenseminare, Vereinstreffen, Firmenjubiläen, ein Kochclub und zahlreiche weitere Veranstaltungen füllen über das Jahr den Kalender.
Der Förderverein selbst führt kontinuierlich Aktionen durch. Eine große Goethe-Ausstellung als Leihgabe von Haans Partnerstadt Bad Lauchstädt, Zeichnungen und Bilder des Künstlers Harry Breuer, Tage der offenen Tür, Tage des offenen Denkmals, wiederholte Ausstellungen zur Gruitener Kalkgeschichte „Total verkalkt – Gruitens weiße Vergangenheit“ waren unter anderem erfolgreiche und beachtete Aktivitäten des Vereins.
Wegen seiner besonderen Verdienste auf den Gebieten Kultur, Heimat und Denkmalpflege wurde der Förderverein mit der Ehrengabe der Stadt Haan ausgezeichnet.
„Das 25-jährige Bestehen unseres Förderverein Haus Am Quall e.V. am 14. November 2020 war als große Feier geplant, mit einer Menge von Gästen und Freunden sowie mit großem Programm. Corona hat auch dieses Fest zunichtegemacht. Schade – aber die Gesundheit muss uns allen das wichtigste sein“, bedauert Wolfgang Wahle. red