Ohne funktionierenden ÖPNV gibt es keine Verkehrswende

Haan – Dass die Haaner und Gruitener bereit sind, sich aktiv an einer alternativlosen Verkehrswende zu beteiligen, haben sie gerade mit einem Rekordergebnis bei der dem Klimaschutz dienenden Aktion Stadtradeln unterstrichen. Auch ich fahre, wenn es eben geht, mit dem Mountainbike von Elberfeld aus in die Redaktion an der Dieker Straße. Und ich freue mich darüber, wie viel mehr Gleichgesinnte ich dabei treffe, als noch vor einem Jahr. Dank Trassen ist die Fahrt nicht anstrengend und geht mitunter sogar schneller, als wenn ich mich mit dem PKW in den Dauerstau auf der A 46 stelle.
Aber wie gesagt: Ich nutze mein Fahrrad auch als Dienstfahrzeug, wenn es eben geht. Und das ist definitiv nicht der Fall, wenn es – wie in der vergangenen Woche leider häufiger geschehen – in Strömen regnet. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mich widerwillig hinter das Steuer meines Autos zu klemmen. Jedenfalls, wenn ich in einer adäquaten Zeit in der Redaktion und von dort aus später zu Terminen beispielsweise in Gruiten oder an der Ohligser Straße kommen will. Denn der Öffentliche Nahverkehr ist in der derzeitigen Verfassung keine Alternative. Selbst wenn bei den beiden erforderlichen Umstiegen einmal alle Verbindungen passen würden, betrüge die reine Fahrzeit per Bus von der Wohnung zum Arbeitsplatz mindestens eine Dreiviertelstunde. Von den 6 Euro, die die einfache Fahrt kostet, ganz zu schweigen.
Und das ist nur das Problem eines Pendlers aus der direkten Nachbarstadt. Wahrscheinlich kann die viel größere Zahl an Haanern, die täglich nach Köln oder Düsseldorf müssen, darüber nur mild lächeln.
In diesem Zusammenhang ist es ein Skandal, dass es noch mindestens vier Jahre dauern soll, bis die unumstritten dringend erforderliche Modernisierung des Bahnhofs in Gruiten tatsächlich in Angriff genommen werden kann. Das Argument der Bahn, soviel Zeit brauche man vor allem, um einen Fahrplan für die Bauphase zu erstellen, in der keine Züge durch Gruiten fahren können, scheint mir wenig plausibel. Denn bei den immer häufiger und von der Bahn selbst verantworteten technischen Mängeln geht das von einem Tag auf den anderen.
Denn für mich steht fest: So lange der ÖPNV keine ernstzunehmende Alternative darstellt, behalte ich mein Auto – zumindest als Zweitfahrzeug.