Ein seltenes Paar gibt sich die Ehre

Ein Konzert, das weit über die Grenzen des Gängigen hinausging, beeindruckte in der Alten Pumpstation.

Haan – Es war schon ein spannender Moment am Samstag, 7. März, in der Alten Pumpstation: Auf dem Programm stand ein Konzert der Extraklasse mit einer Viola da Gamba im Arrangement mit dem Cembalo, eine wirkliche Rarität.
Als seltene Kostbarkeit erwiesen sich auch die beiden Virtuosen des Abends, Peter Lamprecht an der Viola da Gamba und Marc Reichow am Cembalo. Denn davon abgesehen, dass es nur Wenige gibt, die diese Instrumente beherrschen, beeindruckten die beiden schon mit ihrer Präsens: Die Eleganz, mit der Lamprecht den Bogen über die Saiten des schönen Instrumentes strich, war ebenso anmutend, wie das Fingerspiel des Cembalisten.
Da wunderte es auch nicht, dass das Duo im Viertelstundentakt von der Bühne verschwand, um eine kurze Pause einzulegen. So selbstverständlich und würdevoll vollzog sich jeweils dieser kleine Augenblick – geradezu wie eine Zeremonie, die zum Programmablauf des Abends gehörte.
Wie ein Sog hatte das Konzert die Zuhörer in die Alte Pumpstation gelockt, der Pumpenraum war mit rund 75 Zuhörern so gut wie ausverkauft.
Im 17. und 18. Jahrhundert war das Zusammenspiel von Viola da Gamba und dem Cembalo ein unübliches Geschehen, nur wenige Komponisten orientierten sich beim Verfassen ihrer Werke an dieser Verknüpfung.
In der Musikliteratur ist der Fundus dieser Stücke, von daher äußerst rar. Tobias Hume, ein altenglischer Meister, auch als „Captain Hume“ bekannt, denn von Hause aus war er Berufsoffizier, war einer derer, unter dessen Feder dennoch eine ganze Reihe Kompositionen für Cembalo und Viola da Gambalo entstanden.
Seine Suite aus „Captain Humes Poeticall Musicke“, London 1607, die den Auftakt der Veranstaltung machte, wirkte bizarr und klangvoll zugleich und war geprägt von lyrischer Poesie.
Es folgten Werke von Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach sowie Christoph Schaffrath und ließen das Publikum in eine Klangwelt historischer Musik eintauchen.
Mit dem Haaner Peter Lamprecht und dem Stuttgarter Marc Reichow erlebte die Gambenmusik vereint mit dem Cembalospiel eine eindrucksvolle Renaissance.
Holten die beiden Musikschaffenden doch die Klangwelt der historischen Musik in unsere Zeit zurück. Dennoch wirkte die Viola da Gamba mit ihren kunstvollen initialen Einlagen und das Cembalo in seiner roten Farbenpracht eher wie ein seltenes, fast „altes Paar“ – nicht zuletzt auch unter dem Gesichtspunkt, dass anders als bei den meisten Instrumenten, die an zahlreichen Stellen in Orchestern eingesetzt werden, das Instrumentenduett in seiner Klangart eine Ausnahme beschrieb.
Die Zuhörer kamen in den Genuss eines kostbaren Genres, das weit über die Grenzen des klassischen Standards hinausging.
Ein außerordentliches Konzert, dessen Kompositionen und Stil man nicht alle Tage zu hören bekommt. syja