„Die Einzelschicksale machen zu schaffen“

Der Leiter der Haaner Feuerwache war zu Gast beim Soroptimist Club Haan.¶

Haan – Einmal im Monat treffen sich die rund 30 Frauen vom Soroptimist Club Haan im Best Western Hotel in Haan. Referate, Berichte, Diskussionen aus der Berufs- und Lebenswelt der Mitglieder oder auch geladener Gäste stehen dann im Mittelpunkt.
Am Montag,17. Juli, war der Leiter der Haaner Feuerwehr, Carsten Schlipköter, zu Gast, um über Frauen in der Feuerwehr, aktuelles Einsatzgeschehen und die Struktur der Haaner Feuerwehr zu sprechen.
„Es gehört zu unserem Alltag, dass wir in schwierige Situationen kommen. Der Einsatz in Ratingen (Anm. d. Red: Brandattacke im Mai 2023) sah zunächst nach einer Standardsituation aus. Nachbarn fällt auf, dass der Briefkasten überquillt, das ‚Essen auf Rädern‘ steht seit mehreren Tagen ungeöffnet vor der Tür oder aus der Wohnung kommt ein strenger Geruch“, berichtete Carsten Schlipköter. In so einem Fall rufe man in der Regel die Feuerwehr.
„Keiner konnte in Ratingen damit rechnen, dass es sich um einen Anschlag handeln würde“, führte Schlipköter aus. Noch immer befinde sich eine Person auf der Intensivstation. So etwas habe natürlich Auswirkungen auf die Psyche der Einsatzkräfte. „Solche Katastrophen werden aufgearbeitet und die Einsatzkräfte werden psycho-sozial unterstützt“.
Trotz allem der schönste Beruf der Welt
Dennoch sei dieser Beruf für ihn der schönste überhaupt und die Feuerwehr mit sehr gutem Material ausgestattet, betonte Schlipköter und erklärte, wie die Haaner Feuerwehr strukturiert ist: Sie setzt sich aus einem hauptamtlichen und einem ehrenamtlichen Zweig zusammen. „Die Feuerwehrleute machen dasselbe, haben aber eine unterschiedliche Ausbildung“, erläuterte Schlipköter.
Zu den Aufgaben gehören nicht nur die Brandbekämpfung, sondern auch die Rettung von Menschen und Tieren aus Notlagen, die Hilfeleistung bei Unglücksfällen und öffentlichen Notlagen, die vorbeugende Gefahrenabwehr, der Rettungsdienst und Krankentransport sowie Serviceaufgaben für andere Ämter und Bürger.
Anhand von Fotos gab Schlipköter Beispiele: ein Reh hat sich im Zaun verfangen, eine Ölspur oder ein schlimmer Unfall auf der Autobahn, der Hochhausbrand am Bandenfeld oder die Hochwasserkatastrophe in Gruiten-Dorf vor zwei Jahren.
170 Einsätze hätte die Feuerwehr damals in anderthalb Tagen gehabt. „Es ist aber nicht die Anzahl der Einsätze, die den Feuerwehrleuten am meisten zu schaffen machen, sondern die Konfrontation mit Einzelschicksalen“, erklärte der Feuerwehrchef.
Natürlich müsse man für den Dienst bei der Feuerwehr körperlich fit sein. Sport stehe sowohl im Dienst als auch privat für die Feuerwehrleute auf dem Programm.
Ausrüstung wiegt rund 30 Kilogramm
„Allein das Atemschutzgerät wiegt 19 Kilo, insgesamt tragen die Einsatzkräfte 30 Kilo an Ausrüstung. Damit müssen sie schon mal in die achte Etage hoch – per Treppe, Fahrstühle sind bei uns im Einsatz tabu. Oben angekommen, fängt die Arbeit aber erst an“, berichtete Schlipköter.
Bis zum Alter von 60 Jahren müssen alle Feuerwehrleute arbeiten und bis zum letzten Tag die volle Leistung erbringen. Da bei Frauen die Leistungskurve mit Mitte 50 stärker abnehme als bei Männern, würde es bei der Berufsfeuerwehr nur wenige Frauen im mittleren Dienst geben – in Haan derzeit keine einzige.
Dafür arbeiteten in Haan im Rettungsdienst in Haan mehr als 50 Prozent Frauen.