Weil sich die Länder nicht einigen, drehen wir alle an den Zeigern

Seit fast einhundert Jahren drehen wir in Deutschland – nein, nicht am Rad, das macht die Menschheit bereits seit vielen tausend Jahren. Zwischen 5.000 und 4.000 v. Chr. wurde in Indien das Rad erfunden. Absurderweise wurde das rotierende Rad zuerst aber nicht zur Fortbewegung eingesetzt, sondern als Töpferscheibe.
Es dauerte weitere 1.000 Jahre bis man auf die glorreiche Idee kam, zwei Räder mit einer Achse zu verbinden.
Die Deutschen drehten erstmals 1916 an der Uhr, kurze Zeit später folgten Großbritannien und Irland. Die Bezeichnung die man in den englischsprachigen Ländern für die Zeitumstellung fand, beschreibt auch bereits den Zweck, das Optimum an nutzbarer Tageszeit zu gewinnen: „Daylight Saving Time“.
In den Folgejahrzehnten wurde die Zeitumstellung immer mal wieder abgeschafft und wieder eingeführt. Die derzeit gültige Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und wieder zurück gibt es bei uns seit 1980. Die Sommerzeit wird oft auch als Normalzeit bezeichnet.
Viele Mitmenschen geraten zwei mal pro Jahr ins Grübeln, in welche Richtung die Zeiger denn nun gedreht werden müssen. Und damit dies ein Ende hat, hat die EU im Jahr 2018 beschlossen mit dem Rumgedrehe aufzuhören. Schließlich waren die erhofften Effekte zuletzt nicht mehr oder kaum zu verzeichnen oder hoben sich gegenseitig auf.
Eigentlich sollte im März diesen Jahres das letzte Mal auf Normalzeit umgestellt werden und doch ist es am kommenden Sonntag wieder einmal soweit. Dies weil sich die EU-Staaten bisher nicht auf eine einheitliche Regelung – Sommer- oder Winterzeit – einigen konnten. Ein Flickenteppich verschiedener Zeitzonen unter Nachbarstaaten soll vermieden werden. Zudem fehle eine europaweite Folgenabschätzung.
Liefertermine und Öffnungszeiten würden voneinander abweichen und man bräuchte für jedes Land eine Zeitzonentabelle. Also dürfen wir alle am Sonntag wieder ran an die Zeiger. Und ein Ende ist nicht in Sicht.