Haan hat die Klimawette längst gewonnen – es weiß nur keiner

Eines vorweg: Die Klimawette ist eine prima Sache, die Ziele nicht nur ehrenhaft, sondern auch notwendig. Trotzdem machen, zumindest in Haan, relativ wenig Leute mit. Wie es anderswo aussieht, bleibt abzuwarten. Und das, obwohl das Bewusstsein für die Umwelt und das Klima oder für eine notwendige Verkehrswende nachweislich in der Bevölkerung vorhanden ist. Beweis dafür ist die stetig steigende Anzahl an zugelassenen E-Autos.
Woran also liegt es, dass die Klimawette eher so dahindümpelt?
Wir haben da so eine Ahnung, und darum hat es uns auch nicht gewundert, dass ausgerechnet ein Wissenschaftler samt Lastenrad am vergangenen Montag in Haan kräftig die Werbetrommel für die Klimawette rührte. Haben Sie schon mal eine wissenschaftliche Abhandlung gelesen? Wenn es nicht gerade Ihr persönliches Fachgebiet betrifft, werden Sie vermutlich die Lektüre schnell wieder zur Seite gelegt haben. Da wird beispielsweise auf knapp 500 Seiten geschildert, warum der Rhein verläuft wie er verläuft. Eigentlich aber genügt die Information: Er entspringt überwiegend im Schweizer Kanton Graubünden, ist 1.232,7 Kilometer lang, eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt und mündet in die Nordsee. Dann ist eventuell Interesse geweckt und man sucht nach detaillierteren Informationen, beispielsweise welchen Verlauf er nimmt, wobei wir beim Thema der Abhandlung wären, die niemand liest.
Und genauso ist es vermutlich mit der Klimawette: Während das Bewusstsein sich längst gewandelt hat, viele Menschen weniger oder gar kein Fleisch mehr essen, sich ein E-Auto angeschafft haben oder viele Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen, ist das Ziel der Klimawette möglicherweise schon lange erreicht, ohne das man sich in das komplizierte Prozedere dieses – wohlgemerkt sinnvollen – Unterfangens einlesen muss. Mal ganz davon abgesehen, dass eine nicht unerhebliche Anzahl der Haaner Bevölkerung keine Affinität zum Internet hat, was eine zwingende Voraussetzung dafür ist, dass die persönliche CO2-Einsparung überhaupt gemessen werden kann. Und wenn, dann muss ein Avatar eingerichtet werden oder Ähnliches.
Das ist viel zu zeitaufwendig und lästig und damit an der Realität vorbeigeplant.
Na ja, wenigstens gibt es ja Wettpaten, die am Ende, wenn das Ziel fulminant nicht erreicht wird, eine entsprechende Gegenleistung erbringen werden. Dieses Prinzip ist wiederum leicht zu erfassen und zu durchschauen. Und alle profitieren davon, ohne einen Internetsurfkurs vorher belegt haben zu müssen. Darauf eine Tofuwurst!