SPD: „Entscheidung gegen Frischkochküche ist falsch“

Die Sozialdemokraten stellen die Qualität und Akzeptanz einer Cook&Chill Küche in Frage.

Haan – Als „sehr bedauerlich“ hat der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Bernd Stracke die Entscheidung der Ratsmehrheit gegen die Einrichtung einer Frischkochküche für die Gesamtschule Haan bezeichnet.
„Die Entscheidung ist falsch. Bei CDU, FDP und WLH standen nur die in Rede stehenden Mehrkosten, nicht jedoch der Mehrwert für unsere Schülerinnen und Schüler im Vordergrund“, sagt Stracke.
Wie die Verwaltung mit dem Thema umgehe, habe man schon im Vorfeld sehen können. Unsäglich sei die Äußerung der Bürgermeisterin, dass man bei der Auswahl der Raumkonzepte die Wahl zwischen Mercedes oder Porsche habe.
„Für die SPD ist es kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit, für unsere Schülerinnen und Schüler in Haan eine qualitativ hochwertige, abwechslungsreiche und gesunde Verpflegung in den Schulen anbieten zu können“, machte der SPD-Fraktionschef deutlich.
Er erläuterte, wie eine gute Schulverpflegung aussehen müsse, definiere der Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Kurz gesagt heiße es dort: Jeden Tag Gemüse, Salat oder Rohkost und Trink- oder Mineralwasser. Dazu täglich Obst und Milchprodukte, Fleisch maximal zweimal, Seefisch mindestens einmal in der Woche.
„Das lässt sich mit einer in der Schule untergebrachten Frischkochküche sicherlich leichter und besser umsetzen als mit einem externen Caterer. Berücksichtigt wurde auch nicht, dass es in vielen Städten immer wieder Ärger um die Qualität der Schulverpflegung durch externe Caterer gegeben hat. Und nicht von ungefähr verweist die Leitung der Gesamtschule in einer Stellungnahme für Rat und Verwaltung darauf hin, dass Beispiele anderer Schulen mit Regenerierküche zeigen, dass ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler das Angebot ablehnt und sich anderweitig versorgt“, hob Stracke hervor.
Das sieht die CDU-Fraktion anders. „Unser Anspruch war und ist es, allen Schulkindern in Haan ein hochwertiges und nahrhaftes Mittagessen anbieten zu können. Aus den Erläuterungen der Gutachter und weiterer Experten wird deutlich, dass in einer Cook&Chill-Küche genau so hochwertig gekocht werden kann“ sagt der schulpolitische Sprecher der CDU Haan, Vincent Endereß.
Wie so oft komme es auf das „Wie“, also auf die Vorprodukte, Zutaten und die Umsetzung, an. Die CDU-Fraktion macht sich dafür stark, dass bei der Ausschreibung der zukünftigen Leistungen auf einen hohen Bio- und Regional-Anteil bei Lebensmitteln geachtet wird.
„Die Akzeptanz einer Schulkantine lebt davon, dass es den Kindern und Jugendlichen schmeckt. Wenn wir beides verbinden, wird die Kantine im Schulzentrum zum Erfolg. Gleichzeitig möchten wir betonen, dass auch in einer Cook&Chill-Kantine eine Nudel- und Salatbar möglich und von uns gewünscht ist“, sagt Endereß. Und weiter: „Wie bereits betont, möchten wir alle Kinder hochwertig versorgen. Die Entscheidung für eine zentrale Frischkoch-Küche am Schulzentrum hätte bedeutet, dass viele Kinder am Gymnasium, an den Grundschulen und den städtischen Kitas mit warmgehaltenem Essen versorgt worden wären. Dies bedeutet Einbußen bei Qualität, Geschmack und Nährstoffen“.
Am Gymnasium und der Don-Bosco-Schule seien ebenfalls Cook&Chill Küchen im Bau oder geplant. Die Umstellung auf warmgehaltenes Essen durch in der Frischkoch-Küche gekochtes Essen würde für die Schülerinnen und Schüler einen Rückschritt bei der Qualität der Ernährung bedeuten.
Neben höheren Investitionskosten von mindestens fünf Millionen Euro für eine deutlich größere Küche, würden auch die Betriebskosten und die Preise für jede Mahlzeit stark steigen. Die Stadt Haan habe in letzter Zeit und in naher Zukunft über 70 Millionen Euro für moderne Schulen in Haan bezahlt oder verplant. Mit der Entscheidung des Rates für die Cook&Chill-Küche und weitere Klassenräume für die Oberstufe der Gesamtschule gebe der Rat ein Baubudget von 13 bis 15 Millionen Euro frei.
Die CDU-Fraktion werde den weiteren Prozess aktiv begleiten und darauf achten, dass die Schulkantine im Schulzentrum hochwertige, nachhaltige und leckere Gerichte anbietet.
„Wir sind davon überzeugt, dass dies mit neuen und modernen Cook&Chill-Küchen, wie sie hier in Haan geplant sind, ohne Probleme möglich sein wird. Wir möchten dafür werben, dass alle Beteiligten gemeinsam das Beste aus der beschlossenen Variante für unsere Kinder herausholen“, betont Endereß.
„Welches Ausmaß an Realitätsverlust will die Haaner SPD eigentlich noch erreichen?“, fragt der FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Ruppert im Zusammenhang mit der Entscheidung über die Mensa-Verpflegung an der Gesamtschule.
„Die Sozialdemokraten sollten sich daran erinnern, dass sie im September 2016 ein Raumprogramm für den ‘Endausbau der Gesamtschule‘ mit Kosten von 720.000 Euro beschlossen haben. Das war zwar schon damals unrealistisch, aber die jetzt von ihnen geforderten knapp 20 Millionen Euro sprengen nicht nur den Begriff ´Kostenexplosion‘, sie sprengen auch die Haaner Haushalts- und Finanzplanung, die ja noch eine ganze Reihe weiterer notwendiger und wünschenswerter Investitionen nicht zuletzt für Grundschulen vorsieht.“
Offenbar, so Ruppert, ignoriere die SPD auch die Auswirkungen der Corona-Krise: „ Die wird gewiss nicht spurlos an Haan vorüber gehen, sondern uns zwingen die Planungen den vorhandenen Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Mittel anzupassen, um künftig noch die Leistungsfähigkeit der Stadt zu erhalten“.
Die Empfehlungen der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ seien zwar durchaus bedenkenswert, dass aber bei weitem nicht alle Schüler ihr Essverhalten danach ausrichten, habe der Kreis bereits vor einigen Jahren in Mettmann erfahren: „Ergebnis: kapitale Fehlinvestition. Auch dieses Risiko wollen wir gar nicht erst eingehen“. agr