Intelligente Lichter laufen mit

Am Gymnasium stehen 14 Laternen mit Sensoren.

Von Knut Reiffert
Haan – Aus dem eher unscheinbaren Weg, der über die Diekermühle und die Horstmannsmühle um das städtische Gymnasium herumführt, ist eine echte Attraktion geworden. Denn dort gibt es ab sofort – ähnlich wie an der Verbindung zwischen Erika- und Hermann-Löns-Weg – eine bedarfsorientierte Beleuchtung. Allerdings in viel größerem Umfang. Gehören in Unterhaan gerade mal vier Laternen zur Anlage, so sind es im Hühnerbachtal 14 Stück, die über Erdkabel verbunden im Abstand von etwa 40 Metern stehen und den vor allem von Schülern, Wanderern und Fahrradfahrern genutzten Weg auf einer Länge von 400 Metern bei Dunkelheit ausleuchten.
Das Besondere an beiden Einheiten: Die modernen LED-Leuchten sind mit einer Sensorik ausgestattet, durch die das Licht bei Bewegung aufleuchtet, ansonsten aber gedimmt bleibt. „Das Licht läuft sozusagen mit den Passanten mit“, erklärt Frithjof Gerstner die innovative Technik. Er ist Kommunalmanager der Westenenergie, die Vertragspartner der Gartenstadt ist, was die Straßenbeleuchtung betrifft. „Insgesamt sind das rund 3500 sogenannte Laternen“, weiß Haans Tiefbauamtsleiter Guido Mehring.
Mit der Ausführung des rund 30 000 Euro teuren Auftrags war das Unternehmen Westnetz beauftragt, bei dem es sich um eine 100-prozentige Tochter der Westenergie handelt. „Die ohnehin schon energiesparenden LED-Leuchten werden durch nicht mal faustgroße Sensoren geregelt, wie man sie von Bewegungsmeldern an Wohnhäusern und Geschäften kennt“, erläutert Mark Gieseler als Beleuchtungsplaner von Westnetz. Im Gegensatz zum Fußweg zwischen Erika- und Hermann-Löns-Weg befinden sie sich nicht in der Leuchte selbst, sondern jeweils am Mast.
Die Gefahr, nach dem Passieren einer Leuchte ins Dunkle zu laufen, besteht nicht. „Man hat immer 50 Meter Sicht nach vorne und hinten“, verspricht Gieseler. „Denn wenn man sich im Radius von fünf Metern rund um eine Leuchte bewegt, werden auch die in Laufrichtung benachbarten auf 100 Prozent Helligkeit hochgedimmt. Die Haltedauer beträgt 60 Sekunden, erst dann wird wieder runtergedimmt auf zehn Prozent Grundhelligkeit“, erklärt der Planer den Stand-by-Modus. „Der ist von Einbruch der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang aktiv“, ergänzt Gerstner, „analog zur übrigen Straßenbeleuchtung in Haan.“
Zu den Vorteilen der neuen Anlage gehört neben der guten Ausleuchtung zweifellos ihr Energiespar-Effekt. Durch das Hoch- und Runterdimmen der Beleuchtung im Bedarfsfall spart man nach Angaben der Westenergie bis zu 70 Prozent des normalen Verbrauches.
Das sollte auch für eine schnelle Amortisierung der Mehrkosten von 115 Euro pro Stück gegenüber einer nicht bedarfsorientierten LED-Leuchte sorgen. Wobei zum im Preis inbegriffenen Leistungsumfang der Westenergie neben der Wartung auch ein Telemanagementsystem gehört. „Ich kann die Zeit- und Dimmvorgaben nicht nur über den PC aus dem Büro in Neuss jederzeit ändern, sondern auch über eine App auf dem Smartphone“, zeigt Gieseler die Flexibilität des intelligenten Systems auf, die möglicherweise bei einem Rettungseinsatz oder starkem Nebel gefordert sein könnte.

Vorbild für Beleuchtung des Haaner Bachtals

Neben der Klimafreundlichkeit und dem besseren Sicherheitsgefühl gerade in den Wintermonaten vergibt Haans Technische Beigeordnete Christine-Petra Schacht einen weiteren Pluspunkt für die Schutzwirkung der Tiere, die im angrenzenden Waldstück leben: „Auch die Lichtverschmutzung ist deutlich niedriger als bei Dauerbeleuchtung“, weiß sie.
Bei der Frage, inwieweit auf- und ablaufende Haustiere von den wärme-empfindlichen Sensoren erfasst werden und die Leuchten immer wieder zum Aufdimmen bringen“, musste Mark Gieseler auf Nachfrage des Haaner Treffs allerdings passen. „Dazu haben wir noch keine Erkenntnisse“, räumt er ein. Vorbeifahrende Fahrzeuge würden jedenfalls wahrgenommen. Grund für Sorgen, dass die neuen Leuchten durch Vandalismus beschädigt werden, sieht der Planer nicht. „Außer höchstens durch Graffiti, wie überall.“
Dass das mitlaufende Licht in Anbetracht der Vorteile nicht häufiger zum Einsatz kommt, erklärt Frithjof Gerstner wie folgt: „An vielbefahrenen Straßen macht es keinen Sinn und für kleinere, die über eine funktionierende Beleuchtung verfügen, rechnet es sich nicht, die Bestandssituation zu verändern.“
Nach Vorstellung von Christine-Petra Schacht könnte die neue Technik zum Beispiel bei der anstehenden Aufwertung des Haaner Bachtals zum Einsatz kommen. „Möglicherweise gehen wir da sogar noch einen Schritt weiter, in dem die Leuchten über eigene Solarkollektoren mit Energie versorgt werden.“
Haan geht ein Licht auf