XXL-Stadtrat ist eine logistische Herausforderung
Sitzungen können künftig nur noch im Gymnasium oder in der Gesamtschule stattfinden.
Von Knut Reiffert
Haan – Vincent Endereß wird zum 1. November neuer Bürgermeister der Stadt Haan. Gleichzeitig übernimmt der 34-Jährige für voraussichtlich fünf Jahre auch den Vorsitz des Stadtrats. Der präsentiert sich aufgrund der Ergebnisse der Kommunalwahl am 14. September gegenüber dem der Jahre 2020 bis 2025 personell stark verändert. Grund hierfür ist vor allem das Abschneiden der AfD, die mit fünf Ratsmitgliedern vertreten ist. Außerdem ist die Zahl der Sitze insgesamt von 34 auf 46 gestiegen.
„Die Überhangmandate kommen zustande, weil die CDU 16 Direktmandate geholt, insgesamt aber nur knapp 35 Prozent der Stimmen bekommen hat“, erklärt Endereß beim Redaktionsbesuch beim Haaner Treff. Für die Aufwandsentschädigung der zwölf zusätzlichen Mandatsträger geht er von einer mittleren fünfstelligen Summe aus.
„Schon bei 34 Mitgliedern war es schwierig, alle im Sitzungssaal des Rathauses unterzubringen. Vor allem wenn auch noch eine größere Zahl an Besuchern und Verwaltungsmitarbeitern zugegen war,“ blickt das neue Stadtoberhaupt auf die Erfahrungen aus den letzten fünf Jahren zurück. Dementsprechend muss der Stadtrat in der neuen Legislaturperiode umziehen. Entweder in die Aula des Gymnasiums oder in die Mensa der Gesamtschule. Je nachdem, welcher Raum zur Verfügung steht.
„Das ist eine logistische Herausforderung und viel Aufwand für die Stadtverwaltung“, weiß Endereß und denkt allein an das Auf- und Abbauen von Tischen, Stühlen oder der Mikrofonanlage. Die jeweiligen Hausmeister müssten Überstunden einlegen, weil keine Kapazitäten für die Sitzungen eingeplant seien. „Möglicherweise stehen sie dann für schulische Veranstaltungen nicht zur Verfügung“, fürchtet er.
Eine Lösung des Raumproblems könnte der Neubau eines Rathauses bringen – in welcher Form auch immer. „In den bisherigen Plänen war jedenfalls ein Versammlungsraum vorgesehen, der auch den Anforderungen des neuen Stadtparlaments genügen würde.“
Davon, dass die Aula des Gymnasiums an der Adlerstraße prinzipiell sitzungstauglich ist, konnten sich die Lokalpolitiker schon während der Corona-Jahre überzeugen, als zwischen den Tischen der Rats- oder Ausschussmitglieder ein Mindestabstand vorgegeben war, der im Sitzungssaal nicht eingehalten werden konnte. „Das hat den Umständen entsprechend gut geklappt“, erinnert sich Endereß.
Papierloses Arbeiten erleichtert die Standortwechsel
Dass während einer laufenden Ratssitzung kurzfristig Verwaltungsakten aus den Büros der Rathausmitarbeiter geholt werden müssten, sei die absolute Ausnahme und daher keine entscheidende Standortfrage. „Da ist es eben ein großer Vorteil, dass wir nahezu papierlos arbeiten. Über ein Tablet hat jedes Ratsmitglied Zugriff auf alle für eine Entscheidung relevanten Unterlagen.
Für ein normales Jahr – ohne beispielsweise Sondersitzungen für ein Bürgerbegehren – rechnet der künftige Bürgermeister mit fünf Zusammenkünften der insgesamt 46 Ratsfrauen und -männer.
In einen Dornröschenschlaf wird der zweifellos stimmungsvolle Sitzungssaal im Rathaus allerdings auch ohne die Zusammenkünfte der Ratsmitglieder nicht fallen. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Ausschüsse nicht zu groß werden“, hofft Vincent Endereß auf einen Konsens in der Haaner Lokalpolitik. Zuletzt hatten die großen Gremien 17 Mitglieder. Bleibt es dabei, könnte der Ratssaal weiterhin für die Sitzungen der elf Fachausschüsse genutzt werden. „Eigentlich sind es aber nur neun“, rechnet er nach. Grund Der Wahlausschuss und der Wahlprüfungsausschuss finden nicht in regelmäßigem Turnus, sondern anlassbezogen statt.
ERSTE SITZUNG
Die konstituierende Sitzung des neuen Haaner Stadtrats findet am Dienstag, 4. November, um 17 Uhr in der Aula des Gymnasiums an der Adlerstraße statt.
