Berühmter Sohn der Stadt wird 125
Emil Barth rückt mehr und mehr ins Bewusstsein der Haanerinnen und Haaner.
Von Antje Götze-Römer
Haan – Der Haaner Schriftsteller Emil Barth wäre am 6. Juli 125 Jahre alt geworden. Er verbrachte sein Jugend in Haan und absolvierte nach dem Besuch der Mittelschule eine Lehre im buchgrafischen Gewerbe. 1922 schrieb er sich als Gasthörer an der Universität München ein. Schon ab 1924 war er freier Schriftsteller.
1928 gibt Emil Barth sein literarisches Debüt mit einem schmalen Gedichtband, der von Leben und Tod seiner Mutter handelt. Dreißig Jahre später schreibt er als erst 58-Jähriger auf dem Sterbebett seine besten Gedichte.
Das kann man so auf der Internetseite des Rimbaud-Verlages nachlesen, der in diesem Jahr noch einmal Barths Roman „Das verlorene Haus“ in einer Neuauflage vorstellt.
Erst kürzlich wurde die Haaner Stadtbibliothek in Emil-Barth-Stadtbüchereiumbenannt. Dass der Schriftsteller mehr und mehr zurück ins Bewusstsein der Bürger seiner Heimatstadt gelangt, ist vor allem aber Wolfram Schneider-Mombaur zu verdanken, der nicht müde wird, das Andenken an Emil Barth lebendig zu halten.
Mit der Aktion „Emil Barth auf Schritt und Tritt“ verschafft Schneider-Mombaur dem Sohn der Stadt eine alltägliche Präsenz. Mittlerweile finden sich Zitate des Schriftstellers an 12 Stellen in der Gartenstadt. Der jüngste wurde erst kürzlich in der Friedrichstraße verlegt. Einen ausführlichen Bericht darüber lesen Sie in der nächsten Woche im Haaner Treff.
„Der 125. Geburtstag ist weiterer Anlass, um an einen zu Unrecht wenig gelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts zu erinnern“, meint auch die Stadt Haan, denn „seine Romane ‘Das verlorene Haus’ und ‘Der Wandelstern’ vermitteln neben den zentralen Themen Erinnerung und Verlust auch ein detailreiches Bild des Haaner Lebens im späten Kaiserreich“.
Weitere Werke wie das „Lorbeerufer“ und „Enkel des Odysseus“ würden dagegen seine Vielseitigkeit unterstreichen, das Kriegstagebuch „Lemuria“ dürfe als wichtiges Zeitzeugnis gelten. „Aber auch sein lyrisches Werk lohnt einen zweiten Blick“, empfiehlt Diana Klöckers-Wolf vom Kulturamt der Stadt Haan.
Die genannten Werke erhalten nun eine temporäre Sonderfläche in der Romanabteilung der Emil-Barth-Stadtbücherei am Neuen Markt 17, damit weitere Generationen von Leserinnen und Lesern diesen Autoren wiederentdecken können.
Das alles ist Wolfram Schneider-Mombaur aber noch nicht genug. Das Projekt „Emil Barth auf Schritt und Tritt“ wird erst mit dem 15. Zitat, das Haans Bürgersteige und Plätze zieren soll, vollendet sein. Auch denkt er laut darüber nach, ob es der Stadt Haan nicht gut zu Gesicht stünde, wenn eine Straße nach dem Dichter benannt würde.
Der Schriftsteller wurde im Becherhuus an der Kaiserstraße 47 geboren. Das Schieferhaus aus dem 18. Jahrhundert beherbergt heute eine Gaststätte. Die Familie zog später ein paar Häuser weiter in die Kaiserstraße 53. Dort, am damaligen Marktplatz, betrieb der Vater eine Buchbinderwerkstatt. Das spätere Ladengeschäft ‘Schreibwaren Max Barth’ wurde noch Jahrzehnte von Familienmitgliedern fortgeführt. Nach Zwischenstationen in Düsseldorf und Xanten lebte Emil Barth von 1943 bis 1955 wieder in seiner Geburtsstadt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Emil Barth mit zahlreichen Ehrungen bedacht. Er war Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. 1948 erhielt er den Immermann-Preis der Stadt Düsseldorf, 1953 den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.
1956 erhielt er die Ehrengabe der Thomas-Mann-Stiftung und Ehrengabe zum Bayerischen Literaturpreis sowie 1957 die Ehrengabe der Hermann-Hesse-Stiftung. Emil Barth starb am 14. Juli 1958 in Düsseldorf und wurde auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof begraben.
Sein Ehrengrab des Landes NRW war dort viele Jahre, wurde inzwischen aber eingeebnet. Die Grabplatte ist aber erhalten, ebenso sein Grabstein und der seiner Frau. Jeweils zu Allerheiligen wird Emil Barth dort im Rahmen einer Taschenlampenführung zu prominenten Grabstellen in die Erinnerung gerückt.
Die Grabplatte ist ein Objekt, das zum historischen Bestand des Düsseldorfer Nordfriedhofs gehört. „Dennoch wäre ein Abguss der Grabplatte in Haan an prominenter Stelle ein weiteres Zeugnis für den Sohn der Stadt“, meint Schneider-Mombaur und hofft, dass sich Sponsoren finden, die seine Idee gut finden und einen Abguss der Grabplatte sowie eine Verlegung in Haan unterstützen möchten.
