Wenn Trockenheit zur Dürre wird: So sicher ist Haans Trinkwasser

Das Haaner Trinkwasser kommt vor allem aus einer Solinger Talsperre. Doch was passiert, wenn der Stausee nach längerer Trockenheit leerläuft?

Von Andreas Tews 
und Knut Reiffert
Haan/Solingen – Im vergangenen Dezember hatte sich die Haaner Stadtwerke GmbH in einem Wettbewerb gegen andere Versorgungsunternehmen durchgesetzt und erneut die Konzession für die Trinkwasserversorgung der Bürgerinnen und Bürger der Gartenstadt erhalten. Und zwar für das ganze Stadtgebiet und gleich für vier Jahrzehnte.
Mit der Konzession verbunden ist auch ein Liefervertrag mit den Stadtwerken Solingen (SWS). Diese sind bis mindestens Ende 2046 Vorlieferant der Haaner Stadtwerke im Bereich Trinkwasser. Dementsprechend stammt das Wasser, das in Haan verbraucht wird, zu großen Teilen aus der Sengbachtalsperre in Solingen.
Rein rechnerisch trinken die Solinger und Haaner die idyllisch gelegene Talsperre zweimal im Jahr aus. Dies zeigt, wie wichtig Nachschub über Zuflüsse, Niederschlag und Schmelzwasser ist, erklärt Katrin Schirrmacher als Sprecherin der Solinger Stadtwerke. Doch auch bei einer langanhaltenden Dürre sollen die Wasserhähne in den beiden Nachbarstädten nicht versiegen.
Schirrmacher nennt Zahlen und Ausweichmöglichkeiten: Pro Jahr werden aus der Sengbachtalsperre 5 bis 6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gewonnen. Bei einem Normalpegelstand fasst der Stausee im Solinger Süden 2,8 Millionen Kubikmeter.
Aufbereitet wird das Wasser im nahe gelegenen Wasserwerk Glüder. Von dort wird das Trinkwasser in ein Ringleitungssystem eingespeist, über das auch Haan versorgt wird. In dieses System speist auch der Bergische Trinkwasserverband Wasser ein, das aus dem Wasserwerk Dabringhausen des Wupperverbandes und damit aus der auf Wermelskirchener Stadtgebiet liegenden Großen Dhünn-Talsperre stammt.
Für Trockenzeiten gibt es 
einen Notfallplan
Doch was passiert, wenn durch eine langanhaltende Dürre nicht mehr genügend Wasser in die Sengbachtalsperre nachfließt? Dann wird sie laut Schirrmacher künstlich befüllt.
Durch eine Überleitung können die Wasserversorger bis zu 2,5 Millionen Kubikmeter Rohwasser von der Großen Dhünn-Talsperre in die Sengbachtalsperre leiten. Dies bietet laut Schirrmacher viel Sicherheit. Die Große Dhünn-Talsperre sei schließlich die zweitgrößte Trinkwassertalsperre Deutschlands, erklärt sie. Aufgrund ihrer Kapazitäten sei die Versorgung gesichert, solange nicht mehrere trockene Jahre aufeinanderfolgten.
Diese Große Dhünn-Talsperre wurde in den 1970er-Jahren konzipiert, als man noch von weiter stark wachsenden Städten im Bergischen Land ausging. Dies kommt der Region in Zeiten, in denen immer wieder Dürren drohen, jetzt zugute.
Mitte April hatte der Wasserstand der Sengbachtalsperre bei einer Stauhöhe von etwa 34 Metern gelegen. Mitte Mai verzeichneten die Experten der Solinger Stadtwerke nach einer mehrwöchigen Trockenperiode immerhin noch einen Stand von 32,60 Metern. Zum Glück hat es seit dieser Messung wieder eine Handvoll größerer Niederschlagsmengen im Einzugsgebiet der Talsperren gegeben.
Umgerechnet auf das Speichervolumen heißt das: Vor drei Wochen lag es bei 2,15 Millionen Kubikmetern. Zum Vergleichszeitpunkt 2024 waren es 2,76 Millionen Kubikmeter. In Anbetracht einer Kapazität von 2,8 Millionen Kubikmeter bei einem Normalpegel, bedeutet das, dass die Füllmenge Mitte Mai 2025 bei 76,8 Prozent lag. Ein Wert, bei dem noch keine Überleitung aus der Großen Dhünn-Talsperre erforderlich ist.
Die wiederum lag zu diesem Zeitpunkt bei einem Speicherinhalt von 58,4 Millionen Kubikmetern, was einem Füllstand von rund 72 Prozent entspricht. Das ist nach Angaben der Solinger Stadtwerke zumindest für dieses Jahr ausreichend.