ePA birgt Chancen und Risiken für Patienten
Der Haaner Treff hat mit Prof. Dr. Edwin Bölke über die Elektronische Patientenakte gesprochen.
Haan – Seit dem 29. April wird die elektronische Patientenakte (ePA) in ganz Deutschland eingeführt. Zuvor wurde sie bereits in einigen Modellregionen getestet. Jetzt bekommen alle Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser nach und nach die nötigen Software-Updates für die ePA. Das kann noch einige Zeit dauern.
Spätestens ab Oktober soll die ePA dann überall einsatzbereit sein und für Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser verpflichtend genutzt werden.
Die elektronische Patientenakte (ePA) ist ein persönlicher, digitaler und lebenslanger Aktenordner für Gesundheitsdaten. Ärztinnen oder Ärzte, Krankenhäuser, Physiotherapeuten und andere medizinische Einrichtungen stellen medizinische Unterlagen ein, sofern der Patient dem nicht widersprochen hat. Auch der Patient selber kann dort Gesundheitsdaten einspeichern.
Auch privat Versicherte können eine elektronische Patientenakte nutzen, wenn ihre private Krankenversicherung die Möglichkeit einer ePA bietet. Hierzu gibt es aber keine Verpflichtung. Wer keine ePA möchte, Bedenken wegen der Datensicherheit hat oder noch abwarten will, wie sich die ePA entwickelt, kann bei seiner Krankenkasse online, schriftlich oder auch telefonisch widersprechen. Manche Krankenkassen bieten eigene Formulare für den Widerspruch oder eine bestimmte Onlineseite dafür.
Der Widerspruch bei der Krankenkasse kann jederzeit wieder rückgängig gemacht werden. Denn eine ePA für den Patienten angelegt.
Andere Länder wie Dänemark, Österreich und Spanien haben bereits ähnliche Systeme eingeführt. In Dänemark ermöglicht die digitale Gesundheitsakte eine umfassende Medikationsübersicht, während Österreich mit der „Elektronischen Gesundheitsakte“ seit 2015 arbeitet. Spanien nutzt die „Historia Clínica“ seit 2015, die eine nahezu flächendeckende Abdeckung erreicht hat. Das weiß der Haaner Arzt Prof. Dr. Edwin Bölke, mit dem der Haaner Treff über die Elektronische Patientenakte sprach.
Haaner Treff: Was ist das Ziel der Elektronischen Patientenakte?
Prof. Dr. Bölke: Seit 2025 wird die elektronische Patientenakte in Deutschland schrittweise für alle gesetzlich Versicherten eingeführt. Ziel ist es, medizinische Informationen wie Arztberichte, Diagnosen oder Röntgenbilder zentral zu speichern und behandelnden Ärzten schneller zugänglich zu machen. Auch in Haan stehen viele Praxen und Kliniken vor der Herausforderung, die neue Technik in den Alltag zu integrieren.
Haaner Treff: Was bedeutet das konkret für die Bürgerinnen und Bürger?
Prof. Dr. Bölke: Die ePA soll die Behandlung sicherer und effizienter machen: Ärzte, Therapeuten und Kliniken können auf aktuelle Informationen zugreifen und so Doppeluntersuchungen oder gefährliche Wechselwirkungen bei Medikamenten besser vermeiden. Gerade im Notfall kann ein schneller Zugriff auf lebenswichtige Daten entscheidend sein.
Haaner Treff: Viele Menschen sorgen sich aber um den Schutz ihrer Daten. Sind diese Sorgen berechtigt?
Prof. Dr. Bölke: Die Sorgen sind verständlich. Viele Haaner fragen sich: Wer darf meine Daten sehen? Und wie sicher sind sie? Grundsätzlich gilt: Versicherte behalten die Kontrolle. Sie können entscheiden, welche Informationen gespeichert werden und wer Zugriff erhält. Die ePA ist durch strenge gesetzliche Vorgaben geschützt. Trotzdem bleibt ein Restrisiko – wie bei allen digitalen Anwendungen.
Haaner Treff: Was müssen Versicherte tun?
Prof. Dr. Bölke: Ab 2025 werden alle gesetzlich Versicherten automatisch eine ePA erhalten. Wer dies nicht möchte, kann aktiv widersprechen („Opt-out“). Wer die Vorteile nutzen will, benötigt eine Freischaltung über die Krankenkasse und kann über Apps oder das Patientenportal seiner Kasse auf seine Akte zugreifen.
Haaner Treff: Welche Chancen sehen Sie für die Haaner?
Prof. Dr. Bölke: Für Haan bedeutet die Einführung der ePA auch eine Chance: Mehr Transparenz, bessere Koordination der Behandlungen und weniger Papierkram könnten den Alltag in Arztpraxen und Krankenhäusern erleichtern. Gerade für chronisch kranke oder ältere Menschen kann die ePA helfen, die Versorgung zu verbessern und Wege zu verkürzen. Es ist ein erster Schritt in eine moderne Gesundheitswelt. Die elektronische Patientenakte ist ein großer Schritt in Richtung Digitalisierung des Gesundheitswesens – mit viel Potenzial, aber auch mit berechtigtem Bedarf an Kontrolle und Transparenz. Wichtig ist, dass Patienten gut informiert werden und selbst entscheiden können, wie sie die neue Technik nutzen möchten. In Haan läuft derzeit die Vorbereitung auf Hochtouren – für eine Medizin, die moderner und vernetzter wird, aber auch weiterhin auf Vertrauen setzt.
Haaner Treff: Wie ist Ihre persönliche Einschätzung der ePA als Arzt?
Prof. Dr. Bölke: Mit der ePA können Behandlungsdaten schnell und sicher zwischen Ärzten, Kliniken und Apotheken ausgetauscht werden, was die Versorgung verbessert. Lobenswert ist die Zeitersparnis und die Vermeidung von Doppeluntersuchungen. Gleichzeitig warne ich vor den Herausforderungen wie Datensicherheit und Akzeptanz in der Bevölkerung.