Rockkonzerte funktionieren auch im kleinen Café

Pfingstrausch.Kultur präsentiert „Frau Bölke und das große Ganze“ in besonderer Location.

Von Sylke Jacobs
Gruiten – Rock statt Brötchen im Angebot. Das kleine Café, das an den Supernah-Markt angrenzt, hat sich am vergangnen Samstagabend kurzerhand in einen Rock-Club verwandelt. Die Band „Frau Bölke und das große Ganze“ rockten die ungewöhnliche Location mit selbst geschriebenen Songs und energiegeladener Expressivität. Wichtige Erkenntnis: Independent-Rock funktioniert nicht nur auf großen Bühnen. Ein Perserteppich als Display, Holzstühle für das Publikum, und die Backtheke als Bar tun’s auch.
Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Konzert kam von Dieter Jürgens, dem Kopf hinter dem Veranstalter Pfingstrausch.Kultur. Er liebt es, Musik an Orte zu bringen, an denen man sie nicht erwartet. „Ich war im Café, habe meinen Kaffee getrunken und dachte, hier könnte man doch ein Konzert machen“, erzählte er von der Ideenfindung. Supernah-Inhaber Christopher Bartels, war sofort dabei. „Warum nicht? Es passiert doch viel zu selten, dass so etwas einmal ausprobiert wird.“
Und da standen sie nun, Kirsten Bölke und ihre Bandkollegen und verwandelten den kleinen Raum in eine große Klanglandschaft. „Hallo Gruiten, wir sind gerne bei Euch!“, rief die Frontfrau ins Mikrofon. Keine große Ansage, kein künstliches Rockstar-Posing, einfach ehrlich und pur. Das Publikum hatte fast das Gefühl in einem Privatkonzert zu sein: vertraut, nahbar und trotzdem elektrisierend.
Dann setzten die ersten Akkorde ein, und plötzlich fühlte sich der Raum an, als wäre er doppelt so groß. Tiefe und Gefühl steckten in den hausgemachten Songs: „Drachen überm Meer“ erzählt von Muscheln am Strand, von Gedanken, die auf die Reise gehen. Intim wirkte auch das nächste Stück, das „Leere im Kopf“ heißt. Der Sound hatte Tiefe, der Bass dröhnte.
Rund 50 Besucherinnen und Besucher sorgten für ein gut besuchtes Konzert mit Wohnzimmeratmosphäre. Darunter waren Indie-Fans, Alternativrock-Liebhaber und auch Eltern mit Kindern.
An ungewöhnlichen Orten soll es weitere Konzerte geben
Initiator Dieter Jürgens gefiel‘s: „Musik gehört raus aus den immer gleichen Räumen – in eine alte Fabrikhalle, eine Kirche oder eben hier in ein Café neben dem Supermarkt.“ Jürgens, selbst Sänger und Songwriter, sprudelt vor Ideen: „Ich möchte Haaner Musiker zusammenbringen, Konzerte an ungewöhnlichen Orten stattfinden lassen .“
Die Idee zum ursprünglichen Pfingstrausch habe Thomas Krautwig von der Musikschule Haan gehabt, erklärt Jürgens. Er habe den Vorschlag gemacht, Leerstände in der Innenstadt zu bespielen. Das Format sei daraufhin kurze Zeit später mit einem Open-Air auf dem Neuen Markt, gestartet, berichtete Jürgens. Danach habe nochmal ein Event in diesem Rahmen stattgefunden, doch sei es kurze Zeit später eingeschlafen. Mittlerweile hat sich Pfingstrausch in Pfingstrausch.Kultur verwandelt.
Nach gut zwei Stunden inklusiv einer Pause, endete der Abend mit einem Konzert, das nicht von der Stange war. „Ich würde mal sagen, die Band ist virtuos, ausdrucksstark und vielseitig“, lautete das abschließende Urteil von Dieter Jürgens.