50 Jahre im Zeichen des Breitensports

1975 fand in Haan die erste Verleihung des Sportabzeichens durch einen Bürgermeister statt.

Von Antje Götze-Römer
Haan – In den 1970er Jahren war die Sportwelt noch eine andere – zumindest in Deutschland. 1972 fanden die Olympischen Spiele in München statt, 1974 wurde Deutschland ebenfalls in München Fußballweltmeister. Und: 1975 wurde das Sportabzeichen in Haan zum ersten Mal verliehen.
„In dieser Zeit wurde Sport vor allem in Vereinen betrieben“, weiß Herbert Raddatz. Der langjährige Vorsitzende des Sportverbandes Haan und Ehrenvorsitzende des Haaner Turnvereins erinnert sich noch genau, wie das vor nunmehr 50 Jahren war.
„Die Inspiration kam aus Hilden“, berichtet Raddatz. Dort führte Bürgermeisterin Ellen Wiederhold bereits in den 1960er Jahren offizielle Sportabzeichenverleihungen durch“. Das Sportabzeichen selbst gibt es bereits seit 1957.
Die Hildener jedenfalls dienten Jahre später als Vorbild für die Haaner. Bis es hier zur ersten offiziellen Verleihung kam, wurden die Sportabzeichen persönlich und privat – quasi im stillen Kämmerlein – an jährlich 20 bis 30 Personen verliehen. Die Zeremonie war von der Öffentlichkeit ebenso ausgeschlossen wie die Ausübung des Vereinssports – für Gewöhnlich jedenfalls.
Der „Stadtverband für Leibesübungen“ – der Vorgänger des heutigen Sportverbandes Haan – beschloss 1975 unter dem Vorsitz von Helmut Kampmann und Wilfried Ribbert in Haan eine offizielle und öffentliche Sportlerehrung durch die Stadt Haan zu initiieren.
Der frisch gewählte Sportwart des Stadtverbandes, Herbert Raddatz, wurde damit beauftragt mit Bürgermeister Franz Niepel zu sprechen und alles Notwendige in die Wege zu leiten. „Niepel war ein sehr durchsetzungsfreudiger Mensch, und ich konnte ihn von der Idee überzeugen“, erinnert sich Raddatz. Jedenfalls habe der Bürgermeister zugestimmt mit den Worten „Wir ziehen das durch“.
Niepel war es auch, der 1975 im Restaurant „Zum Dom“, die erste offizielle Sportabzeichenverleihung in Haan mit 32 Erwerbern und Prüfern durchführte. Seit dem ist es Tradition, dass der jeweilige Bürgermeister oder die Bürgermeisterin die Verleihung vornimmt, die mittlerweile im historischen Sitzungssaal des Rathauses stattfindet.
„Mit dieser Aufwertung hat das Sportabzeichen in Haan einen enormen Zulauf erfahren“, meint Herbert Raddatz.
Die praktische Umsetzung auf den Sportplätzen und in den Hallenbädern lag in den vergangenen drei Jahrzehnten in den Händen der Sportwarte Ferdinand Rock, Siegfried Funk und nun seit fünf Jahren bei Gunhild Teich. Die ehemalige Lehrerin der Grundschule Mittelhaan war auch maßgeblich daran beteiligt, dass an „ihrer“ Schule immer überdurchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler das Sportabzeichen erworben haben.
„Der Sportverband hat das Sportabzeichen in Vereinen, Schulen und Kindergärten beworben und zum Mitmachen aufgefordert“, beschreibt Herbert Raddatz den Prozess, der zum nachhaltigen Erfolg und zur Akzeptanz in der Bevölkerung für das Sportabzeichen gesorgt hat: ein Familiensportabzeichen wurde eingeführt, das Kindersportabzeichen in den Schulen oder das Mini-Sportabzeichen in den Kindergärten. Von ursprünglich 30 Erwerbern vor 50 Jahren ist die Gesamtzahl auf 800 bis 900 pro Jahr gestiegen.
„Im Verlauf der Jahrzehnte sind in Haan bestimmt 35.000 bis 40.000 Sportabzeichen verliehen worden“, rechnet Herbert Raddatz hoch. Die Rekordzahl wurde 2018 erreicht, als alle Haaner Schulen und Kindergärten mitgemacht haben. 987 Personen haben in diesem Jahr erfolgreich teilgenommen. Regelmäßig wird ein anderer „Richtwert“ erreicht: Seit Jahren belegt Haan in der Statistik des Kreissportbundes Platz drei oder vier hinter Ratingen, Langenfeld oder Mettmann. „Ein toller Erfolg“, freut sich Raddatz.
Dass das Sportabzeichen über die Jahre seinen Stellenwert in Haan erhalten und gesteigert habe, macht Herbert Raddatz „zufrieden“. „Wenn etwas funktioniert, wenn etwas zum Erfolg führt, bin ich zufrieden“, erklärt er seine zurückhaltende Euphorie. Der Erfolg sei jedoch nur möglich, wenn „man Menschen hat, die mitziehen“.
Mittlerweile ist der Sport mehr als nur wöchentliche Ertüchtigung im Verein hinter verschlossenen Turnhallentüren. Sport ist im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte mehr und mehr öffentlich geworden. Das mag an den Medien liegen, aber auch an den geänderten Bedürfnissen der Menschen, die nicht mehr straff durchorganisiert sein wollen, sondern sich eher in unkomplizierten Lauf-, Wander- oder Radgruppen treffen und sportlich aktiv sind. Beste Voraussetzungen für die Teilnahme am Sportabzeichen sind dies aber allemal.
Übrigens: Am heutigen Freitag, 7. März, wird Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke gemeinsam mit Sportwartin Gunhild Teich die Jubiläumssportabzeichen um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses an 109 Sportlerinnen und Sportler verleihen. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 919 Personen die Prüfungen zum Sportabzeichen erfolgreich abgelegt. „Die 1000er-Marke haben wir fest für nächstes Jahr im Visier“, freuen sich Herbert Raddatz, Gundhild Teich und die Prüferinnen und Prüfer auf viele Teilnehmer in diesem Jahr.
Die Abnahmen erfolgen ab dem 29. April in Haan und Gruiten. Die letzte Möglichkeit dazu wird am 28. Oktober sein.