Reichtum verpflichtet
Kommentar von Knut Reiffert
Haan – Seit Jahrzehnten gehört Haan zu den reichsten Städten in Nordrhein-Westfalen. Zumindest, wenn es nach dem geht, was seine Bürgerinnen und Bürger durchschnittlich auf der Tasche haben. In der aktuellen Auswertung des Landesamts für Statistik hat die Gartenstadt sogar noch einmal einen Platz gut gemacht. Und die Spirale wird weiter nach oben gehen, wie man beim Blick auf die prozentuale Einkommensentwicklung erkennen kann. Schon jetzt gibt es landesweit nur noch vier Kommunen, deren Einwohner ein höheres verfügbares Einkommen haben. Aber 391, in denen der Durchschnittswert zum Teil um mehr als 15.000 Euro darunter liegt. Ich frage mich immer wieder: Wie stellt man sich in diesen sogenannten armen Städten das reiche Haan vor?
Höchstwahrscheinlich als kleine, aber feine und smarte Gemeinde mit ausgezeichneter Infrastruktur, vorbildlichem Öffentlichen Nahverkehr und einer von vielen kleinen Boutiquen und Fachgeschäften geprägten Innenstadt.
Die Kaufkraft fließt nach Düsseldorf und Köln ab
Dass die Realität dem in weiten Teilen nicht entspricht, sieht jeder, der in unserer Stadt die Augen offen hält. Hier geht die Spirale eindeutig nach unten. Marode Straßen mit Schlaglöchern oder fehlenden Pflastersteinen nötigen mir selbst mit dem Mountainbike Respekt ab. Und spätestens, wenn man an den zahlreichen leerstehenden Ladenlokalen in der Innenstadt vorbei geht, muss man zu der Überzeugung kommen, dass etwas nicht stimmt mit der Umverteilung des Reichtums. Langandauernde Leerstände dürften angesichts der Kaufkraft, über die die besonders wohlhabenden Haanerinnen und Haaner verfügen, überhaupt kein Thema sein. Doch das Geld fließt ab – ganz offensichtlich nach Düsseldorf oder auch nach Köln. Dahin, wo es schick ist oder einfach auch nur Spaß macht, einkaufen zu gehen. Dass viele Haanerinnen und Haaner zum Arbeiten in die Rheinmetropolen pendeln, verschärft die Situation weiter.
Allerdings sollte sich jeder, der den lokalen Einzelhandel links liegen lässt, im Klaren sein, dass auch er einmal in ein Alter kommt, in dem eine Spritztour zum Shoppen oder Käffchen trinken in die Großstadt keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Wenn es dann in Haan kein adäquates Angebot mehr gibt, guckt man ganz tief in die Röhre.
Insofern verpflichtet Reichtum die, die ihn haben, schon aus ureigenem Interesse, möglichst viel ihres Geldes vor Ort, in Haan, zu lassen.
Verfügbares Einkommen der Haanerinnen und Haaner ist noch weiter gestiegen