Archivare der Stadt Haan sind nun Hüter eines wertvollen Schatzes
Jutta und Johann Peter Kratz haben der Stadt eine bemerkenswerte Sammlung als Dauerleihgabe überlassen.
Von Antje Götze-Römer
Haan – Im April diesen Jahres hat das Team des Stadtarchivs, Sylke Wickenkamp und Frieder Mari-Zeller eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten, die vornehmlich aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis circa 1900 entstammen, als Dauerleihgabe übernommen. Das älteste Dokument stammt sogar aus dem Jahr 1380.
Die Sammlung stammt von Jutta und Johann Peter Kratz, die bereits 2016, als Birgit Markley noch das Stadtarchiv leitete, einen sogenannten Depositalvertrag im Namen einer Erbengemeinschaft mit der Stadt Haan schloss.
Johann Peter Kratz, dessen Urgroßvater bereits den gleichen Vornamen trug, hatte die Dokumente auf dem landwirtschaftlichen Hof „Im Grund“ in Gruiten gefunden, als er 1947 auf Dessau kommend, in das Wohnhaus des Hofes einzog, der sich seit etwa 1840 im Besitz der Familie Kratz befand.
Als erste Eigentümerfamilie ist, so sagen es die Dokumente, die nun die Stadtarchivare wie einen Schatz hüten, eine Familie Forsthoff erwähnt. Deren Tochter heiratete 1681 Johannes Bennighofen, dessen Nachlass mit 61 teilweise amtlichen und unbekannten Unterlagen. Insbesondere die, die aus den Jahren 1808 bis 1815 aus seiner Tätigkeit bei der französischen Mairie – der Bürgermeisterei – Haan des seit 1808 von Napoleon selbst regierten Großherzogtums Berg stammen. „Die bisherige älteste kommunale Überlieferung im Stadtarchiv setzt vereinzelt für Haan 1834 und für Gruiten 1847 ein“, berichtet Sylke Wickenkamp über die Dokumente. Sie und Kollege Mari-Zeller haben 574 Verzeichniseinheiten mit jeweils einem oder mehreren Dokumenten in 21 Archivkartons säuberlich verpackt, 600 Fotos zur Schadensdokumentation erstellt und schließlich für die Recherche in die Archivdatenbank eingepflegt.
Im Laufe der Jahre nach dem Fund der Dokumente auf dem Hof der Familie hat Johann Peter Kratz angefangen diese zu sortieren und auch zu dokumentieren. „Da waren vor allem viele Verträge dabei“, berichtet der 90-Jährige, der mit seiner Frau Jutta immer noch in dem Wohnhaus des Hofes in Gruiten wohnt. Pachtverträge, Eheverträge, Kaufverträge und Ähnliches regelten teils sehr genau, wer zu was verpflichtet war. „Sogar, dass jeden Morgen der Kaffee gebracht werden musste“, schmunzelt das Ehepaar, das im vergangenen Jahr seinen 50. Hochzeitstag feierte.
Die landwirtschaftliche Tätigkeit auf dem Hof verdeutlichen Rechnungsbücher und ein vermutlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammendes Notizbuch mit einem Ledereinband, das Rezepte zur Behandlung von Krankheiten enthält. Auch das Tagebuch des Johannes Bennighofen ist noch da, in dem er unter anderem von Napoleons Schlachten berichtet, aber auch Wetterbeobachtungen niedergeschrieben hat.
„Mit einer Vielzahl von Briefen und Rechtsdokumenten bietet das Familienarchiv Kratz eine seltene spannende Forschungsgrundlage zur lokalen bäuerlichen Lebenswelt in rechtlicher, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht verwandtschaftliche Beziehungen zu Haaner Familien spiegeln sich in Erb- und Heiratsverträgen sowie Testamenten nieder“, ist Sylke Wickenkamp begeistert.