Hier trifft sich die ganze Welt

Treffen im „Café International“ bringen alle Nationen zusammen.

Von Sylke Jacobs
Haan – Jeden Samstag treffen sich im Haus an der Kirche an der Kaiserstraße Menschen vieler verschiedener Nationen, um miteinander zu kommunizieren, zu essen und vor allem, um Deutsch zu lernen. Sie kommen aus Afghanistan, dem Iran, dem Irak, der Türkei, Armenien, Angola, Bangladesch oder der Ukraine und treffen sich im 2015 ins Leben gerufene „Café International“.
Gudrun Obermeier war es, die das Angebot des „Café International“ ins Leben gerufen hat. „Ich stand zwar nicht mit den Fähnchen am Bahnhof als damals die ersten Flüchtlinge kamen, aber als Prädikantin der evangelischen Kirchengemeinde wollte ich für diese Menschen ein Gesicht sein und helfen“, erzählt Obermeier und erinnert sich, dass durch das Hinzustoßen von Petra van der Lest die Organisation schnell zu einem großen Ganzen zusammen fand.
Sich ehrenamtlich zu engagieren ist nämlich genau van der Lests Ding: „Damals war ich ehrenamtlich aktiv in der Vermittlung von Lehrstellen und Praktikumsplätzen für Schüler involviert. Über eine Bekannte bin ich dann auf das Café International gestoßen“, berichtete van der Lest. Hier sei ihr zum ersten Mal bewusst geworden, wie schwierig es für die Menschen ist Fuß zu fassen. Nicht nur das sie fremd seien und die Sprache nicht sprechen. In vielen Fällen würden Zeugnisse und Ausbildung nicht anerkannt.
Doch darin hatte sie Erfahrung: „Im Laufe der Zeit konnte ich rund 100 Menschen in Jobs und Praktikumsplätze vermittelt“, freut sie sich. „Viele haben sich etabliert und sind in einem festen Arbeitsverhältnis.“.
Hawkar Akad ist aus Kurdistan im Nordirak. Er ist stolz in einem festen Arbeitsverhältnis zu sein. „In Kurdistan habe ich meinem Vater geholfen, er war Immobilienmakler“, berichtet Akad, doch hier sei sein Abitur nicht anerkannt worden. So suchte er nach anderen Optionen, absolvierte die Realschule, machte seinen Abschluss und begann eine Ausbildung als Maler und Lackierer.
Dass er hierher geflüchtet ist, bereut er nicht, denn die politische Situation in Kurdistan sieht er als kritisch und die Wartezeit für ein Visum betrage bis zu acht Jahren.
Ins Café International kommt er regelmäßig. Zum einen wegen der Menschen, die ihn herzlich aufgenommen haben, zum anderen um auf spielerische Weise an seinen Deutschkenntnissen zu feilen. Seine bevorzugten Spieleklassiker sind „Ich packe meinen Koffer“ und „Teekesselchen“.
Sprachliche Unterstützung erhalten die Cafébesucher auch von Sinekka Keller. Als ehemalige Deutschlehrerin für Integrationskurse bei der VHS hilft sie beim Deutsch lernen. Dank einer Kooperation mit der Stadt Haan können die Lernenden zum „Büffeln“ auch Räume der Landesfinanzschule nutzen.
Am Samstag, 23. November, aber wurde geklönt, und das bei vollem Haus. „Wenn wir zum Essen einladen, kommen alle gern“, wissen Obermeier und van der Lest. Zu den „gewöhnlichen“ Treffen kommen manchmal nur einige wenige Menschen. Doch das gute Essen, zu dem jeder etwas mitgebracht hat, lässt sich keiner entgehen. „Unser Café findet immer wieder neue Freunde, die Menschen schätzen den persönlichen Bezug. Hier findet jeder ein offenes Ohr für seine Sorgen und Probleme. Im Café International ist jeder herzlich willkommen, auch Haaner“, sagt van der Lest.