Adler Apotheke schließt am Ende des Jahres
Mit der Schließung des Hauses an der Kaiserstraße endet eine 157-jährige Tradition.
Haan – Am 31. Dezember ist Schluss: Dann öffnet die Adler-Apotheke an der Kaiserstraße zum letzten Mal nach einer 157-jährigen Geschichte. Das Apothekensterben setzt sich in Haan fort.
1866 wurde eine Konzession zum Betreiben einer Apotheke in Haan von der Regierung in Düsseldorf ausgeschrieben und 1867 nach Kauf des Gebäudes (vormals Bierbrauerei) durch Apotheker Karl Claren eröffnet. „Endlich gab es nach vielen Gesuchen eine Apotheke für Haan“, berichtet Apothekerin Dr. Ulrike Peterseim aus ihrer Familiengeschichte, die eng mit der der Adler-Apotheke verbunden ist.
Drei Nachfolger von Claren und eine Vergrößerung des Apothekenhauses später – im Jahr 1917 – kam Peterseims Urgroßvater ins Spiel: August Fobes, dessen Porträt noch heute in der vielleicht schönsten und ganz sicher – historisch gesehen – authentischsten Apotheke Haans hängt. Von Köln war Fobes mit seinen fünf Kindern nach Haan gekommen, dessen Stadtkern sich mittlerweile prächtig entwickelt hatte und bebaut wurde.
Nach dessen Tod 1939 leitete sein Sohn Albert die Adler-Apotheke unter schwierigen Kriegs- und Nachkriegsverhältnissen. Die Bevölkerung musste versorgt werden – Arzneimittel wurden zu einem großen Anteil in Rezeptur und Labor hergestellt.
Seine Tochter Gisela Heuken und ihr Ehemann Dr. Bert Heuken engagierten sich in den 1950er und 1960er Jahren als junge Apotheker für eine zeitgemäße Einrichtung und die berufliche Ausbildung und Prüfung vieler Pharmazeuten aus der Region.
Nach dem Tod von Albert Fobes und Dr. Bert Heuken, der auch die Schwanen-Apotheke am Neuen Markt gründete, wurde die Adler-Apotheke entsprechend des damals gültigen Apothekenrechts 1977 an die Apothekerin Susanne Petsch übergeben.
Gisela Heuken führte die Schwanen-Apotheke mit großem persönlichen Einsatz weiter. 1992 übernahm Dr. Ulrike Peterseim die Adler-Apotheke und modernisierte zu Zeiten der Wiedervereinigung die Räume unter Rücksichtnahme auf den historischen Bestand.
2004 übergab Gisela Heuken die Schwanen-Apotheke an ihre Tochter Ulrike, die Adler-Apotheke wurde als Filiale weitergeführt. 2006 übernahm sie die Elefanten-Apotheke, zuletzt 2022 die Bergische Apotheke.
Nun also sollen an der Kaiserstraße die letzten Kunden am Silvestertag bedient werden. Welche Gründe haben Dr. Ulrike Peterseim zu diesem Entschluss bewogen? Der Haaner Treff hat nachgefragt.
„Da kommen viele Faktoren zusammen, auf die wir nun reagieren mussten“, erklärt Peterseim.
Da ist zunächst die finanzielle Komponente. „Seit 2004 haben viele Gesundheitsreformen die Arbeit in den Apotheken begleitet. Die Honorierung durch den Bund der Krankenkassen (GKV) wurde in diesem Zeitraum nur um wenige Cent angepasst“, weiß die Haaner Apothekerin aus leidlicher Erfahrung.
Die wirtschaftliche Grundlage sei den Apotheken von typischer Größe mehr und mehr entzogen worden, denn „die Schere zwischen Kosten und Ertrag öffnet sich immer weiter“. „Immer wenn ein Notdienst gefragt ist, wenn eine Rezeptur benötigt wird, wenn schnell eingesprungen werden muss, wenn menschliche Zuwendung gefragt ist , springen die lokalen Apotheken in die Bresche. Diese Struktur wird von der Politik systematisch zerschlagen“, kritisiert Peterseim.
Die Inflation mit in der Folge steigenden Personal- und Sachkosten, Mieten und Energiekosten trägt nicht minder zur Gesamtsituation bei. „Alles wird teurer und die Preise steigen, der Ertrag der Apotheken aber nicht“, bemängelt die Haanerin.
Diese finanzielle Schieflage gepaart mit Personalmangel, einer überbordenden Bürokratie und dem permanenten Arbeitsdruck durch Lieferengpässe lasse die Apotheken mit geringerer Kundenfrequenz sterben.
Im Fall der Adler-Apotheke gibt es aber darüber hinaus einen weiteren nicht zu unterschätzenden Aspekt: Die unmittelbare Nachbarschaft zur Abrissbaustelle für den Bau der neuen Polizeiwache.
Einerseits gibt es Schäden an den Wänden zu dem abgerissenen Gebäude durch eindringende Feuchtigkeit. Schränke und Möbel, die in diesem Bereich stehen, wurden sicherheitshalber auf „Stelzen“ gestellt, um ein Aufquellen zu verhindern.
Wann sich dieser Zustand ändert, ist derzeit noch nicht abzusehen, denn die Wiederaufnahme der Bauarbeiten könnten sich um viele Monate verzögern, weil es Unstimmigkeiten und unterschiedliche Rechtsauffassungen bezüglich einer Brandschutzmauer an der anderen Seite der entstandenen Baulücke zwischen der Stadt Haan und dem Eigentümer des betroffenen Gebäudes gibt. Der Haaner Treff berichtete. Ein Unsicherheitsfaktor, den Ulrike Peterseim nicht länger hinnehmen möchte.
Doch wie geht es weiter?
Derzeit finden in der Schwanen-Apotheke Umbauarbeiten statt, um den Kundenbereich zu erweitern. Ab dem Jahresbeginn 2025 wird das gesamte Team der Adler-Apotheke in der Schwanen-Apotheke tätig sein. Auch der langjährige Filialleiter der Adler-Apotheke, Dr. Koch, der zum Jahresende in den wohlverdienten Ruhestand geht, wird den Prozess des Übergangs begleiten. „In bewegten Zeiten werden die Apotheken Dr. Peterseim die Haaner Apothekentradition gemeinsam fortsetzen“, verspricht Dr. Ulrike Peterseim.