So viel Polizisten wie noch nie bei der Kirmes
Von Antje Götze-Römer
Vor dem Hintergrund des Anschlags in Solingen vor vier Wochen haben Experten das Sicherheitskonzept für die Haaner Kirmes überarbeitet.
„Das Sicherheitskonzept für die Haaner Kirmes war bereits gut, aber nach Solingen haben wir noch einmal kritisch darauf geschaut. Wir wollen wachsam sein und feiern“, eröffnete Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke eine Pressekonferenz am Donnerstag, 19. September, im Ratssaal. Zugegen waren neben Platzmeisterin und Leiterin des Ordnungsamtes, Andrea Kotthaus, Kreisdirektor Philipp Gilbert, Thomas Decken von der Kreispolizeibehörde sowie der Wachleiter der Polizei in Haan, Wolfgang Nellen.
Die Intention, sich den Spaß nicht verderben zu lassen, bekundeten alle Beteiligten. „Es besteht keine erhöhte Gefahrenlage“, betonte der Kreisdirektor und versicherte: „Wir werden alle Maßnahmen anwenden, die angewendet werden können“.
Um das Sicherheitsgefühl der Besucher zu erhöhen, wurde an mehreren Stellschrauben gedreht. Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) wird während der Kirmes nicht nur durch weiteres Personal der Haaner Verwaltung unterstützt, sondern auch durch Kolleginnen und Kollegen aus den Städten Monheim, Hilden und Erkrath. Terrorsperren an den Zugängen sind bereits seit einigen Jahren Standard. Zudem weisen großformatige Planen auf die Verhaltensregeln während der Kirmes hin. Dazu gehört in erster Linie – wie in einer Waffenverbotszone, zu der die Haaner Kirmes ausdrücklich gehört, üblich – , dass das Mitführen von Hieb- und Stichwaffen sowie scharfen Gegenständen verboten ist, und zwar unabhängig von der Länge der Klinge. Dafür hat die Kreispolizeibehörde die sogenannte strategische Fahndung von oberster Stelle genehmigen lassen. Damit wird der sogenannte Reul-Erlass durchgesetzt, was soviel bedeutet, dass Kontrollen ohne Anlass durchgeführt werden dürfen.
Auch die Polizei wird ihre Präsenz während der fünf Kirmestage in Haan deutlich erhöhen. „Wir waren noch nie so viele“, sagt Thomas Decken und betont: „Wir wollen in erster Linie Ansprechpartner sein“. Die Polizisten müssen dafür natürlich erkennbar sein. Andere sind „in Zivil“ unterwegs. Bereits im Vorfeld seien 17 Personen vom Besuch der Haaner Kirmes ausgeschlossen worden. „Wir werden auch im Vorfeld und im Umfeld kontrollieren“, kündigt Decken an.
Zudem wird die Polizei auf die Bereitschaftspolizei zurückgreifen können, falls dies nötig wird. Alles im Rahmen der Möglichkeiten, die beispielsweise ein Hochrisikospiel in der Fußball-Bundesliga möglich machen. „Wir sind gut vorbereitet. Die Kirmes war noch nie so sicher“. Und: „Wir verstehen auch überhaupt keinen Spaß, wenn unsere Partner wie das DRK, die Malteser oder die Feuerwehr angegriffen werden“. Für den Fall kündigte Decker empfindliche Geldstrafen oder eine Übernachtung in einer Zelle an.
Auf dem gesamten Kirmesgelände wurde ein Verbot des Konsums von Cannabis ausgesprochen. Zudem ist das gewerbliche Fotografieren und Filmen verboten. Präventiv weisen die Behörden auf die erhöhte Gefahr von Taschendiebstählen hin. Ebenfalls präventiv sind Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Rahmen der Projekte „Hingucker:innen“ zum Schutz vor K.-O.-Tropfen und „Luisa ist hier“, zum Schutz von Frauen vor Übergriffen, während der Kirmestage unterwegs.