Auszeichnung: Wenn Heimat lebendig bleibt

Bernd Wodrich hat den Rheinlandtaler des LVR für sein Ansichtskarten-Museum erhalten.

Von Antje Götze-Römer
Haan – Seit Donnerstag, 29. August, hat Haan einen vierten Empfänger des Rheinlandtalers des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Nach Dr. Werner Rees (1983 in der Kategorie Landes- und Regionalgeschichte), Harro Vollmar (1986, Denkmalpflege) und Volker Hasenfuß (2014, Naturschutz) erhielt nun Bernd Wodrich für sein Ansichtskartenmuseum an der Wilhelmstraße die Auszeichnung in der Kategorie „Kultur – Heimatpflege und Heimatgeschichte“. Mehr als 1.300 Ansichtskarten mit Motiven aus Haan und Gruiten stellt Wodrich seit 2006 in eigentlich privaten Räumen aus.
„Das Museum bereichert die Haaner Kulturlandschaft“, würdigte anlässlich der Verleihung Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke die Leistung des Haaners. „In unserer digitalen Welt ist die Ansichtskarte aus der Mode gekommen. Damit geht auch ein Stück Kultur verloren“, meinte Warnecke. Bernd Wodrich halte mit seinem Engagement eine Kunstform lebendig. „Ein besonderer Schatz, ein wichtiges Stück Heimat“.
Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, hielt die Laudatio und überreichte die Urkunde und den Taler.
Wodrich betreibt seit 2006 das private Museum mit historischen Ansichtskarten in der Erdgeschosswohnung seines Hauses. Dazu gehören die Karten, auf deren Vorderseite eine Abbildung eines Ortes oder Landschaft gezeigt wird. Auf der Rückseite sind meist persönliche Botschaften zu lesen wie Urlaubs- oder Geburtstagsgrüße.
„So sind im Haaner Ansichtskartenmuseum auch Menschen, Geschichten und Orte ge- und versammelt. Damit bewahrt Bernd Wodrich ein Stück Vergangenheit auf und macht lokale Erinnerung auf einzigartige Weise lebendig“, sagte Wilhelm.
Was vor etlichen Jahren mit einem Zufallsfund auf einem Trödelmarkt begann, hat sich mittlerweile zu einer echten und lebenslangen Passion entwickelt. In den vergangenen 18 Jahren wuchs die Ausstellung rapide an und wird mittlerweile in 64 großen Ausstellungsrahmen präsentiert.
Doch es sind nicht nur die zahlreichen Karten, die beeindrucken, denn mit den Karten sind auch historische Ereignisse und die Geschichten vom Alltag der Menschen verbunden. Dabei deckt die Sammlung einen Zeitraum von etwa 130 Jahren ab: Die älteste Ansichtskarte stammt aus dem Jahre 1896.
„Bernd Wodrich ist mehr als ein Bewahrer von Ortsgeschichten in Bildern. Gleichsam hält er die Erinnerung an die Geschichten der Menschen im Ort wach und bietet mit seinem Museum einen Anlaufpunkt für Austausch“, meint der Vertreter des LVR.
Wodrich selbst sprach ebenfalls von einer „Zeitreise ins historische Haan“, die mit einer Ansichtskarte, auf der ein Kriegerdenkmal in Haan zu sehen war, begann. Die Neugier habe ihn getrieben herauszufinden, wo denn diese Statue gestanden haben mag und führte zu einer unerschöpflichen Auswahl an Ansichtskarten, die zahllose Geschichten erzählen.
Er möge sich gar nicht ausmalen, wie viele dieser kleinen Schätze beispielsweise bei Haushaltsauflösungen verloren gingen, bedauerte der Wahlhaaner, der eigentlich aus Norddeutschland stammt und den es vor vielen Jahren nach Haan verschlagen hat in das Geburtshaus seiner Ehefrau, in dem sich das Museum befindet.
Gerne führt Wodrich Gespräche mit den Besuchern seines Museums, in denen persönliche Erinnerungen wieder wach werden. „So wird die Vergangenheit lebendig gehalten“.

Das Haaner Ansichtskarten-Museum an der Wilhelmstraße 6 öffnet nach telefonischer Vereinbarung unter 02129/6108. Der Eintritt ist frei.
Den Rheinlandtaler können Personen, Organisationen oder Unternehmen erhalten, die sich in besonderer Weise im Rheinland engagieren und dabei die Werte und Leitgedanken des LVR leben.