Gruitener segelt allen davon

Der Gruitener Simon Heindl wurde U21-Weltmeister in der olympischen 49er-Bootsklasse.

Haan – Die Sportwelt schaut seit der vergangenen Woche nach Paris, der Haaner Simon Heindl indes hat Los Angeles 2028 als Ziel fest im Blick. Und seine Aussichten sind gar nicht schlecht: Denn in der olympischen Bootsklasse der 49er holte der in Gruiten aufgewachsene Heindl zusammen mit seinem Segelpartner Conrad Jacobs (Werl) bei der diesjährigen Junioren-Weltmeisterschaft an der Küste Galiziens (Spanien), die vom 17. bis 21. Juli stattfand, den U21-Weltmeistertitel nach Deutschland. Mehr noch: Das Segler-Duo belegte nach 15 Wettläufen an fünf Tagen in der U23 Gesamtwertung auch noch Platz 3.
„Wir sind über glücklich! Es ist noch nicht fassbar“, freut sich der 19-jährige Heindl. Die Regatta verlief für die beiden Segler des Deutschen Nachwuchskaders, die vor zwei Jahren beide aus NRW ins Segelinternat des Olympiastützpunkts nach Kiel umgezogen sind, zu Beginn bei weitem nicht optimal. „Am Ende von Tag zwei der Regatta waren wir von den 60 Booten aus 24 Nationen auf einem scheinbar aussichtslosen Platz 32. Die Aufholjagd gelang uns dann aber am dritten Tag. Wir konnten in den vier Wettläufen an diesem Tag das Unmögliche möglich machen und jedes der vier Rennen mit Platz 2 abschließen. Damit gelang uns der Sprung nach vorne auf Gesamtplatz 7.“
An den letzten beiden Wettfahrttagen blieb es weiter spannend, da zwischen den Crews der Rangplätze 2 bis 10 nur wenige Punkte Abstand lagen. Doch das junge Team aus NRW behielt die Übersicht und konnte die schwierigen Windbedingungen für sich nutzen.
In der letzten Wettfahrt kamen sie als Erster durchs Ziel. Damit sicherten sich die beiden die Bronzemedaille in der Gesamtwertung. „Wir hatten das Glück auf unserer Seite und fanden mit den wechselnden Winddrehern im letzten Rennen ein Setting vor, das wir von unserem Trainingsrevier aus Kiel gut kennen“, erklärt Conrad Jacobs.
Simon Heindl ergänzt lächelnd: „Wir haben im letzten halben Jahr sehr wichtige Fortschritte gemacht, die uns bei den sehr wechselhaften Segelbedingungen und dem starken Feld schlussendlich geholfen haben”.
Die Segler-Fachwelt ist sich einig: Eine sensationelle Leistung, die hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt, zumal der Erfolg keine Eintagsfliege ist. So wurden die beiden im vergangenen Jahr in der inoffiziellen U19-Wertung bereits Vize-Weltmeister und zählen mit dem diesjährigen U21-Weltmeistertitel zu den vielversprechenden Talenten des deutschen Segelsports.
Das Segeln haben beide in ihrer Heimat NRW gelernt: Simon Heindl begann bereits 2014 in der Bootsklasse Optimist auf dem Unterbacher See beim Düsseldorfer Segelclub Unterbacher See seine Karriere als Segler, nachdem er zuvor unter anderem für den TSV Gruiten gekickt hatte.
Heindl erinnert sich: „Die familiäre Atmosphäre auf dem Gelände des Vereins direkt am Unterbacher See, sowie das Opti-Training, waren für mich als Kind perfekt und haben mir meinen Spaß am Segeln eröffnet.“ Später folgten zusätzlich Regionaltrainings am Leistungsstützpunkt des Segelverbandes NRW auf der Sechs-Seen Platte in Duisburg. „In dieser Zeit habe ich bei den verschiedenen Regatten sehr viele Segelreviere von NRW kennengelernt“, sagt Heindl.
Mit dem Wechsel 2020 in die olympische Bootsklasse 49er kam der Standortwechsel von Haan nach Kiel. Erst nur für das Training und dann ab Herbst 2022 auch ins Sportinternat, an dem Heindl in diesem Frühsommer zudem sein Abitur absolvierte.
Heindl und sein Mitstreiter Jacobs sind das jüngste Team im Nachwuchskader des DSV. Über den Weg sind sich die beiden indes erst in Kiel im Internat gelaufen, beide waren auf der Suche nach einem geeigneten Segelpartner. Ihre gemeinsame Vision: Eine Teilnahme an den olympischen Spielen. Seglerisch ist jetzt der nächste Schritt der Sprung in den Seniorenbereich, also Ü 23. Zuvor steht im September die Deutsche Meisterschaft in Eckernförde an. Die nächsten großen Regatten sind dann im kommenden Jahr die Europameisterschaft in Griechenland, sowie die Weltmeisterschaft in Italien.