Demenz kann auch junge Menschen treffen

Im August richtet das Demenznetz Haan eine Gruppe für junge Betroffene ein.

Von Antje Götze-Römer
Haan – Auf ein neues Terrain begeben sich die Mitarbeiterinnen des Demenznetzes Haan ab August. Dann nämlich wird es ein neues Angebot geben speziell für Menschen zwischen 45 und 68 Jahren, die an Demenz erkrankt sich.
„Diese Menschen haben ganz andere Bedürfnisse als diejenigen, die schon älter sind“, erklärt Jutta Barz, die das Demenznetz Haan leitet. In der Regel sind die jungen Menschen noch berufstätig, haben eine Familie, nicht selten mit Kindern, die noch im Haushalt leben. Die Grundsituation ist eine völlig andere als bei alten Erkrankten. Auch seien sie in der Lage technische Hilfsmittel wie eine Apple Watch oder Apps zu nutzen, um sich im Alltag selber zu helfen.
Mehr als 20.000 Betroffene
In Deutschland leben laut dem Landesverband Alzheimer NRW – Selbsthilfe Demenz etwas 20.000 bis 24.000 Menschen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren, die an Demenz erkrankt sind. Wie viele es in Haan sind, weiß Jutta Barz nicht. „Dazu gibt es hier noch keine Erhebungen“.
Aber es gibt seit zwei Jahren eine Selbsthilfegruppe für junge an Demenz Erkrankte in Mettmann. Die wird von Gabriele von Mauschwitz moderiert. Sie ist von der Alzheimer Gesellschaft im Kreis Mettmann und leitet das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe. Die Mettmanner Gruppe wird regelmäßig von acht jungen Menschen in Anspruch genommen. Eine weitere Gruppe gibt es in Ratingen, und in Velbert ist gerade in diesen Tagen eine sogenannte Tagesbetreuung speziell für junge Menschen eröffnet worden.
„Erfahrungen stehen natürlich noch aus“, betont Annelie Gilles, die gemeinsam mit Ursula Berns die neue Gruppe in Haan leiten wird. Die beiden moderieren auch die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit einer dementiellen Erkrankung in Gruiten, die einmal pro Monat stattfindet und mittlerweile sehr gut angenommen wird. Angehörige aus Haan haben die Möglichkeit die Selbsthilfegruppe in Haan zu nutzen, die ebenfalls im monatlichen Rhythmus stattfindet.
Ab August aber können die Betroffenen selber kommen. Jutta Barz ist davon überzeugt, dass der Bedarf dafür auch in Haan vorhanden ist.
„Wenn die Demenz in jungen Jahren auftritt, hat sie beachtliche Auswirkungen und erfordert eine Neuordnung des bisherigen Lebens, um trotz der Einschränkungen eine gewisse Lebensqualität zu erhalten oder zu erlangen“, erläutert Barz.
Ebenso stelle sich für die Betroffenen häufig die Frage, wie sie im Umgang mit Freunden, Nachbarn, Kollegen oder dem Arbeitgeber mit der Krankheit umgehen sollen: offen kommunizieren oder verschweigen? Mit wem kann man eher nicht, mit wem sehr wohl darüber sprechen?
Auch die Diagnostik ist bei jungen Betroffenen eher langwierig und schwierig. „Meist wird ein Burn Out oder eine Depression diagnostiziert, weil auch einige Mediziner noch nicht verinnerlicht haben, dass eine Demenz auch in jungen Jahren auftreten kann“, weiß Jutta Barz.
Solche und ähnliche Fragen und Problematiken können in der Selbsthilfegruppe „auf Augenhöhe“ mit anderen Betroffenen gestellt und besprochen, Erfahrungen ausgetauscht werden.
Das erste Treffen der neuen Gruppe findet statt am Dienstag, 13. August, von 18 bis 19.30 Uhr im AWO-Treff an der Breidenhofer Straße 7. Danach immer an jedem zweiten Dienstag im Monat zur gleichen Zeit. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Jutta Barz (siehe Infokasten).