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Noch im Juli wird das Sportlerheim in Gruiten zugunsten eines Neubaus abgerissen.
Von Antje Götze-Römer und Lothar Weller
Gruiten – Die Planung für das „Sportheim“ am Gruitener Sportplatz begann 1937. Es sollte zwei Scharräume, ein Führerzimmer, eine Feierhalle und eine Vierzimmerwohnung für die Aufsicht enthalten. Vor dem Haus war ein Appellplatz mit Fahnenmast vorgesehen. Diese Beschreibung macht deutlich, dass das Gebäude einem Zweck dienen sollte, zu dem die seit langem gebräuchliche, spätere Bezeichnung „Sportheim“ nicht passt.
Die Ausschachtungsarbeiten begannen im Mai 1938. Der Grundstein wurde am 14. Mai 1938 gelegt. Die Urkunde über die Grundsteinlegung nennt den Zweck, dem das Gebäude dienen soll, denn die Einleitung lautet: „Urkunde zum Gruitener Heimbau der Hitler-Jugend“. 1937 waren die Kosten für das HJ-Heim auf 32.000 bis 36.000 Reichsmark geschätzt worden. Am 10. Juli 1939 stellte der Gemeinderat fest, dass der Bau nur langsam vorankäme und teils mangelhaft ausgeführt worden sei. Am 17. November 1939 war der Kostenanschlag auf 47.000 Reichsmark angestiegen, der Bau aber noch nicht vollendet; durch den Kriegsausbruch waren alle Arbeiten vorläufig eingestellt worden. Wann die Bautätigkeit wieder aufgenommen und wann das Heim vollendet wurde, ist (bisher) nicht bekannt.
Im Lauf der Jahrzehnte sind einige Umbaumaßnahmen an den Gebäude durchgeführt worden. Und auch die Nutzung veränderte sich: Nicht nur aktive Sportler konnten das Gebäude nach dem 2. Weltkrieg nutzen: es gab einen Jugendtreff und auch der Sportverband Haan hatte in Gruiten seine Büroräume, bevor der TSV Gruiten die Alleinnutzung zugesprochen bekam für sein Vereinsheim, seine Geschäftsstelle und ein Fußballbüro.
Damit ist nun Schluss: In dieser Woche wurde ein Unternehmen mit dem Abriss des alten Gebäudes beauftragt. Kai Kipper, Kassierer des TSV Gruiten, geht davon aus, dass bis Ende Juli kommt die Abrissbirne kommen und so Platz schaffen wird für ein neues und modernes Haus, das dem Verein, den Sportlern und den Bürgern Gruitens gerecht wird.
Wenn alles nach Plan läuft, soll das neue Sportlerheim Anfang 2026 fertig gestellt sein.
„Mit dem Gebäude verbinden einige Gruitenerinnen und Gruitener auch viele Erinnerungen, deren sichtbarer Teil nun verschwinden wird“, meinen Frauke Heiden-Ziegert und Tanja Boes vom TSV Gruiten. Darum haben sie eine Veranstaltung organisiert, bei der die Menschen Gelegenheit haben, das Gebäude noch einmal zu begehen, Abschied zu nehmen und in den Erinnerungen zu schwelgen.
„Vielleicht mag der eine oder andere ja auch alte Fotos mitbringen“, sagen die Organisatoren.
Der Rundgang findet statt am Freitag, 12. Juli, um 18 Uhr. Treffpunkt ist vor dem Gebäude. Die Veranstalter machen darauf aufmerksam, dass das Haus zu diesem Zeitpunkt bereits leer geräumt sein und es keine Sitzgelegenheiten geben wird. Die Teilnahme ist kostenlos.