Auch Haan feiert 75 Jahre Grundgesetz

Im Park Ville d’Eu und auf dem Neuen Markt gab es am 23. Mai eine Geburtstagsparty für das Fundament unserer Demokratie.

Von Susanne Schaper
Haan – 75 Jahren sind vergangen, seit am 23. Mai 1949 das Grundgesetz verabschiedet wurde. Seitdem repräsentiert es die Grundwerte unserer Gesellschaft: Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit. Es legt die rechtliche Basis unseres Zusammenlebens fest und schützt die Menschenrechte. Auch in Haan wurde das Grundgesetz-Jubiläum gefeiert.
Die sechsköpfige Initiative Demokratie.Haan hatte das Fest organisiert, das um 18 Uhr im Park Ville d’Eu mit dem Hissen der Europaflagge begann. „Europa muss stark bleiben. Wir müssen unsere Wertegemeinschaft schützen und friedlich zusammenstehen. Europa darf nicht zerbrechen. Unsere erkämpfte Rechtsstaatlichkeit und unsere Menschenrechte sind Kostbarkeiten, die wir bewahren müssen. Und wir müssen uns dabei immer vor Augen halten, dass mit den Rechten der Demokratie nur acht Prozent der Erdbevölkerung leben dürfen“, erklärte Wolfgang Jegodowski als Vorsitzender des Haaner Stadtverbands der Europa-Union und Mitglied von Demokratie.Haan. Die Europäische Union (EU) sei auch ein Friedensgarant. „Können wir uns heute vorstellen, dass Italien Österreich angreift? Die EU sorgt seit über einem halben Jahrhundert für Frieden in Europa“, fügte er hinzu.
Fünf Schülerinnen der Haaner Gesamtschule trugen ein proeuropäisches Gedicht vor, das sie unter Anleitung ihres Lehrers Tobias Rempel selbst erarbeitet hatten. Im Anschluss zogen die rund 300 Teilnehmenden unter der Begleitung der Sambagruppe der Musikschule zum Neuen Markt.
Hier hatte sich schon das Sinfonische Blasorchester der Musikschule aufgebaut, das gemeinsam mit den Gästen Beethovens „Ode an die Freude“ spielte und sang. Das Lied dient bekanntlich als Europahymne und bildete einen würdigen Rahmen der Feier. Auch „Die Gedanken sind frei“ und die deutsche Nationalhymne erklangen auf dem Neuen Markt und sorgten für Gänsehautmomente. Neben den Musizierenden der Musikschule waren auch der Posaunenchor Gruiten, der Spontanchor Gruiten und zahlreiche Schüler des Haaner Gymnasiums an den musikalischen Darbietungen beteiligt. Dazwischen rezitierten Schülerinnen der Gesamtschule und Mitglieder von Demokratie.Haan die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes.
„Das ursprüngliche Provisorium hat sich als ein Glücksfall von unschätzbarem Wert für unsere Gemeinschaft erwiesen“, stellte Bettina Warnecke in ihrer Rede fest. „Die Mütter und Väter des Grundgesetzes legten darin nicht nur Gesetze und Vorschriften fest, sondern formulierten auch eine mutige Version für eine gerechte, freie und solidarische Gemeinschaft. Heute ist es das Fundament, auf dem unsere Demokratie und unser gesellschaftlicher Frieden ruhen, und es prägt unser Zusammenleben“, betonte die Bürgermeisterin. „Die Meinungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit, die Religionsfreiheit – all diese Rechte sind fundamentale Bestandteile unseres täglichen Lebens. Diese Werte sind keine Selbstverständlichkeit“, mahnte Bettina Warnecke und rief die Bürger zu politischem Engagement und zur Wahrung des sozialen Friedens auf und dazu, am 9. Juni zur Europawahl zu gehen.
„Ich finde ein freies Europa eine gute Idee. Schon als Jugendlicher war ich in verschiedenen Ländern unterwegs“, erklärte Rolf Rheinschmidt, der mit seiner Teilnahme an der Feier ein Statement setzen wollte. „Es war für mich eine Offenbarung, als es keine Grenzkontrollen mehr gab und wir das gleiche Geld hatten.“ Kürzlich habe er sich noch mit der Geschichte des Grundgesetzes beschäftigt. Es sei faszinierend, welche guten Gedanken, die Menschen damals hatten. „Das Grundgesetz bildet die Basis für unser Zusammenleben“, ist Rheinschmidt überzeugt.
„Ich bin 1938 geboren. In meiner Kindheit war ich nicht geschützt durch Gesetze“, erinnerte sich Hedi Hinnenberg. „Das Grundgesetz hat mich in meinem langen Leben begleitet, und es ist ein Grund zu feiern, dass wir dieses Gesetz haben.“