Haaner Unternehmer wird Betrugsopfer
Vermeintliches belgisches Unternehmen hatte für mehrere Tausend Euro Kaffee bestellt.
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Von Antje Götze-Römer
Haan – Für jeden Unternehmer ist es etwas Besonderes, wenn zum ersten Mal eine Messe mit einem eigenen Stand beschickt wird. So sollte es auch für Selcuk Karademir sein, der in Haan, Solingen und Mettmann Kaffeeröstereien nebst den dazugehörigen Gastronomien betreibt.
„Neben den Cafébetrieben beliefern wir auch Lebensmittelketten wie REWE oder Edeka sowie Hotels und Cafés“, erklärt Karademir. Und um genau dieses Geschäft auszubauen, hat der rührige Unternehmer einen Messestand auf der Internorga in Hamburg im März gebucht. Vor allem seine kompostierbaren Kaffeekapseln können ein hochinteressantes Produkt für potenzielle Kunden sein. Es sollte in einem Desaster enden, denn Karademir wurde Opfer eines Betruges, der ihn rund 50.000 Euro gekostet hat.
Auf der Messe sei es zu einigen guten und vielversprechenden Kontakten gekommen. Wenige Wochen nach der Messe erreichte den Haaner eine E-Mail, die vermeintlich von der belgischen Lebensmittelkette Delhaize – in Deutschland vergleichbar mit etwa REWE – stammte. „Das war alles hochprofessionell aufgezogen, ich habe nicht den Hauch eines Verdachts gehabt“, berichtet Karademir.
In den ersten Verhandlungen ging es um 1.000 Kilo Kaffee in Tüten sowie 200.000 Kaffeekapseln – ein enormer Auftrag für den Haaner. Schlussendlich einigte man sich auf 1.000 Kilo Kaffee und 30.000 Kapseln, die in drei Margen an den Auftraggeber geliefert werden wollten. Die Umverpackungen wurden in den Sprachen Französisch und Englisch produziert und schließlich ging die erste Lieferung samt Rechnung im Mai nach Belgien.
Vorfall in Hamburg deckt Betrug auf
Zwei Tage nachdem eine Spedition die Ware abgeholt hatte, rief Karademirs Großhändler an und berichtete über einen Betrugsfall in Hamburg über 20.000 Kilo Kaffee, die lediglich an eine Scheinadresse ausgeliefert worden wären, wenn nicht der Spediteur des Hamburgers aufmerksam geworden wäre, der wusste, dass an der genannten Lieferadresse kein Firmensitz des Lebensmittlers Delhaize ist.
In Hamburg konnte der Schaden weitgehend verhindert werden, in Haan lagen derweil die Nerven blank.
In Zusammenarbeit mit der Polizei wurde vereinbart, dass die zweite Lieferung der zweiten Marge zum Schein abgearbeitet werde, um die Betrüger vor Ort in Belgien auf frischer Tat zu ertappen. „Die Aktion hat leider nicht geklappt, an der genannten Lieferadresse war niemand mehr anzutreffen“, berichtet Selcuk Karademir.
Wie es weiter geht, steht derweil in den Sternen. Laut Polizei ist die Chance die Täter zu schnappen oder gar die Ware zurückzuerhalten gleich Null. Auch eine Versicherung für den Betrugsfall hatte Karademir nicht, so dass er auf dem Schaden von rund 50.000 Euro wohl sitzen bleiben wird, während alle Zahlungsverpflichtungen erhalten geblieben sind, die Rechnungen von Lieferanten müssen schließlich bezahlt werden. Betrug hin oder her.
„Ich gehe mit diesem Vorfall nun an die Öffentlichkeit, weil ich andere vor solchen Betrügern schützen möchte. Gerade auch den Kollegen in der Kaffeebranche bin ich das schuldig“. Demnächst steht eine weitere Messe in Frankfurt an, an der Karademir mit einem Gemeinschaftsstand teilnehmen wird. Er möchte auch diese Gelegenheit nutzen, um möglichst viele auf die Betrugsmasche, der er zum Opfer gefallen ist aufmerksam machen.
Vor einigen Wochen erreichte eine E-Mail aus Kroatien den Haaner. Eine Firma war an großen Mengen seines Kaffees und der Kapseln interessiert. Karademir würde liefern – aber nur noch gegen Vorkasse.