Quartett und Klarinettist begeistern

Die fünf Musiker präsentierten mit sichtlichem Vergnügen Musik auf hohem Niveau.¶

Haan – Das Boem Streichquartett und Soloklarinettist Harald Hendrichs ließen Stücke des 18. und 19. Jahrhunderts erklingen und verzauberten das Publikum am vergangenen Freitag, 21. April, im ausverkauften Forum der Alten Pumpstation in Haan.
„Wir haben das Konzert schon vor fast fünf Jahren geplant. Es musste wegen Corona immer wieder verschoben werden“, erklärte Jochen Füge, erster Vorsitzender des Kulturvereins, der das Konzert ausgerichtet hatte, in seiner kurzen Begrüßungsansprache.
Für viele Besucher war es der erste Besuch des Kulturforums, nachdem dieses im Jahr 2021 umgebaut wurde und einen Glaskubus in der Mitte des Raumes erhalten hatte. Anfängliche Skepsis, was die Qualität der Akustik betrifft, wurde schnell ausgeräumt – einige Besucher testeten sogar verschiedene Stand- (beziehungsweise Sitzorte) im Raum.
Groß war also die Spannung als zunächst die vier Streicher den Raum betraten und mit „Crisantemi“, dem Streichquartett von Giacomo Puccini, den Abend eröffneten. Puccini hatte „Crisantemi“ (Chrysanthemen) 1890 geschrieben. “Anlass war der Tod eines Freundes, deshalb die Blumen der Trauer“, erzählte Clemens Ratajczak, der kurze Einleitungen zu den Werken gab. So war diese Musik passend zum Thema eingängig, aber auch sehr schmerzlich. Man hörte förmlich das Seufzen und Klagen, das die Musiker an ihren Instrumenten meisterhaft aufnahmen.
Als nächstes dann das „Razumowsky-Quartett“ von Ludwig van Beethoven, das zunächst auch melancholisch startet, dann aber schnell in die Beethoven-typische Freude wechselt. Clemens Ratajczak setzt an der ersten Violine die Impulse, welche von Angelo Bard (2. Violine), Alexander Senazhenski (Viola) und Christian Fagerström (Cello) feinsinnig entgegengenommen werden. Gemeinsam reizten sie den harmonischen Reichtum des Stücks durch feinste Nuancen in Phrasierung und Artikulation aus.
Technische Meisterschaft und enorme Interpretationstiefe, sowie feinfühlige Musikalität sichern einen äußerst vergnüglichen Beethoven. Das Publikum lauschte hochkonzentriert, in den kurzen Spielpausen war kein störendes Geräusch zu vernehmen.
Nach der Pause dann ergänzte Soloklarinettist Harald Hendrichs das Quartett. Gemeinsam spielten sie das Klarinettenquartett A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. „Mozart liebte den facettenreichen Klang der Klarinette, die erst um 1750 entwickelt wurde, sehr“, erläuterte Harald Hendrichs, „sie bringt die ganze Skala der menschlichen Empfindungen zum Ausdruck.“
Die Streicher und der Klarinettist hatten sichtlich Freude am gemeinsamen Spiel. Spieltechnische Gewandtheit und temperamentvolle Virtuosität überzeugen in allen Sätzen. Dass die Musiker offensichtlich schon oft gemeinsam musiziert haben, zeigte sich an dem erforderlichen „blinden“ Verständnis – manchmal mit einem kurzen Blickkontakt – das bei den zahlreichen Wechseln in Tempo und Dynamik notwendig ist.
Hendrichs spielt die Klarinette unglaublich weich, nie drängt sie sich vor den Streichern in den Vordergrund, die die neuen Themen in der Musik einführen.
Nicht enden wollender Applaus und Standing Ovations bewiesen zum Schluss, wie sehr das Publikum diesen besonderen Abend genossen hat. Die Musiker bedankten sich mit dem Klarinettenquartett von Carl Maria von Weber.