Haan hat jetzt ein „Sternenkinderfeld“

Ab sofort gibt es in Haan einen Trauer- und Gedenkplatz für sogenannte Sternenkinder.

Haan – Das Feld auf dem Städtischen Waldfriedhof hat eine Größe von 32 Quadratmetern. Gerade blühen dort gelbe Narzissen und blaue Perlhyazinthen. In der Mitte des Feldes steht eine Stele aus einem lachsfarbenen Kalkstein.
In der oberen Hälfte sind auf jeder Seite aus cremefarbenen Kalkstein Reliefs angebracht, die einen Teddy und einen Zug mit Luftballons zeigen, Sterne, Schmetterlinge sowie einen Regenbogen mit Sternen. Darunter Trost spendende Sprüche. Der Haaner Steinmetz Tobias Kartz hat die Stele entworfen, hergestellt und gespendet.
Neben dem Blumenfeld steht ein gusseiserner Pavillon mit etwa fünfeinhalb Metern Durchmesser, der noch mit Rosenranken bepflanzt und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet wird. Angrenzend gibt es einen Blühwiesenbereich und eine Sumpfzone. Auf den ersten Blick bildet das Ensemble einen fröhlichen Anblick – und doch ist der Platz einem traurigen Anlass gewidmet.
Hier können verwaiste Eltern, deren Kind vor, bei oder kurz nach der Geburt gestorben ist, dieses in einem Einzelgrab bebeerdigen zu lassen. Familien haben damit ab sofort eine Gedenk- und Trauerstätte, in die sie sich in Ruhe zurück ziehen können.
Das Sternenkinderfeld ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtverwaltung mit den örtlichen Bestattern, der evangelischen Kirche, der Christlichen Hospiz- und Trauerbegleitung sowie dem Steinmetz.
Da Haan keine eigene Entbindungsstation mehr hat, wird die Beerdigung der zu früh verstorbenen Kinder bislang von den Krankenhäusern organisiert, in dem die Mütter entbunden haben.
Meist werden sie dann in Sammelgräbern bestattet oder, wenn es sich um sehr frühe Schwangerschaften handelt, auch im Krankenhaus verbrannt.
„Mit dem Sternenkinderfeld heben wir uns von anderen Städten und Kommunen ab, weil hier Einzelbestattungen möglich werden“, erklärt Gartenbaumeister Peter Kannemann vom städtischen Betriebshof.
Eigentlich sollte das Sternenkinderfeld schon 2021 eröffnet werden. Corona, Lieferschwierigkeiten beim Baumaterial und der Ukraine-Krieg verzögerten die Öffnung.
„Um so mehr freuen wir uns, dass das Feld nun fertig ist. Es ist ein ganz besonderer Tag“, sagte Kirsten Walter von der Christlichen Hospiz- und Trauerbegleitung, und auch Bürgermeisterin Bettina Warnecke bezeichnete das Sternenkinderfeld als „Herzenswunsch“, den sie schon lange gehegt habe.
Steinmetz Tobias Kartz hatte schon vor Monaten deutlich gemacht, dass ihm das Sternenkinderfeld ein persönliches Anliegen ist: „Als wir die ersten Gespräche geführt haben, war gerade mein Sohn geboren. Ich bin so dankbar und glücklich darüber. Man mag sich kaum vorstellen, wie furchtbar es ist, sein Kind zu verlieren. Daher war es mich sofort klar, etwas zur Trauerbewältigung beizutragen.“
20 bis 30 Prozent der Schwangerschaften gehen laut Pro Familia verfrüht zu Ende, die meisten Fehlgeburten finden innerhalb der ersten sechs Wochen statt.
Erst langsam werden Tot- und Frühgeburten aus der Tabuzone geholt. Seit 2013 besteht die Möglichkeit, auf frist- und formlosen Antrag eine beurkundete Bescheinigung vom Standesamt zu erhalten.
Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Bestattung erst ab einem Geburtsgewicht ab 500 Gramm.
„Stirbt ein Kind während der Schwangerschaft, ist für die Eltern nichts mehr, wie es war. Die Eltern können ab der Feststellung des Todes oder nach der pränatal-medizinischen Diagnose zu uns kommen und sich beraten und begleiten lassen“, bietet Stefanie Huhn, Begleiterin früh verwaister Eltern bei der Christlichen Hospiz- und Trauerbegleitung an.
Auf dem Haaner Waldfriedhof können die Angehörigen nach der Bestattung entweder einen maximal 25 mal 25 Zentimeter großen Findling oder eine maximal 20 mal 20 Zentimeter große Grabliegeplatte auf die Grabstätte legen und selbst gestalten.
Bepflanzung und Pflegemaßnahmen übernimmt die Stadt Haan. Der Graberwerb kostet 33 Euro die Beisetzung noch einmal 43 Euro.