Ende der Südstadt-Planung findet große Zustimmung

Landrat erklärt, Umsetzung des Konzepts für die K 5 wäre ein großer Schildbürgerstreich.

Von Knut Reiffert
Haan – Es war ein Paukenschlag, als Landrat Dr. Thomas Hendele und Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke am Dienstag, 15. November, in einer kurz vor Redaktionsschluss der vorangegangenen Ausgabe des Haaner Treffs anberaumten Pressekonferenz über den Ausstieg aus der vor fünf Jahren im „Verkehrsführungskonzept Südstadt Haan“ festgeschriebenen Planung informierten. Denn tatsächlich beschäftigt die Belastung der Martin-Luther- und der Turnstraße vor allem durch Schwerlastverkehr von und nach Solingen die Politik schon seit mehr als zehn Jahren.
Obwohl die Entscheidung erst in einem fortgeschrittenen Planungsstadium fiel, wird sie von den Ratsfraktionen begrüßt (siehe unten). So offensichtlich sind die von Dr. Stephan Kopp (Technischer Dezernent Kreis Mettmann) und Guido Mering (Leiter Tiefbauaumt Haan) aufgezählten Probleme, die die Realisierung des Konzepts mit sich gebracht hätte. „Es wäre machbar, würde aber bei hohen Kosten weder für Anwohner, Fußgänger sowie Auto- und Radfahrer eine Verbesserung bringen“, begründet Kopp die Entscheidung zum Ausstieg. „Eine Umsetzung wäre ein Schildbürgerstreich erster Güte“, pflichtet ihm Hendele bei.
Allein für die vorgesehene Einmündung der Turnstraße auf die Kaiserstraße (B 228) nennt Kopp acht Knackpunkte, die eher für eine Verschlechterung der Situation als für eine Verbesserung oder zumindest die Wahrung des Status Quo geführt hätten. Dazu zählt, dass man den Verkehr auf der Turnstraße ab der Kirchstraße auf zwei schmalen Spuren hätte führen müssen, um lange Rückstaus zu vermeiden. Um das möglich zu machen, wären die Bürgersteige wesentlich schmaler als bisher ausgefallen. Außerdem wären auf der Kaiserstraße mehrere Fußgängerüberwege weggefallen.


Bezirksregierung hat beim Ausstieg das letzte Wort


Das Konzept auf Basis des sogenannten Runge-Gutachtens von 2017 sah als zentrale Punkte vor, den aus dem Ittertal kommenden Verkehr ausschließlich durch die Turnstraße zur B 228 zu leiten. Dafür sollte deren Einbahnstraßenrichtung gedreht werden. In Gegenrichtung sollte der Verkehr aus dem Haaner Zentrum nur noch über die ebenfalls zur Einbahnstraße umfunktionierte Martin-Luther-Straße ins Ittertal und weiter nach Solingen abfließen.
Zu diesem Zweck war neben der bereits als Kreisstraße (K) geltenden Turnstraße auch die Martin-Luther-Straße von der Gemeindestraße zur K 5 hochgestuft worden. Der Landrat geht nicht davon aus, dass diese Regelung jetzt rückgängig gemacht werden muss. „Das werden Frau Warnecke und ich mit der Bezirksregierung klären“, sagt er. Denn die Düsseldorfer müssen einer Beendigung der Planung ebenso zustimmen wie der Haaner Stadtrat und der Kreistag. „Ich gehe davon aus, dass die Bezirksregierung in Anbetracht unserer plausiblen Begründung mitziehen wird“, zeigt sich Hendele optimistisch. Rückblickend stellt er fest, dass es bei einem Straßenverkehrsprojekt im Kreis Mettmann noch nie so eine intensive Bürgerbeteiligung – während der Pandemie auch mehrfach online – gegeben hätte, wie bei der K 5 in der Haaner Südstadt.
Den späten Zeitpunkt der Entscheidung begründet Kopp damit, dass Leistungsfähigkeitsberechnungen für die neue Verkehrsführung erst in einem „gewissen Bearbeitungsbestand“ möglich gewesen sein. Wobei er einräumt, dass sich das Ergebnis der Fahrzeugzählungen im August 2022 nur unwesentlich von dem aus dem Jahr 2017 unterschieden hätte.
Was von den Planungen übrig geblieben ist, ist eine einfache Sanierung der Fahrbahndecken von Turn- und Martin-Luther-Straße durch den Kreis. Dessen Bauausschuss hat die Entscheidung darüber am vergangenen Donnerstag ohne Beschlussempfehlung an den Kreisausschuss überwiesen. Stimmen der und auch der Kreistag zu, hofft Kopp auf einen Beginn der Bauarbeiten im Sommer 2023.

Kosten

Gesamtmaßnahme Rund fünf Millionen Euro hätte die Umsetzung des Verkehrsführungskonzepts Südstadt Haan gekostet.
Bisherige Planung 120 000 Euro sind bereits ausgegeben worden – auch für die intensive Bürgerbeteiligung.
Sanierung Für die Verbesserung der Fahrbahnen von Turn- und Martin-Luther-Straße steht „ein mittlerer sechsstelliger Betrag“ im Raum.

Kommentar: Große Lösung ist machbar

Auszüge aus den Stellungnahmen der Fraktionen