Velorouten versprechen großen Nutzen

Wege-Ausbau soll Radler schnell und sicher nach Düsseldorf, Wuppertal und Ohligs bringen.

Von Knut Reiffert
Haan – Unter anderem um direkte und schnelle Radverkehrsverbindungen geht es beim Integrierten Regionalen Mobilitätskonzept für den Kooperationsraum „Zwischen Rhein und Wupper“ (IRM). Bei den avisierten Streckenführungen spielt das Haaner Stadtgebiet zweimal eine wichtige Rolle.
So macht sich vor allem der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) für einen Ausbau der schon als Waldweg bestehenden Verbindung von Unterhaan bis zum ICE-Halt am Solinger Hauptbahnhof in Ohligs stark. Dafür müsse im Abschnitt zwischen der Steinkulle in Haan und dem Wilzhauser Weg auf Solinger Stadtgebiet nur die Streckenqualität durch eine wasserdurchlässige Asphaltdecke und gegebenenfalls eine Beleuchtung verbessert werden, heißt es.
„Ein Knackpunkt ist dann aber der Übergang über die Bahnlinie zum Caspersbroicher Weg“, sagt Lorenz Hoffmann-Gaubig, der für den ADFC im Projektbeirat des IRM sitzt. „Da kann es schon mal zehn Minuten dauern, bis die Schranken wieder hochgehen.“ Eine Brücke sei hier zweifellos die komfortabelste Lösung.
Außerdem möchte der ADFC, dass die Radfahrer im letzten Abschnitt auf dem Weg zum Hauptbahnhof an den Gleisen entlang über die Bahnbrücke über die Kasperstraße geführt werden. Damit würden die Tiefe des Lochbachtals und mehrere gefährliche Kreuzungen umfahren.
Am Hauptbahnhof stieße die geplante Radroute, die sogar noch weiter über Langenfeld bis nach Leverkusen skizziert ist, auch auf die schon weitgehend realisierte Veloroute, die von Wuppertal über Solingen und Hilden nach Düssseldorf-Benrath führt. Die tangiert am Wibbeltrather Weg zwar auch das Haaner Stadtgebiet, ist aber für Radfahrer aus der Gartenstadt nur relevant, wenn sie nach Solingen-Gräfrath oder -Wald fahren möchten.

Machbarkeit der Expressroute ist nachgewiesen
Wesentlich interessanter für die vielen Düsseldorf-Pendler aus Haan und Gruiten ist dagegen eine neue Veloroute, die Wuppertal und die Landeshauptstadt weitgehend entlang der A 46 verbinden soll. Sie basiert auf der vom ADFC vorgeschlagenen und zum Teil auch schon mit laminierten Plakaten ausgeschilderten Expressroute. Hierfür liegt seit kurzem eine Machbarkeitsstudie vor, die die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Abstimmung mit Wuppertal, Düsseldorf und dem Kreis Mettmann in Auftrag gegeben hatte. Sie besagt in erster Linie, dass der Nutzen der Strecke wesentlich höher sei als ihre Kosten.
Ab der Haaner Stadtgrenze zu Wuppertal am Wibbelrather Weg führt sie über den schon bestehenden Radweg in Richtung Gräfrather Straße (L 357). Kurz bevor diese erreicht wird, könnten die Radfahrer neuen Überlegungen zur Folge über eine Rampe hinunter zur Elberfelder Straße (B 228) und um die als Polnische Mütze bekannte Kreuzung herum auf die Gruitener Straße geführt werden. An dieser kann auf dem Radweg bis zur Kreuzung mit der Straße Obgruiten (Stropmütze) gefahren werden. Dort führt der skizzierte Verlauf der Veloroute parallel zur Autobahn über die Straßen Brill und Mahnertmühle und quert dabei die Ellscheider Straße. Im Bereich der Anschlussstelle Haan-West biegt die Route links auf die Flurstraße ab. Ab Kellertor wird vom zunächst vorgesehenen Verlauf durch die Hildener Heide und am Eselsbach entlang zum Südufer des Unterbacher Sees abgesehen, weil ein Ausbau entsprechend den Vorgaben für eine Radvorrangroute in punkto Breite und Fahrbahnbelag mit dem Naturschutz kollidiert.

Neue Variante führt über Brücke nach Hochdahl
Stattdessen soll die Führung ab Flurstraße zunächst über einen Wirtschaftsweg nördlich der Straße am Kellertor erfolgen. Dem folgt die Route über die Autobahnüberführung und geht schließlich auf Hochdahler Gebiet in die Straße Eickert über. Von dort geht es entlang der Sandheider, der Max-Planck- und der Gerresheimer Landstraße zur Rothenbergstraße sowie über das nördliche Ufer des Unterbacher Sees ins Düsseldorfer Radwegenetz, das unter anderem bis in die Innenstadt führt.
Für die Planung, den Grunderwerb und die Umsetzung der für die Ertüchtigung der neuen Veloroute erforderlichen Maßnahmen kommt die Machbarkeitsstudie auf eine Gesamtsumme von 6,1 Millionen Euro – ohne jährliche Kosten für Betriebstechnik und Unterhalt. Wobei für die Stadt Haan im Vergleich zu den anderen Kommunen mit knapp 1,5 Millionen Euro der größte Anteil an fallen würde (siehe unten).
In diesem Zusammenhang macht das Planungsbüro IGS Ingenieurgesellschaft Stolz mbH als Autor der Machbarkeitsstudie aber darauf aufmerksam, dass für die Finanzierung der neuen Veloroute verschiedene Förderprogramme des Landes und des Bundes zur Verfügung stehen. Diese könnten die Umsetzung der Veloroute unterstützen und beschleunigen.
In Anbetracht der aktuell „extrem guten Förderbedingungen“ und dem forcierten Bestreben der Städte Wuppertal und Düsseldorf geht Lorenz Hoffmann-Gaubig davon aus, dass der Ausbau auf Haaner Stadtgebiet schon im nächsten Jahr beginnt.
Das sieht Guido Mering als Tiefbauamtsleiter der Gartenstadt nicht so. „As soon as possible“, gibt er zwar als Wunsch aus, doch mit einem Baustart in 2023 rechnet er nicht. Unter anderem, weil die Maßnahme aufgrund der vorgegebenen Standards „unverschämt teuer“ werde. Klar sei auch, dass die innerstädtische Anbindung an die beiden Velorouten – oder auch deren Verbindung – durch neue Radwege wieder schmerzliche Abstriche für Autofahrer mit sich bringen würden. „So wie wir es jetzt schon beim Wegfall der Parkplätze am Schlagbaum erleben.“

Radwege sind Thema im nächsten Fachausschuss
Merings Mitarbeiter Michael Kutscha, der für die Stadt Haan im Projektbeirat des IRM sitzt, weist zudem darauf hin, dass die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie auch noch mit dem neuen Radwegekonzept des Kreis Mettmann abgeglichen werden müssen.
Thema sollen die geplanten Radschnellwege auch in der nächsten Sitzung des Umwelt- und Mobilitätsausschusses am Dienstag, 22. November, um 17 Uhr in der Aula des Gymnasiums sein.

Kommentar: Das Ende der Radlosigkeit

Aufteilung der Kosten

Haan 320 000 für Planung / 1 145 000 Euro für Baumaßnahmen.
Erkrath 165 000 / 855 000 Euro.
Düsseldorf 115 000 Euro / 605 000 Euro.
Wuppertal 30 000 / 90 000 Euro.
Kreis Mettmann 105 000 / 295 000 Euro.
Land NRW 555 000 / 1 815 000 Euro.