Das Ende der Radlosigkeit

Kommentar von Knut Reiffert

Haan – Mit dem Fahrrad von Wuppertal-Cronenberg nach Haan in die Redaktion – und abends wieder zurück? Noch vor fünf Jahren hätte ich das für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten. Heute ist es eher die Regel als die Ausnahme. Wobei ich ausgerechnet am Tag des Verkehrschaos‘ rund um die A 46 im Auto saß und viel länger gebraucht habe, als auf zwei Rädern.
Es gibt einige Faktoren, die dazu führen, dass ich das Fahrrad heute im Alltag nutze. Ein ganz wichtiger: Ich kann frei entscheiden, welche Mobilitätsform ich wähle. Kein Gesetz, kein öffentlicher Druck und (noch) kein Spritpreis zwingen mich zum Umsteigen. Wobei die Öffentlichen für meine Bedürfnisse wirklich ein Graus sind. Bei Bus und Bahn massiv nachzubessern, ist in meinen Augen entscheidend, wenn sich das Mobilitätsverhalten ändern soll. Bei 12 Grad und trockenem Wetter lässt es sich auch im November passabel radeln. Aber wenn ich an Eis und Schnee denke, beruhigt es mich sehr, über ein wintertaugliches Fahrzeug zu verfügen. Es abzuschaffen ist für mich aktuell keine Option. Zumal ich auch gerne Auto fahre. Ob gut, sei dahingestellt.

Innerstädtisch gibt es mehr Potenzial für den Umstieg


Dass ich – wie immer mehr Menschen – mit dem Rad zur Arbeit fahre, hängt sicherlich auch mit den ertüchtigten Radwegen zusammen, die ich fast durchgehend nutzen kann. Die sind schon ganz schön gut.
Und natürlich wären noch besser ausgebaute Velorouten ein weiterer Fortschritt. Allerdings auch ein teurer.
Für viel wichtiger als diese Fahrradautobahnen halte ich ohnehin eine Verbesserung der innerstädtischen Fahrradinfrastruktur. Bei Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen fahren, sehe ich ein viel größeres Umstiegspotenzial, als bei Pendlern die von Wuppertal nach Düsseldorf und zurück müssen.
Dass neue Radwege in der Stadt nicht möglich sind, ohne den Raum für fahrende und parkende Autos zu verknappen, ist auch Haans Tiefbauamtsleiter Guido Mering bewusst. Er fürchtet regelrechte Verteilungskämpfe, wenn er allein an die erforderlichen innerstädtischen Zubringer zu den Velorouten denkt. Er weiß aber auch, dass es in Anbetracht des Klimawandels keine Alternative zur Mobilitätswende gibt.

Velorouten versprechen großen Nutzen