Schweine futtern Getreide aus dem eigenen Anbau

Moritz Kölsch setzt in Gruiten auf Mast mit Aspekten der Nachhaltigkeit.

Von Sylke Jacobs
Gruiten – Der Landwirtschaftsbetrieb an der Mettmanner Straße, umschlossen von rund 40 Hektar zugehöriger Ackerfläche, hat sich auf die Mast von Schweinen spezialisiert. „Dieser Betrieb spannt den Bogen zwischen konventioneller und biologischer Schweinemast“, erklärte Agrarbetriebswirt Moritz Kölsch anlässlich einer Besichtigung der Mastanlage, die dank Dr. Karl-August Niepenberg stattfinden konnte.
Der aus Siegen-Wittgenstein stammende Landwirt, entschied sich 2019, Teilbereiche des traditionell geführten Hofes in Gruiten zu übernehmen. Sein Konzept: Formen nachhaltiger Landwirtschaft mit Wirtschaftlichkeit und unter Berücksichtigung des Klimaschutzes zu verbinden.
Ende 2021 begannen die Umbauarbeiten – größtenteils in Eigenregie. Die oberen Stallungen, rund 30 Jahre alt, wurden im Sinne der artgerechten Tierhaltung, komplett saniert. „Die Halle ist ein sogenannter Kaltstall oder auch Offenstall. Das heißt, die Halle ist nicht voll klimatisiert, sondern der Luftaustausch geschieht über die Dachklappen, die zudem natürliches Licht reinlassen“, berichtet der 30-jährige Schweinemäster. Komfortabel für die Tiere sei auch die Haltung auf Stroh. Zum einen für das Wohl der Tiere. Zum anderen würde durch das Kauen der Tiere an den Halmen, der Verdauungsprozess angeregt.

Den Acker bestellt Kölsch schonend – ohne Pflug


Der junge Landwirt entschied sich darüber hinaus, das Futter für die Tiere selbst anzubauen – ohne Gentechnik. „Da schließt sich der Kreis“, findet Kölsch. „Ackerbau und Schweinemast aus einer Hand bedeutet für mich, dass ich die Nahrung auf das Tier abstimmen und nach Bedarf – also Größe, Gewicht, Wachstumsprozess – anpassen kann. „
Das Basisfutter bleibt immer gleich: Gerste und Mais. Lediglich der Haferproteinanteil variiert. Ein weiterer Vorteil: Man bleibt unabhängig gegenüber Dritten“, fügt Kölsch hinzu.
Den Acker bestellt der staatlich geprüfte Agrarbetriebswirt, der an der Fachschule für Agrarwirtschaft Köln-Auweiler studiert hat, pfluglos. Ein schonendes Verfahren zum Erhalt der Biodiversität und zum Schutz der Insekten und Pflanzen. Angebaut werden auf dem Hof Gerste, Mais, Kartoffeln, Raps und saisonal wechselnd Weizen, Rüben sowie weitere Getreidesorten.
Die Arbeit auf dem Hof stemmt der Westfale größtenteils allein. Hilfe bekommt er von seiner Freundin, vom Betriebsleiterehepaar, das den Hof derzeit noch mit bewirtschaftet – insbesondere den Kartoffelanbau.
Maßgeschneidert ist auch das Vertriebskonzept. Die in Gruiten angesiedelte Metzgerei Adolf Rauschmann nimmt rund 75 Prozent der Ware von Kölsch ab. Damit ist die Transportkette besonders kurz. Per Traktor und Anhänger werden maximal sechs Tiere zur Schlachtung angeliefert. Die Bezahlung erfolgt pro Stück nach Kilo.
Kölschs schlachtreife Schweine wiegen zwischen 130 und 140 Kilogramm. Von ihrer Ankunft im Mastbetrieb bis hin zum Abtransport ist das eine durchschnittliche Zunahme von 90 Kilogramm.
„Die frisch eingetroffenen Tiere wiegen um die 45 Kilogramm und nehmen täglich 850 bis 900 Gramm zu“, erläuterte Kölsch noch einmal genauer. Bei ihm an der Mettmanner Straße blieben sie ungefähr dreieinhalb Monate, alle fünf Wochen kämen etwa 70 neue Ferkel hinzu.
„Der ganze Prozess in meinem Betrieb ist optimiert“, stellt Kölsch klar. Das gilt auch für die die Verwertung von Stallmist. Der wird in Gruiten gesammelt und an eine Biogasanlage verkauft, die wiederum Gülle daraus gewinnt. Ein beispielhafter geschlossener Kreislauf, also.